Handyman Jack - Story-Sammlung
eine gelblich-weiße Farbe annahm.
Er schaffte es erst nach sieben Uhr abends wieder nach Hause. Das ganze Dezernat war in Aufruhr. Es war der erste Durchbruch in diesem Fall. Es war nicht viel, aber es war zu einem Kontakt gekommen. Das war das Wichtigste. Und auch wenn Harrison in der eigenen Einschätzung nichts getan hatte, was das rechtfertigte, hatte er doch das Lob des Commissioners und die Gratulationen diverser anderer Stellen entgegengenommen, bevor er das Büro verlassen hatte.
Aber was für Harrison am wichtigsten war, war die in dem Anruf deutlich gemachte Bereitschaft des Killers – verdammt, hätte er doch nur einen Mitschnitt machen können –, dass er aufhören wollte. Sie hatten nicht eine gottverdammte Spur mehr als gestern, aber der Anruf gab Anlass zu der Hoffnung, dass dieses Schreckensszenario in Kürze ein Ende finden könnte.
Martha wartete mit dem Essen. Die Kinder waren gebadet und bettfertig und warteten auf ihren Gutenachtkuss. Er umarmte sie beide und goss sich dann einen großen Scotch ein, während Martha sie ins Bett brachte.
»Fühlst du dich so müde, wie du aussiehst?«, fragte sie, als sie aus dem Schlafzimmer zurückkam.
Sie war eine stattliche Frau mit strahlend blauen Augen und natürlichen dunkelblonden Haaren. Harrison prostete ihr mit seinem Glas zu.
»Der Ausdruck ›todmüde‹ hat eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen.«
Sie gab ihm einen Kuss, dann setzten sie sich zum Abendessen.
Er hatte ein paarmal mit Martha telefoniert, seit er vor zwanzig Stunden das Haus verlassen hatte. Sie wusste von dem Anruf des Gesichtersammlers, von der neu auf gekeimten Hoffnung im Dezernat, aber er war froh, dass sie jetzt nicht davon anfing. Er wollte einfach nicht mehr darüber reden. Stattdessen saß er vor seinem kalt werden den Hackbraten und rang mit den Bildern, die den ganzen Tag am Rande seines Bewusstseins gelauert hatten.
»Woran denkst du gerade?«, fragte Martha.
Ohne nachzudenken sagte Harrison: »Annie.«
»Was für eine Annie?«
»Meine Schwester.«
Martha senkte ihre Gabel. »Deine Schwester? Kevin, ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast.«
»Jetzt nicht mehr. Aber ich hatte eine.«
Sie sah ihn bestürzt an. »Kevin, ist alles in Ordnung? Ich kenne deine Familie seit zehn Jahren. Deine Mutter hat nie auch nur einmal …«
»Wir reden nicht über Annie, Martha. Wir versuchen, nicht an sie zu denken. Sie starb, als sie fünf war.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Annie war … entstellt. Sie war schwerbehindert. Sie hatte nie wirklich eine Chance.«
Mache Kofferraum von innen auf. Klettere raus. Haus von dem Detective Harrison hier. Nacht kalt. Kalt sein gut. Luft in Kofferraum machen krank.
Licht hier. Schnell andere Seite von Haus.
Hier dunkel. Niemand da. In Fenster schauen. Dunkel, aber gut sehen. Da zwei Kinder. Schlafen. Weggehen. Nicht wollen, dass weinen.
Weiter um Haus. Der Detective Harrison mit Frau. Sitzt Tisch nahe Fenster. Muss Frau von Detective Harrison sein. Hübsch, aber nicht klasse-schön. Nicht Mama-Gesicht. Nicht wie die, die totmachen.
Gucke von hinter Baum. Hungrig. Sie nicht essen Essen. Reden-reden-reden. Kann nicht hören.
Der Detective Harrison mehr reden. Nettes Gesicht. Nette Augen. Da etwas ganz furchtbar traurig. Nicht zeigen. Er verstehen. Gehört in Stimme am Telefon. Er verstehen. Er der, der machen Schluss mit Totmachen.
Tag lang Auto von Detective Harrisons beobachten. Ganzer Tag am Haus von Polizei. Gesehen, wie kommen-gehen viele Male. Als dunkel, Kofferraum mit Kralle aufmachen. Mitfahren. Fahren lang. Was wohl für Stadt sein?
Der Detektive Harrison sehen hierher. Schauen wie letzte Nacht. Darf nicht sehen. Darf nicht!
Harrison hielt mitten im Satz inne und starrte aus dem Fenster. Er spürte ein Kribbeln auf der Haut.
Wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
Es war genau wie in der letzten Nacht. Irgendwas war draußen im Garten und beobachtete sie. Er bemühte sich, etwas in der baumbestandenen Dunkelheit draußen vor dem Fenster zu erkennen, aber er sah nur Schatten in Schatten.
Aber irgendwas war da! Er konnte es fühlen!
Er stand auf und schaltete die Außenlichter an. Er hoffte, nein, er betete, dass der Garten draußen leer sein würde.
Er war es.
Er lächelte, um seine Erleichterung zu verbergen, und sah zu Martha hinüber. »Ich dachte, der Waschbär wäre wieder da.«
Er ließ die Lampen brennen und setzte sich wieder an seinen Platz. Aber die
Weitere Kostenlose Bücher