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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zusah, wie sich ein einzelner Stern durch den Nachtdunst abzeichnete, landete eine dicke Wanstfliege direkt über ihm auf dem Rost, und versuchte sich hindurchzuquetschen. Ihr Säuresack drückte gegen die Gitterstäbe und wölbte sich in die Lücken zwischen den Stahlstangen, aber das Insekt war zu dick. Mit wütendem Surren hob sie wieder ab und flog davon.
    Er hätte froh sein sollen, glücklich, doch noch einen sicheren Zufluchtsort gefunden zu haben. Stattdessen brach er in Tränen aus. Warum auch nicht? Es war niemand da, der ihn sehen konnte. Er war allein, verletzt – er blutete immer noch ein wenig –, er fror, er war müde und hungrig, hatte nichts zu essen, kein Geld, kein Transportmittel, und versteckte sich jetzt in einem Regenwasserablauf, wo dreckige abgestandene Brühe langsam seine Schuhe durchweichte. Er steckte wirklich in der Scheiße.
    Er stieß ein gezwungenes Lachen hervor, das den Kanal hoch und runter hallte. Wenn schon mit nichts anderem, konnte er sich wenigstens damit trösten, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte.
    Etwas platschte rechts von ihm im Wasser.
    Hank erstarrte und lauschte. Was war das, oh Gott, was war das gewesen? Eine Ratte? Oder etwas Schlimmeres – etwas viel, viel Schlimmeres?
    Er hob die Füße ganz vorsichtig aus dem Wasser und stemmte sie gegen die gegenüberliegende Wand. Falls da etwas durch das Wasser kam, würde es unter ihm hindurchlaufen. Er spähte nach rechts in die Dunkelheit und strengte Augen und Ohren an, um zu sehen, ob sich da etwas rührte.
    Nichts.
    Aber von links hörte er jetzt ein hastiges Trippeln, das sich näherte … zahllose winzige Klick- und Schabgeräusche, als etwas – nein, das war mehr als nur ein Wesen! – mit Tausenden von Füßen durch die Betonröhre des Abflusskanals auf ihn zukam.
    Mehr Spritzgeräusche jetzt von rechts, heftiger als zuvor. Hastiges, erregtes, gieriges, hektisches Spritzen, das näher kam, auf ihn zuraste. Im Kanal wimmelte es plötzlich von Geräuschen und Bewegungen und alles kam auf ihn zu.
    Hank wimmerte vor Furcht und ließ seine Füße wieder ins Wasser plumpsen, während er die Handflächen gegen das Gitter rammte und es aus seiner Einfassung stieß. Aber bevor er das Gitter ganz geöffnet hatte, schloss sich ein Paar zangenförmiger Greifer um seinen Knöchel. Er schrie vor Angst und Schmerz auf, schob aber weiter. Ein weiteres Paar Kauwerkzeuge verbiss sich in seinen linken Oberschenkel. Seine Füße wurden unter ihm weggezogen und er stürzte in dem brackigen Wasser auf die Knie.
    Und dann, im schwachen Licht durch den Rost, konnte er sie sehen. Riesige Tausendfüßler mit kräftigen Beißwerkzeugen, wie der, der aus dem Mund des Leichnams im Eingangsbereich seines Wohnhauses gekrochen war. In dem Rohr wimmelte es von diesen Kreaturen; anderthalb, zwei, sogar drei Meter lang. Die, die ihm am nächsten waren, hoben die Köpfe und klickten bedrohlich mit den Zangen. Hank schlug nach ihnen, versuchte, sie auf Abstand zu halten, aber sie waren zu wendig, wichen seinen Schlägen aus und verbissen sich in ihn, bohrten die nadelspitzen Enden ihrer Zangen in seine Arme und Schultern. Der Schmerz und der Schock waren unerträglich. Sein Schrei hallte durch das von hektischer Bewegung erfüllte Rohrsystem, als er auf den Rücken heruntergezerrt wurde. Die Arme wurden über seinen Kopf gezogen und seine Beine lang ausgestreckt, bis er längs in dem Rohr lag. Kaltes Wasser durchtränkte seine Kleidung und lief über seinen Rücken. Und dann stürzten sich noch mehr von diesen Viechern auf ihn, wuselten über ihn hinweg. Ihre zahllosen, klauenbewehrten Füße zerkratzten seine Haut, die Zangen zerfetzten seine Kleidung, arbeiteten sich durch die schützenden Schichten wie durch Seidenpapier, bis auch das letzte bisschen von ihm abgefallen war und er kalt und nackt und nass dalag wie ein auf das Rad geflochtener Ketzer.
    Und dann zogen sie sich plötzlich zurück, alle bis auf die, die ihn im Wasser festhielten. Es wurde still in dem Abflusskanal. Das Spritzen und Gluckern, das Schaben unzähliger Füße erstarb, bis Hank nur noch ein einziges Geräusch hören konnte – sein eigenes stockendes Keuchen.
    Was wollten sie von ihm? Was hatten sie vor?
    Plötzlich hörte er ein neues Geräusch, ein schweres, hartes Scharren aus der undurchdringlichen Finsternis jenseits seiner Füße. Als es lauter wurde, begann Hank vor Furcht zu wimmern. Er zappelte im Wasser herum und versuchte verzweifelt, sich loszureißen,

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