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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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mir auch überlegt! Ist das nicht erstaunlich?
    MUNIR: Sie meinen, Sie lassen Sie gehen?
    ANRUFER: Irgendwann – wenn ich dich lange genug durch die Mangel gedreht habe. Aber lass uns nicht vom Thema abkommen. Also von dir in Stücken. Das ist doch mal eine Idee. Nur dass ich das nicht tun werde. Du wirst das tun.«
    MUNIR: Was meinen Sie damit?
    ANRUFER: Genau das, was ich gerade gesagt habe, Muuunir. Ich will ein Stück von dir. Einen von deinen Fingern. Ich überlasse dir die Wahl, welchen. Aber ich will, dass du ihn dir abhackst, damit du ihn mir morgen Früh zuschicken kannst.
    MUNIR: Das können Sie doch nicht ernst meinen.
    ANRUFER: Und ob ich das kann. Ich meine das vollkommen ernst, darauf kannst du wetten.
    MUNIR: Aber wie soll ich das machen? Ich kann das nicht.
    ANRUFER: Dann überlegst du dir besser etwas, Muuunir. Oder das nächste Päckchen, das du bekommst, fällt ein wenig größer aus. Da ist dann eine ganze Hand drin, (lacht) Na ja, vielleicht keine ganze Hand. Einer der Finger fehlt ja schon.
    MUNIR: Oh nein! Bitte! Es muss doch …
    ANRUFER: Ich rufe morgen wieder an, um dir zu sagen, wo du den Finger hinschicken sollst. Und komm gar nicht erst auf den Gedanken, zur Polizei zu gehen. Wenn du das tust, dann ist das nächste Paket viel größer. Etwa kopfgroß. Viel Spaß beim Schnippeln, Muuunir.
    Munir schaltete das Gerät aus und wandte sich zu Jack.
    »Verstehen Sie jetzt, warum ich Ihre Hilfe brauche?«
    »Nein. Ich habe Ihnen doch gesagt, die Polizei ist viel besser dazu ausgerüstet, diesen Kerl zur Strecke zu bringen.«
    »Aber würden die mir auch helfen, mir meinen Finger abzuschneiden?«
    »Vergessen Sie’s!«, sagte Jack und schluckte schwer. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Aber ich kann es nicht selbst tun. Ich habe es versucht, aber ich kann die Hand nicht ruhig halten. Ich will es ja, aber ich schaffe es nicht allein.« Munir sah ihm fest in die Augen. »Bitte. Sie sind meine letzte Hoffnung. Sie müssen es tun.«
    »Ziehen Sie mich da nicht hinein.« Jack wollte weg von hier. Augenblicklich. »Nur um das klarzustellen: Nur weil Sie mich brauchen, heißt das noch lange nicht, dass Sie mir Vorschriften machen können. Nur weil ich das tun könnte, heißt das noch nicht, dass ich es tun muss. Und in diesem Fall bezweifle ich ernsthaft, ob ich das tun könnte. Also behalten Sie Ihre Finger, rufen Sie den Notruf an und lassen sich helfen.«
    »Nein!« Der Ärger überdeckte die Angst und die Qual in Munirs Stimme. »Ich werde nicht das Leben von meiner Frau und meinem Kind riskieren!«
    Er begab sich wieder in die Küche und hob das Beil. Jack war plötzlich in Alarmstimmung. Der Kerl war nun offensichtlich mit den Nerven am Ende. Bei dem war im Augenblick alles möglich.
    »Ich war bisher nicht Manns genug, das selbst zu tun«, sagte er und hob das Beil, »aber ich sehe, dass ich weder von Ihnen noch von jemand sonst Hilfe erwarten kann. Also muss ich es eben doch selbst machen!«
    Jack blieb abwartend stehen und sah zu, wie Munir die linke Hand auf die Tischplatte legte, die Finger abspreizte und die Hand so drehte, dass der Daumen an seiner linken Hüfte entlang deutete. Jack machte keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Munir tat das, was er für das einzig Richtige hielt. Er hob das Fleischerbeil über den Kopf. Da verharrte es einen Augenblick regungslos, wie ein Lemming, der Fracksausen bekommt, dann rammte Munir mit einem Wimmern der Angst und des Ekels das Beil in seine Hand.
    Beziehungsweise in die Tischplatte, wo eben noch seine Hand gewesen war.
    Weinend brach er dann auf dem Stuhl zusammen. Sein kummervolles, selbstverachtendes Schluchzen war zum Steinerweichen.
    »Na gut, verdammt noch mal«, sagte Jack. Er wusste, es würde ihm nur Arger einbringen, aber er ertrug es nicht mehr. Er versetzte der Wand einen Tritt. »Ich werde es tun.«
     
    »Bereit?«
    Munirs linke Hand war auf die Tischplatte geschnallt. Munir selbst war mit jedem Schmerzmittel abgefüllt, das sich in der Hausapotheke finden ließ – Novalgin, Tramal, Codein. Einige waren Generika. Jack war das egal. Er wollte Munirs Schmerzempfinden so weit wie möglich herunterfahren. Wenn der Kerl doch trinken würde. Er hätte es bei Weitem vorgezogen, das bei jemandem zu tun, der alkoholisiert war. Oder unter Drogen stand. Jack hatte Valium besorgen wollen. Aber Munir hatte Nein gesagt. Kein Alkohol. Keine harten Schmerzmittel.
    Sturer Kerl.
    Jack hatte noch nie jemandem den Finger abgehackt. Er wollte es richtig machen.

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