Handzahm
weil ihre Beine wie Pudding waren.
«Um nicht daran zu zerbrechen, musst du mir hundertprozentig vertrauen. Kannst du das?»
Sie hatte das Gefühl, in ein dunkles Loch zu fallen. Jede Faser ihres Körpers gierte nach ihm, aber ihre Vernunft schrie, dass es purer Leichtsinn war, sich auf diese Art von SM einzulassen. Er war ein Fremder! Er forderte ihre Unterwerfung 24 Stunden an sieben Tagen der Woche! War sie nicht vollkommen verrückt, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken?!
Kaum hörbar antwortete sie: «Ich kann es nur versuchen.»
«Deshalb auch die Prüfung.» Er nickte. «Ich glaube nicht, dass du es schaffen wirst ...»
Das hätte er nicht sagen sollen. Trotzig fuhr Cassy ihre Krallen aus, das passierte ganz automatisch. Sie fiel ihm aufbrausend ins Wort: «Ich werde Sie vom Gegenteil überzeugen! Vielleicht brauche ich eine Anlaufphase. Es ist ja kein Zuckerschlecken, sich mal eben in die Hände eines fremden Menschen zu begeben. Aber ich werde Ihnen beweisen, dass ich das Zeug dazu habe, eine Sklavin zu werden, die Sie stolz machen wird.»
Sie musste erst einmal tief Luft holen. Hatte sie das wirklich gesagt? Herrje, sie war starrköpfig und widerspenstig. Sie war sich ja nicht einmal wirklich sicher, ob sie sich auf Andrews Konditionen einlassen wollte und konnte, aber der Trotz dominierte sie seit Teenagertagen. Sie wurde ihn einfach nicht los, und er übernahm ab und an die Kontrolle über das, was sie sagte.
«Du bist auf jeden Fall leidenschaftlich.» Nachdenklich kraulte er sein Kinn. Dann legte er seine Hand an ihre Wange. «Vertrauen bedeutet auch, dass ich dich nicht zerstören werde. Du machst mir deine Existenz zum Geschenk, und ich werde über dich wachen.»
Cassy schöpfte Hoffnung. Vielleicht beabsichtigte er lediglich, ihr eine Heidenangst einzujagen, sodass sie das Ganze abbrach, bevor es richtig begann. Vielleicht sprach er aber auch die Wahrheit, um sie auf das vorzubereiten, was sie erwartete, wenn er ihr Herr werden würde. Er war gewiss nicht einfach zufriedenzustellen.
Zärtlich streifte sein Daumen ihre Lippen. «Nun? Worauf wartest du? Fang an zu schreiben.»
Unter seiner sanften Berührung schmolz sie dahin. Aber da war immer noch ein Widerstand in ihr, den sie nicht leugnen konnte, und sie wurde sich bewusst, dass es ihr einfacher fiel, ihren Körper als ihre Seele zu entblößen.
«Müsste ich Ihnen nicht erst Zugriff auf mein Leben geben, nachdem ich die Prüfung bestanden habe?» Erst danach würde er sie als seine Sklavin anerkennen.
Er neigte sich zu ihr hinunter und flüsterte schmunzelnd: «Hast du nie daran gedacht, dass das Offenlegen deiner privaten Situation bereits Teil dieser Prüfung sein könnte?»
Sie schwieg erstaunt.
«Nur wenn ich der legale Vormund von Cassandra Rodson bin, kann ich der Herr von Sklavin Cassy sein. So bin ich, der Lord, und du begehrst mich, also lass dich auf meine Regeln ein oder vergiss mich für immer.»
Sie fühlte einen Stich im Herzen. Wollte sie wirklich schon aufgeben? So früh? Sie hatte nicht einmal die erste Hürde genommen. Außerdem blufft er möglicherweise noch immer.
Ihre Hand zitterte, als sie einen Kugelschreiber aus der Stiftebox nahm und einen karierten Block aus der Schublade zog.
«Schreib! Ich schau mir währenddessen den Medikamentenschrank im Bad genauer an.» Daraufhin verschwand er im Badezimmer.
Das Schreiben hatte Cassandra noch nie so viel Mühe bereitet wie an diesem Abend. Sie kuschelte sich in ihren Bademantel ein und bemühte sich, eine Aufstellung ihrer Zugangsdaten niederzuschreiben.
Sie nahm sich vor, ihren Freunden und Bekannten eine Lüge aufzutischen, damit sie ihr nur noch selten E-Mails schrieben. Wenn der E-Mail-Verkehr allerdings ganz zum Erliegen kommen würde, wäre das zu auffällig.
In Zukunft würde sie wieder öfters bar anstatt mit ihrer Kreditkarte zahlen, damit Andrew nicht nachvollziehen konnte, für was sie alles Geld ausgab und es ihr womöglich verbot.
Während sie die Vollmachten formulierte, dachte sie immer wieder an Wege, wie sie Andrews Anweisungen unauffällig umgehen konnte. Sie hatte vor, ihn zu hintergehen. Das war nicht richtig. Sie fühlte sich in einem Moment wie eine Abhängige, die ihrer Sucht entkommen wollte, im nächsten Moment bekam sie ein schlechtes Gewissen.
Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, riss er das oberste Blatt des Schreibblocks ab und las. Er hob überrascht die Augenbrauen. «Chief Rodson vom Boulder Colorado Police Department
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