Handzahm
eingelassen?
Ihr Atem klang laut in der Stille, die sie umgab. War dies überhaupt der richtige Treffpunkt oder hatte sie Andrews Hinweis missverstanden? Machte er sich über sie lustig, indem er gar nicht kam?
Endlich konnte sie einen schwachen Lichtschimmer ausmachen. Sie folgte ihm. Als sie um die Ecke bog, sah sie, dass am Ende des Korridors eine Tür offenstand. Diffuses Licht erhellte den Eingang wie eine Einladung einzutreten. Es war zu schwach, um von der Deckenbeleuchtung zu stammen, Neonröhren, die so hell waren, dass die Augen schmerzten, wenn man direkt hineinblickte. Vielleicht stammte es von einer Schreibtischleuchte. Da flackerte das Licht. Kerzen! Der Lord musste Kerzen aufgestellt haben.
Cassy lächelte und ging einen Schritt schneller. Andrew war also doch gekommen und hatte sich Mühe gegeben, etwas vorzubereiten. Bedeutete das nichts? Sie mochte Kerzenschein, besaß er doch etwas Romantisches.
Dass dies ein Trugschluss war, erkannte sie, als sie im Türrahmen stand.
Überall im Raum, der sich als Labor entpuppte, standen dicke schwarze Kerzen, die eher an eine schwarze Messe erinnerten. Sie tauchten das Zimmer in ein gespenstisches Licht, sodass es wie eine Gruft wirkte. Eine Stimmung wie in einem Grab.
In der Mitte stand eine Art Seziertisch. Es handelte sich dabei um einen hüfthohen Tisch, in den eine circa 5 cm tiefe Edelstahlwanne eingelassen war. An einem Ende befand sich ein Abfluss, der durch einen orangefarbenen Schlauch mit einem Auffangbecken unterhalb des Tischs verbunden war. Ob die Studenten darauf die Dinge reinigten, die später im Museum ausgestellt wurden, oder Andrew ihn extra hatte hierher bringen lassen, wusste sie nicht. Jedenfalls jagte er ihr eine Scheißangst ein.
«Willkommen», sagte jemand hinter ihr.
Cassy schrie auf und flog herum. Beinahe wäre sie hingefallen, weil sie auf den High Heels schwankte wie eine Wackelfigur auf dem Armaturenbrett eines Rennwagens. Andrew machte keine Anstalten sie zu stützen, aber sie fing sich glücklicherweise rechtzeitig, indem sie sich an einem Arbeitstisch, der an der Tür begann und die ganze linke Seite der Wand einnahm, festhielt.
Er wirkte kühl, finster und distanziert, stellte sie bedrückt fest. Das würde sie nicht lange aushalten. Sie sehnte sich so sehr nach ein klein wenig Zuwendung von ihm, um die Kraft zu haben, seinen Wünschen zu entsprechen. Damit sie ihren Mut nicht bereits verlor, bevor die Session begann, redete sie sich gut zu, denn diese Nacht stellte eine Prüfung dar, kein Zuckerschlecken.
Der dunkle Lord würde sie nicht in ein Kinderkarussell setzen, sondern auf eine Achterbahnfahrt schicken.
Sein Schweigen wirkte bedrohlich. Er drängte sie in den Raum hinein, schloss die Tür hinter sich und verriegelte sie. Den Schlüssel steckte er demonstrativ in seine Hosentasche.
Endlich begann er zu sprechen. «Zieh dich aus und zeig mir, was du zu bieten hast.»
Sie hoffte, ihn mit ihren üppigen Reizen milder zu stimmen, öffnete den Mantel und ließ ihn zu Boden gleiten. Dann zögerte sie. Wie sollte sie sich präsentieren? Einige Dominante wollten, dass sich ihre Sklavin mit gespreizten Beinen hinstellte und die Hände über den Kopf hob. Andere bevorzugten es, wenn sich ihre Dienerin hinkniete und die Arme hinter dem Rücken verschränkte. Wenn sie schon am Anfang an den einfachsten Dingen zu scheitern drohte, wie sollte sie dann die eigentliche Prüfung überstehen?
Cassy öffnete ihren Mund, um Andrew zu fragen, in welcher Position er sie am liebsten sehen würde, doch er fuhr ihr über den Mund: «Habe ich dich aufgefordert zu sprechen?»
«Nein, Sir», antwortete sie verunsichert. Du meine Güte, war der heute schlecht gelaunt. Wenn er sich nicht mit ihr abgeben wollte, wieso war er dann gekommen?
Sie entschied sich dafür stehen zu bleiben – die Füße einen Schritt weit auseinander – und die Arme hinter dem Rücken zu verschränken, was ihren üppigen Busen anhob.
Während Andrew um sie herumschlich, wie ein Tiger um seine Beute, und sie von oben bis unten musterte, sah sie sich unauffällig im Labor um. Die Wände waren mit Tischen zugestellt, auf denen Mikroskope und andere Apparaturen standen, die Cassandra nicht kannte. Werkzeuge, Täfelchen und ein großes Sortiment an Pinseln lagen nebeneinander.
Als Andrew vor ihr stand, wagte sie einen kurzen Blick in sein Gesicht, bevor sie wieder demütig zu Boden schaute. Er sah verkniffen aus, aber sein Brustkorb hob und senkte sich
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