Hanibal
gesichert; es lag unter der steilen Felswand. Der Gestank war hier ein wenig erträglicher. Leitern und Treppen, in den Stein gehauen, führten auf die Säge-Felsen hinauf. Vor dem Abendhimmel wanderten dort oben Posten hin und her.
Hamilkar spuckte aus, als er die Iberer gesehen hatte. »Dieser Versager«, knurrte er. »Komm mit, Tiggo – im Zelt riecht es besser.«
»Was ist denn dieser Gestank, bei allem, was Götternasen heilig sein mag?«
»Später, später.« Hamilkar brachte ihn zum Zelt innerhalb des Lagers, wies zwei Sklaven an, Antigonos jeden Wunsch zu erfüllen, noch bevor er ihn geäußert habe, und verschwand wieder, um sich der Karawane und der Iberer anzunehmen.
Antigonos streckte sich kurze Zeit auf den einfachen Decken im Zelt aus. Einer der Sklaven – ein Augiler mit aufgetürmten Haaren und Ockerstreifen im Gesicht – brachte ihm Wein, kaum verdünnt. »Wenig Wasser, Herr – waschen verboten.« Er hob die Schultern.
Bald übertönte Geschrei und das Gebrüll von Eseln den üblichen Lagerlärm, der wie das Rauschen einer Brandung über allem lag und nur noch wahrgenommen wurde, wenn man darauf achten wollte. Antigonos verließ das Zelt und ging zwischen den Backöfen und Holzstapeln umher. Hunderte von Hamilkars Kriegern hockten in einem engen Kreis und mahlten Korn. Die Öfen waren grob aufgetürmte Steinhaufen und eine ungeheure Annehmlichkeit – das Heer, das seit dem Ende der Belagerung von Qart Hadasht immer marschiert war, hatte lange genug Körner, in Wasser und Wein gequollen, einfach so gegessen. Öfen konnten nur errichtet werden, wenn es ein festes Lager für mehrere Tage gab.
Außerhalb des Walls, zwischen den Wachfeuern, drängten sich einige hundert Esel. Kämpfer schleppten die Krüge und Schläuche, die die Tiere gebracht hatten, zu einer Stelle neben dem westlichen Lagertor, wo tiefe Löcher in die steinige Erde gehackt waren. Dort blieb das Wasser auch während des heißen Tages kühl. Von einem Posten erfuhr Antigonos, daß es einen ganzen Tagesmarsch entfernt aus einem kleinen Fluß geholt wurde. Natürlich durfte es nur zum Trinken und Kochen verwendet werden – vielleicht noch zum Reinigen von Wunden. Außerhalb des Lagers war die Frühjahrsnacht über dem steinigen Hochland eisig; im Lager stank es nach vielen tausend ungewaschenen Männern, nach Pferden, Eseln und Elefanten, Abfällen und schlecht zubereiteten Speisen. Die Latrinen lagen im Südosten, große Gruben mit Balkenaufbauten; der Wind, der das Entsetzen von jenseits der schroffen Felsen herbeiwehte, verteilte die Latrinendünste mit allem anderen über Land, aber nicht über das Lager.
»Die Fliegen sind unser schlimmster Gegner«, sagte Hamilkar, spät in der Nacht, als er endlich zur Ruhe kam. Der Blitz stank; er teilte in allem die Mühen seiner Männer. Auch für den Feldherrn gab es kein Waschwasser. Langsam schälte er sich aus dem Lederpanzer, hielt einen Zipfel des yama -Fels an seine Nase und stöhnte leise.
»Was ist das dort hinter den Felsen?«
Hamilkar ließ sich auf die Decken sinken. Zwischen ihm und Antigonos standen zwei trübe Öllichter und ein Weinkrug. Hamilkar streckte die Rechte aus, mit leerer Handfläche.
»Spendius – Audarido – Zarzas.« Bei jedem Namen tippte er mit dem linken Zeigefinger in die Handfläche. Dann ballte er die Hand langsam, ganz langsam zur Faust.
»Das weiß ich – ich habe einen Posten gefragt.« Antigonos betrachtete die Faust des Puniers. »Aber warum stinkt es dort so unsäglich?«
Hamilkar schloß die Augen. »Weil es eng ist. Und sehr voll.«
Es war ein steiniges Tal im steinigen Hochland. Mit klugen Zügen hatten Hamilkar und Naravas das Heer der Aufrührer in diesen Engpaß gelockt und getrieben. Elefanten und schweres Fußvolk sperrten den Ausgang, Reiter und schweres Fußvolk sperrten den Eingang, Fußkämpfer besetzten die Felswände ringsum. Es war die vollkommene Falle, noch vollkommener dadurch, daß Hamilkar mit Elefanten, Hacken und Hebeln riesige Blöcke bewegen ließ und schließlich jeden nur denkbaren Ausgang befestigte. Auch an den Seiten wurden die steilen Wände noch unzugänglicher gemacht; Tag und Nacht wachten Hamilkars Kämpfer.
Fünfzigtausend Libyer, Iberer, Kelten, Sikelioten, Italier, mit vielleicht tausend Gefangenen und an die zehntausend Sklaven , mit etlichen hundert Pferden und zahlreichen Karrenochsen. Für die ersten Tage hatten sie Nahrung und Wasser.
»Sie haben Brunnen gegraben«, sagte Hamilkar mit
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