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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Punier winkte ab. »Es braucht ihn nicht zu interessieren.
    Selbst wenn es wichtig wäre – und selbst wenn es wahr wäre: Es wäre ein schwieriges Beilager. Er ist ja dauernd unterwegs.«
    »Ah.« Tsuniro betrachtete das Gesicht des jungen Puniers.
    »Solche schäbigen Gerüchte… Immerhin, wenn ich ein Mann mit derartigen Neigungen wäre, oder, was das angeht, eine ungebundene Frau… Hmmm.« Sie nickte und lächelte.
    Hasdrubal verneigte sich im Sitzen. »Es ehrt mich, schwarze Göttin der metökischen Nächte. Sollte Tiggo deiner je überdrüssig werden, oder du seiner…«
    Antigonos hob seinen Becher. »Auf euch beide. Aber im Ernst, Hasdrubal – ich glaube, du verkennst die Lage. Wenn Hanno will, daß die ganze Stadt etwas glaubt, dann wird er Wege finden, diesen Glauben zu verbreiten. ›Der Führer unserer Truppen und der Lenker der Barkiden stecken es einander unter einer Decke‹, oder so. Was, glaubst du, werden die Ratsherren sagen, auch deine Leute, wenn die Kinder in den Straßen singen ›Hasdrubal lutscht Hamilkar‹?«
    »Dann kann ich immer noch alle Frauen seit lona als Zeugen in den Rat bitten.«
    »Weißt du Neues über lona?«
    »Nicht viel, Tsuniro. Sie läuft immer noch diesem ägyptischen Mystiker hinterher. Die Orgien zur massenhaften Einswerdung mit dem Göttlichen finden zur Zeit auf Melite statt, glaube ich.« Hasdrubals Gesicht war unbewegt, aber in seiner Stimme lag Bitterkeit. »Wahrscheinlich ziehen sie demnächst nach Delphi oder gründen ein serapisches Freudenhaus in Pelusion.«
    Tsuniro räusperte sich. »Liebt Sapanibal dich noch immer?«
    Hasdrubal zuckte zusammen. »Wer was wen, bitte?«
    »Du klingst nicht sehr überzeugend.« Antigonos grinste. »Ein Treffer, vorzügliches Weib.«
    Hasdrubal betrachtete sehr eindringlich seine Finger. »Kann sein. Aber…naja. Hmm.«
    »Du sagst es.« Tsuniro streckte ihm die Zunge heraus.
    »Tiggo hat Salambua und Naravas zusammengebracht – soll er jetzt auch noch die Schwester verkuppeln?«
    Hasdrubal raufte sich die Haare. »Ah. Uh. Sie ist ein liebes Mädchen. Und sehr scharfsinnig. Aber ich, ich…«
    »Zu jung, noch ein bißchen rumtoben, wie? Mann, mit vierundzwanzig kannst du doch…«
    »Dreiundzwanzig, bitte sehr. Noch.« Hasdrubal grinste schwach. »Außerdem ah, was soll’s?«
     
    Nach zwei Tagen hatte der kleine Trupp Berittener die langsame Nachschubkarawane eingeholt. Viertausend iberische Fußkämpfer von Hannibals Heer begleiteten das kostbare Gut – Brotgetreide, unendlich langsames Schlachtvieh, zweitausend Ziegenbälge voll Wein, Gewürze, Salzfisch, Dörrobst und vor allem Gold und Silber, Sold für fast ein Jahr. Ordnung und Haltung der Kämpfer waren erbärmlich; Antigonos begann Hamilkars Zweifel an Hannibals Fähigkeiten zu teilen.
    Nach sieben quälend langen Tagen erreichten sie Hamilkars Lager. Antigonos war mehr als froh, die Verantwortung für hundertmal zwanzigtausend Schekel abgeben zu können. Vierzehn Iberer waren in den vergangenen Tagen ans Kreuz geschlagen, weit über hundert ausgepeitscht worden – wegen nächtlicher Münzdiebstähle, wegen Plünderungen in Dörfern, wegen Vergewaltigungen und Mordes. Zwei oder drei gute punische Offiziere, die eigentlich nur zur Bedeckung der Karawane mitgeritten waren, hatten zusammen mit Antigonos versucht, ein wenig Ordnung in die Truppe zu bringen, ohne Unterstützung durch Hannibals Unterführer und bei nur halbherziger Mitwirkung der iberischen Scharlenker.
    Sie kamen fast genau von Norden, gegen den südlichen Abendwind. Antigonos ritt mit an der Spitze der langen Karawane, die sich über die steinige Hochebene wand. Einige tausend Schritte vor ihnen ragten schartige Felsen auf, und von dort brachte der Wind einen grauenhaften Gestank.
    »Rotes Auge des Melqart!« Antigonos hielt sich die Nase zu.
    »Was ist denn das?«
    Einer der Pumer hob die Schultern. »Die größte aller Latrinen«, sagte er beinahe gleichmütig. »Dazu tausend in der Sonne verwesende Elefanten, Schweinedung, Hundekotze und verquollene Gedärme von Kotfressern. So ähnlich riecht es jedenfalls. Schau zum Himmel, Herr der Sandbank.«
    Hoch über dem sägengleichen Felsensaum kreisten schwarze Punkte: Legionen von Geiern. Bisweilen stürzten ganze Klumpen von ihnen sich auf Etwas hinter den Felsen.
    Numidische Reiter kamen dem langen Zug entgegen und leiteten ihn nach Westen. »Ostwind scheint seltener zu sein«, sagte der Punier.
    Hamilkars Lager war mit Wällen und Verhauen

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