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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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von Ochsenkarren, auf denen Holzstöße ragten, die schnell entzündet wurden. Die großen Tiere aus den libyschen Steppen stockten, scheuten, brachen zur Seite aus, verfolgt von vettonischen Reitern, die Fackeln und Speere warfen. Es war nur der Kunst und Ausdauer der »Inder« zu verdanken, daß die Elefanten ziellos durch die Ebene tobten, statt kehrtzumachen und über Hamilkars Formationen herzufallen. Die gestaffelten Vierecke hielten stand, brachen die ersten Wellen der angreifenden Reiter, wurden dann aber unerbittlich zurückgedrängt. Einige Zeit konnten die Schleuderer und Bogenschützen die Flanken sichern und die Nomaden auf Abstand halten. Sie zielten auf die Pferde.
    Hamilkar war überall; daß der schnelle erzwungene Rückzug nicht zur kopflosen Flucht wurde, lag allein an seiner Gegenwart. Aber es gab längst keine Formationen mehr, als Hasdrubal und Antigonos mit ihren abgehetzten Leuten das steinige Südufer des Taggo erreichten. Jenseits des Flusses hatte sich alles zu einem wogenden verbissenen Kampf Mann gegen Mann aufgelöst. Die meisten Vettonen hatten ihre Pferde verloren oder waren abgestiegen und kämpften zu Fuß. Hamilkar saß auf seinem dunkelbraunen iberischen Hengst, mitten im dichtesten Getümmel, hieb um sich, riß das Pferd auf die Hinterbeine, ließ es auskeilen und sich drehen. Neben ihm, ebenso groß und massig wie sein Vater, drosch Mago wie ein Rasender um sich. Die gute Ausbildung, die Härte und Ausdauer der barkidischen Truppen machte die zahlenmäßige Überlegenheit der Vettonen beinahe wett, aber sie wurden immer näher an den Fluß gedrückt, ohne die Möglichkeit eines geordneten Rückzugs aufs Südufer.
    Dort hatten Hamilkars Leute ein rechteckiges Lager eingerichtet. Die Erdwälle waren mit Steinen, Stöcken und Speeren verstärkt und boten eine bessere Verteidigungsstellung; zuerst mußten die Männer jedoch durch den Fluß, der nicht sehr breit war, aber neben der Furt tief und überall reißend. Blöcke lagen im Bett des Taggo; unterhalb der Furt bildeten sie eine kleine Stromschnelle, an der das Wasser aufgischtete.
    Ein Meldereiter der Kataphrakten galoppierte das Südufer herab, suchte und sah Hasdrubal. Der Punier saß fast reglos auf seinem schwarzen Pferd, unterhalb des umwallten Lagers, und gab Anweisungen. Signalbläser und Unterführer waren bei ihm, liefen weg, kamen zurück. Welche Signale von welchen Truppenteilen gehört wurden, ließ sich nur erraten. Soldaten wateten durch das hüfthohe Wasser der Furt, sprangen von Stein zu Stein über die Stromschnelle, schwammen durch den Fluß ober und unterhalb. Manche wurden, erschöpft nach dem Eilmarsch, vom Wasser mitgerissen, die meisten gelangten ans andere Ufer und stürzten sich in den Kampf. Andere, die Befehle erhalten oder Signale gehört hatten, lösten sich aus dem Gewirr und kamen zum Südufer: Plänkler, Schleuderer, Bogenschützen, für den Nahkampf weniger geeignet als zur Sicherung des Lagers und des Rückzugs. Eine dritte Riesengestalt, lang und breitschultrig, erschien neben Hamilkar und Mago, das Schwert in beiden Händen, die Arme ausgestreckt, und drehte sich wie ein Kreisel.
    Antigonos, der bis dahin unzusammenhängende Einzelheiten gesehen hatte, wie in einem Fiebertraum, wurde wach und riß sich zusammen, als der Kataphrakte ihn beiseitestieß, um zu Hasdrubal zu kommen. Er deutete nach rechts, flußauf.
    »Halbe Stunde«, keuchte er. »Hannibal. Er wird einen Keil bilden und in die Vettonen hineinreiten. Aber…« Der Mann rang nach Luft. »Die Oretaner sind knapp dahinter.«
    Hasdrubal tätschelte sein schnaubendes Tier. Es war Antigonos unbegreiflich, wie der Punier Ruhe und Übersicht bewahren konnte. Aus dem Nichtbegreifen floß dem Hellenen plötzlich eine seltsame Abgeklärtheit zu. Er beugte sich vor und schrie:
    »Gib mir die Elefanten!«
    Hasdrubal blickte ihn an, runzelte die Stirn, nickte. Antigonos riß das Pferd herum und jagte nach Westen, flußab, wo die großen verstörten Tiere sich gesammelt hatten. Der sechzehnjährige Hasdrubal Barkas hatte das Wunder geschafft , fast alle Elefanten in der Ebene jenseits des Flusses zusammenzutreiben und durch das Wasser zu bringen. Er war aschgrau vor Erschöpfung und hob knapp die linke Hand, als er Antigonos erkannte.
    »Tiggo! Du hier?«
    Antigonos erwiderte den Gruß mit der Rechten. »Ich wollte euch beim Sterben zusehen«, sagte er. »Sind die Elefanten noch verwendbar?«
    »Begrenzt. Ich will das Ufer mit ihnen

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