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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hanno über Rom?«
    Bostar rollte den Papyros zusammen, hielt ihn in der Rechten und fuchtelte damit herum. »Rom ist unser Freund und Handelspartner. Sagt Hanno. Rom hat nur vierzig Kriegsschiffe. Sagt Hanno. Die übrigen hundertsechzig liegen dauernd in irgendwelchen Häfen und zählen nicht.«
    »Richtig. Sie würden ja auch im Kriegsfall nicht auslaufen, sondern in den Häfen bleiben. Rotes Auge des Melqart!«
    »Eben. Und Rom hat nur vier Legionen, das sind nicht mal fünfundzwanzigtausend Mann. Sagt Hanno.«
    »Und vier Legionen Bundesgenossen, die im Verbund mit den römischen Legionen arbeiten. Und waffenfähige Männer für mindestens vierzig Legionen, die im Kriegsfall sofort aufgestellt werden.«
    Bostar machte »Ts ts ts.« Er blickte fast angewidert. »Wie kann man nur solche bösen Gedanken denken? Hanno wäre entsetzt. Die Römer sind unsere Freunde! Würde er sagen. O mißtrauischer Metöke! Würde er sagen. Pfui! Würde er ferner sagen.«
    »Klar. Freunde, die uns beim kleinsten Zeichen von Schwäche sofort überfallen. Sizilien und Sardonien haben sie schon. Beim nächsten Mal können sie nur Iberien, Libyen und den Rest wollen. Das überstehen wir schon.« Antigonos fletschte die Zähne. »Würde Hanno wohl sagen. Ist eigentlich die Geschichte mit den Tanitpriestern endlich erledigt?«
    »Welche? Priester für Hasdrubals Tempel in Mastia? Nein , wieso denn auch? Wenn der Barkide ein eigenes Qart Hadasht mit eigener Flotte und eigenen Tempeln haben will, soll er gefälligst selber Priester spielen. Sagt Hanno; so ungefähr jedenfalls.«
    »Wunderbar. Es wird eine bedeutende Ratssitzung. Ich hoffe , keiner von euren Leuten erwartet, daß ich mich besonders gut benehme.«
    Bostar blieb stehen, mit dem Rücken zu einem der Hafenfenster. »Im Gegenteil. Es gibt da ein gewisses – nun ja, Herzeleid. Fast alle barkidischen Ratsherren müssen ihm bisweilen aus Höflichkeit und Selbsterhaltung die Füße küssen; dabei würden sie ihm lieber die Beine abbeißen. Keiner von ihnen ist stark genug, sich wirklich mit dem alten Finsterling anzulegen. Ich könnte es, mit deiner…«
    »… unserer…«
    »… Bank im Rücken. Wir sind sogar für Hanno ein zu dicker Brocken. Aber ich bin, abgesehen von unseren kleinen Geschäften, ein Mann ohne Einfluß, ein kleiner barkidischer Ratsherr. Auf der Welt gibt es viele Männer, die Hanno haßt, aber seit Hamilkars Tod nur zwei, die er fürchtet. Der eine ist weit weg – Hasdrubal. Er kann nicht morgen im Rat reden. Der andere bist du, mein Freund. Deshalb jubelt mein Herz, daß man dich in den Rat geladen hat.«
     
    Die Agora lag im kräftigen Morgenlicht. Es war Markttag; deshalb fand die außerordentliche Ratssitzung nicht im Freien statt. Das Blut von Kälbern, Hammeln und Geflügel bildete braunrote, überkrustete Pfützen, in denen sich Tierkot und Gemüseabfälle türmten. Millionen Fliegen überzogen alles mit einer wimmelnden schwarzen Schicht. Die Fleischverkäufer wedelten diese Kundschaft immer wieder weg, die Obst und Gemüsehändler hatten geringere Mühe. Möwen und Tauben balgten sich um Reste; Hunde und Katzen streunten über den Platz. Das Gekreisch der Vögel ging unter im Geschrei der Verkäufer und im Gebrüll der Feilschenden.
    Das alte Ratsgebäude, hundertfünfzig Schritte breit und fast hundert Schritte tief, war im Zeichen von Friede und Reichtum kürzlich gereinigt und neu gestrichen worden. Es schimmerte gelblich wie matter Bernstein in der Morgensonne; die Dämonenfratzen, Götterstatuen und Darstellungen der langen Stadtgeschichte waren gesäubert und mit tausend Farbschattierungen überzogen. Sie glitzerten und glühten.
    Himilko fing Antigonos ab und zog ihn zu einer der Marktschänken. Der Reeder, einer der wichtigsten barkidischen Ratsherren, reichte ihm eine Briefrolle. Sie tranken warmes Gerstenbier. Um sie her drängten sich buntgekleidete Punier. Durch den offenen Eingang blickte Antigonos auf den Markt hinaus. Immer wieder durchquerten weiß oder hellgrau gewandete Ratsherren das Gequirle und betraten das dreistöckige Ratsgebäude.
    »Was ist das?«
    Himilko schielte über den Rand seines Bierbechers. »Ein Schreiben von Hasdrubal. Kam gestern abend an, mit einem Eilsegler. Du solltest es lesen, bevor wir in die Schlacht ziehen.«
    Antigonos runzelte die Stirn und entrollte den Papyros. Er überflog das Schreiben und pfiff dabei leise. Neben der Anweisung, alle wesentlichen Entscheidungen mit dem Bankherrn Antigonos zu

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