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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Metöke.« Er deutete auf den Sprecher.
    »Dies soll keineswegs bedeuten«, fuhr der Mann fort, »daß etwa einem der ehrenwerten Geschäftsleute der Stadt unredliche Taten angelastet werden könnten. Weit gefehlt und fern davon. Aber mit der segensreichen Ausweitung des Handels im großen und herrlichen Frieden, den wir seit langem genießen, wachsen natürlich die Möglichkeiten der Handelsherren, alle erdenklichen Dinge zu tun. Darunter auch solche, die vielleicht der Stadt Schaden zufügen könnten. Wenngleich die ehrenwerten Handelsherren derlei sicherlich nicht beabsichtigen.«
    »Zweifellos, zweifellos«, sagte Bostar. »Die Handelsherren , deren die meisten der sogenannten barkidischen Partei angehören, danken für diese vertrauensvolle Ehrenerklärung seitens der Grundbesitzer und Amtsherren.«
    Leises Gekicher durchzog den Raum; auch bei den »Alten« wurde geschmunzelt.
    »Aber nicht immer kann selbst der klügste Handelsherr absehen, ob ein von ihm vereinbartes Geschäft Anliegen der Stadt berührt. Wir schlagen daher die Einrichtung eines Aufsichtsamtes vor, das vor allem die Banken und Fernhandelshäuser beraten soll. Dieses Amt würde den Besitzern und Leitern der betreffenden Unternehmen ausgewählte sachkundige Männer zur Seite stellen, die als eine Art Aufsichtsrat anzusehen wären. Nun wüßten wir gern, wie Antigonos hierüber denkt; da er mit der Sandbank und allen Unter-Unternehmen den größten ins Auswärtige gerichteten Geschäftsbereich vertritt, wäre seine Meinung für uns alle wichtig und erhellend.«
    Antigonos hob die Hand. Nach dem Zeichen der Suffeten stand er auf, nickte seinem inzwischen sitzenden Vorredner zu und räusperte sich.
    »Ein vorzüglicher Plan«, sagte er lächelnd. »Wenn ich im Rat meine Stimme abgeben dürfte, gäbe ich sie frohen Herzens für diesen Vorschlag.«
    Bei den Barkiden sah er verstörte Gesichter; die Leute um Hanno wirkten eher erstaunt.
    »Der Vorschlag scheint mir jedoch unvollkommen zu sein.
    Ich schlage daher eine Ergänzung vor, die ich für sinnvoll und notwendig halte. Die Bankherren und Händler ihrerseits werden einen Ausschuß bilden, dem ab sofort die Aufsicht über die Amtsführung der hohen Vertreter der Stadt und des Landes obliegt.«
    Schallendes Gelächter bei den Barkiden, die beifällig mit den Füßen scharrten. Die »Alten« saßen starr.
    »Derlei Aufsichtsräte«, fuhr Antigonos unbewegt fort, »sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn sie gewisse Mindestmöglichkeiten des Eingreifens haben. Oder auch des Strafens. Man könnte zum Beispiel annehmen, daß einem Steuerpächter, etwa einem Ratsherrn der sogenannten ›Alten‹, gewisse Unredlichkeiten nachgewiesen würden – daß, sagen wir einmal, von hundert shiqlu, die er einnimmt, nur fünfzig oder auch nur zwanzig tatsächlich der Stadt Qart Hadasht zugute kommen. In einem solchen Fall müßte der Amtsinhaber die einbehaltenen Summen als sofort zurückzuzahlendes Darlehen betrachten – sagen wir, verzinst mit zehn Hundertsteln. Um weiterer Versuchung zu entgehen, würde er natürlich das Amt abgeben und als Ehrenmann auf seinen Sitz im Rat verzichten.«
    Die Barkiden johlten. Einer der Suffeten hieb seinen Gong.
    In die nachfolgende Stille sagte Antigonos: »So oder ähnlich.
    Ein Aufsichtsrat der ›Alten‹ für die Händler, ein Aufsichtsrat der Barkiden für die Amtsleute.«
    Hanno blickte zu den Suffeten und stand auf. »Dieser alberne Vorschlag des Metöken ist abgelehnt, was mich betrifft. Erstens ist die Amtsführung aller Amtsherren über jeden Zweifel erhaben. Zweitens wären Unredlichkeiten, selbst wenn es sie geben sollte, häßliche Fehltritte, aber keinesfalls eine Bedrohung für die Sicherheit der Stadt und des Landes.«
    Antigonos war stehengeblieben. »Mir ist klar, daß die Mehrheit des Rats hinter Hanno steht und daß daher der Vorschlag in der Abstimmung unterliegen muß. Ich frage mich nur, weshalb ich, da es so ist, überhaupt in den Rat geladen wurde.«
    »Aus Höflichkeit einem wichtigen Handelsherrn gegenüber«, sagte Hanno. »Wenn heute hier Regeln beschlossen werden , die dir nicht gefallen, könntest du aus reiner Rachsucht einigen meiner Freunde wirtschaftlich schaden. Als – vorübergehend – Mitglied des Rats bist du an Beschlüsse gebunden.«
    »Demnach habe ich heute hier Sitz und Stimme?«
    Die Suffeten zögerten, berieten sich, nickten dann widerstrebend.
    »Sehr gut. Als – vorübergehend – Mitglied des Rats der Stadt Qart Hadasht, als

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