Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Alles übrigens durcheinander – mal Hellenisch, mal Latein, manchmal sogar Punisch. Baebius hat ihm punische Brocken vorgeflüstert. Bomilkar hat immer nur gelächelt, ganz beherrscht. ›Römer‹, sagt er, ›wozu die Frage? Zwischen dir und Hasdrubal wurde ein Vertrag geschlossen, in dem die Gebiete südlich des Iberos uns überlassen wurden.‹ ›Nein.‹ ›Nein? Was war denn der Gegenstand des Vertrags?‹ ›Hasdrubal hat sich verpflichtet, nicht mit bewaffneter Macht nördlich des Iberos einzugreifen.‹ ›Das heißt, daß er es südlich des Iberos durchaus darf.‹ ›Es geht hier nicht um den Iberos, sondern um den Angriff auf römische Bundesgenossen.‹ ›Von denen im Vertrag keine Rede war.‹ ›Aber im Vertrag zwischen Lutatius und Hamilkar, Punier. Darin wurden alle Bundesgenossen beider Seiten unter Schutz gestellt.‹ Daraufhin fängt Bomilkar an zu lachen. ›Damals war aber Zakantha kein römischer Bundesgenosse, Fabius. Verträge gelten immer nur für die Dinge, die zur Zeit des Abschlusses gültig sind. Außerdem kannst du dich nicht auf den einen Vertrag berufen, um den anderen zu verwerfen. Du selbst hast ihn abgeschlossen.‹ Wieder Fabius, nach kurzem Schnaufen: ›Gab es einen Ratsbeschluß über Saguntum?‹ ›Unerheblich, Römer. Zakantha liegt südlich des Iberos und hat punische Bundesgenossen angegriffen – die Torboleter zum Beispiel. Deshalb mußte Hannibal handeln, und er hat nach geltendem Recht und in Übereinstimmung mit allen Verträgen gehandelt.‹ ›Den Frieden gebrochen!‹ ›Wenn euch so sehr am Frieden liegt – warum habt ihr vor sechsundvierzig Jahren das eine Raubgesindel in Rhegion vertilgt, dem anderen in Messana aber geholfen – ohne uns zu fragen, ob wir böse Dinge planen? Warum habt ihr zahlreiche Friedensangebote während des Kriegs abgelehnt? Warum habt ihr mit aufständischen Mördern zusammengearbeitet, um uns Sardonien und Kyrnos zu stehlen? Warum schließt ihr überhaupt Verträge, wenn ihr nie die Absicht habt, sie einzuhalten?‹ Großer Krach, Jubel, Beifall, auch von vielen ›Alten‹. Fabius kaut auf irgendwas herum; dann sagt er:
    ›Gab es einen Ratsbeschluß über Saguntum?‹ Inzwischen wird das Gelächter immer lauter, wenn er die Frage wiederholt. Bomilkar sieht, daß Hanno etwas sagen will. Du hattest uns ja gewarnt. Also läßt er Hanno reden. O Tiggo, und wie Hanno geredet hat!‹ Hanno der Große sprach von Friede und Freundschaft. Einen Ratsbeschluß habe es nicht gegeben, und er sei dafür, Hannibal auszuliefern. An dieser Stelle schlug Fabius ihm fast alles aus der Hand, indem er fragte, ob Hanno denn glaube, Hannibal werde sich ausliefern lassen. Als Hanno daraufhin vorschlug, Qart Hadasht zum Bündnispartner und Kriegshelfer Roms zu machen und andeutete, man könne diese neue Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Angriff auf Hannibal beginnen und hinfort Iberien und Libyen als zweierlei behandeln, barst beinahe das Ratsgebäude.
    »Schließlich, als wieder einigermaßen Ruhe herrscht, sagt Bomilkar: ›Da wir nun so weit sind, können wir wohl aufhören, immer nur von Hannibal und Zakantha und dem Iberos zu reden. Was wollt ihr wirklich?«
    Daraufmacht der Römer aus seiner Toga einen Bausch und sagt: ›Hier bringen wir euch Krieg und Frieden. Nehmt, was ihr wollt!‹ Und einer von Hannos Leuten, vor Wut rot im Gesicht wie ein sehr garer Krebs, schreit: ›Gib uns doch, was du entbehren kannst!‹«
    Antigonos lachte widerwillig. »Gut. Und? Was konnte Fabius entbehren?«
    Bostar neb sich die Augen. »Eben – Rom kann Friede entbehren. Den wollte Fabius aber nicht geben. Also ist er stehengeblieben und sah ein bißchen dumm aus.«
    »Und was dann?«
    Bostar zupfte an seiner Nase. »Bomilkar. Sein größter Tag, ohne Zweifel. Er steht da wie eine Statue und sagt: ›Ihr Römer nehmt immer alles, gleich ob es euch gehört oder nicht. Wir dagegen halten uns an Verträge. Qart Hadasht ist kein lateinisches Räubernest. Und von den Römern nehmen wir gar nichts. Ich glaube aber, du und deine Leute in Rom, ihr habt ohnehin längst beschlossen, uns alles zu nehmen und dafür nur das zu geben, was du in deinem Bausch da birgst: Luft. Was willst du uns geben, damit ihr uns auch die Luft nehmen könnt?‹ Daraufhin schüttet Fabius seinen Togabausch aus und sagt:
    ›Ich gebe euch den Krieg.‹«
    Antigonos schwieg einen Moment. »Alles sinnlos.« Seine Stimme war brüchig. »Bomilkar hat es glänzend gemacht, aber es spielt keine

Weitere Kostenlose Bücher