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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf die Ebene. »Und willst du Qart Hadasht mit den genannten Leuten sichern – gegen dreißigtausend Römer oder mehr? Und was heißt, Hasdrubal behält dies und jenes? Behält wo? In Iberien? Was machst denn du selbst, Stratege?«
    Alle standen um Hannibal herum, der plötzlich lächelte.
    »Qart Hadasht«, sagte er langsam, »kann eine lange Belagerung aushalten und selbst Truppen aufstellen – zu denen, die ich geschickt habe. Libyen wird nicht sofort brennen. Hasdrubal kennt von allen Iberien am besten, in Krieg und Frieden, und wird das Land lenken, sichern, schützen und mehren. Er wird weitere Bogenschützen aus Gätulien anwerben, jenseits des Meers, und neue iberische Truppen aufstellen.«
    »Und du?« sagte Myrkan, nach langem sprachlosen Schweigen.
    »Ich gehe mit euch und den anderen dort auf der Ebene nach Italien.«
    Alle redeten wild durcheinander, fuchtelten, schrien. Die dicke tiefe Stimme von Hannibal Monomachos setzte sich schließlich durch.
    »Wie?« brüllte er. Er schien den Strategen packen und schütteln zu wollen. »Wie, Mann? Ohne Flotte kannst du nicht übers Meer. Und an Land? Unmöglich, gegen Massalia und die Römer auf den engen Küstenstraßen. Das haben wir doch schon hundertmal besprochen.«
    Hannibal nickte, ruhig und mit einem leichten Lächeln.
    »Haben wir. Aber es gibt nicht nur die Küste.« Er deutete auf Punkte in Gallien und Norditalien. »In diesem Winter waren Kundschafter und Gesandte unterwegs, um noch einmal neueste Dinge zu prüfen und mit Fürsten und Stämmen über Bündnisse und den Durchzug zu verhandeln. Bojer und Insubrer erwarten uns in Norditalien; sie werden Krieger stellen und Nahrung, außerdem Unterkunft. Auch die Völker zwischen Pyrenäen und Rhodanos sind bereit. Danach gibt es wahrscheinlich Probleme, aber sie sind lösbar.«
    »Wie?« schrie der Zweikämpfer. »Wie willst du nach Italien kommen? Es gibt doch nur den Landweg und den Seeweg, und beide scheiden aus. Willst du fliegen?«
    Niemand lachte. Hannibal betrachtete die Karte, als ob er sie noch nie gesehen hätte. »Es gibt einen zweiten Landweg«, sagte er dann langsam und leise. Er deutete dorthin, wo die Kartenzeichner unten offene Dreiecke aufgetürmt hatten.
    »Durch die Alpen.«
    Sosylos’ Schreibried kratzte nicht mehr. Man konnte die Schritte der Posten auf dem Gang hören; in der Ferne wieherte ein Pferd. Der Wind zerrte an den Dachschindeln und jaulte um Vorsprünge. Das dumpfe Dröhnen des windgehetzten Meers vermischte sich mit den winzigen Stimmen und Geräuschen der Zehntausende auf der Ebene. Der Tisch knackte unter der Karte.
    Antigonos’ Knie wurden weich; er sank auf einen Schemel.
     
    ANTIGONOS SOHN DES ARISTEIDES, IN BARKINO, AN BOSTAR SOHN DES BOMILKAR, HÜTER DER SANDBANK UND RATSHERR VON QART HADASHT IN LIBYEN
    Du magst mich zehnmal für wahnsinnig halten, aber ich bleibe dabei. Bis zum Rhodanos jedenfalls. Ich wollte längst einmal in den Süden Galliens, Massalias Hinterland bereisen, sehen, was es dort zu sehen, zu kaufen, zu tauschen gibt, meinen Bruder Attalos besuchen. Dein Sohn Bomilkar, bester aller Kapitäne, läuft im Morgengrauen aus und nimmt dieses Schreiben mit, dazu einige seltsame Gegenstände, die ich hier nördlich des Iberos gefunden oder gekauft habe. Du wirst sehen, was die groben Schnitzereien wert sind. Dieser neue Ort, den Hannibal zu Ehren des Barkas gegründet und benannt hat, verfügt über einen guten kleinen Hafen und fruchtbares Land. Den Karten und Kundschaftern zufolge sind wir etwa tausend Stadien südlich des besten Passes durch die Pyrenäen.
    Von den Kämpfen kann ich nicht viel berichten, da ich sie kaum erlebt habe. Der größte Teil des Heers ebenfalls nicht. Die Ilerkonen, Ilergeten, Laketaner, Laietaner legen Hinterhalte, stellen sich aber nicht zum Kampf – sie wären auch, was du mich nennst: wahnsinnig. Beim Übergang über den Iberos waren wir sehr viele; neunzigtausend Fußkämpfer, Zwölftausend Reiter, fünfzig Elefanten, Packtiere, Karren, Ärzte, Pfleger, Schmiede… Mit einem solchen Heer legt sich kein iberisches Volk offen an. Hannibal hält die Hauptmacht in Küstennähe, auf dem Weg nach Norden. Er selbst zieht oft mit kleineren Abteilungen los, um diesen oder jenen Stamm zu beschwichtigen, wie er es nennt. Die Verluste sind erheblich, fallen aber nicht sehr ins Gewicht. Nur etwa die Hälfte des riesigen Heers sind zuverlässige Truppen, die übrigen neue Freiwillige, und die Kämpfe dienen gleichzeitig ihrer

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