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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zwischen Puniern und Etruskern und stützten sich dabei auf eine angeblich sichere Zeitrechnung: dreihundertdreißig Jahre sei es her, sagten sie, daß die befreundeten Mächte eine gemeinsame Flotte rüsteten, um dem Vordringen der hellenischen Phokaier im Westen ein Ende zu setzen. Antigonos wußte, daß es einmal eine Seeschlacht vor der Küste von Kyrnos gegeben hatte, bei Alalia, und daß danach keine phokaiischen Pflanzstädte mehr auf Kyrnos errichtet worden waren; er kannte auch die alten Handelsbeziehungen zwischen Karchedon und den Etruskern. Es überstieg jedoch sein Fassungsvermögen, daß die Etrusker nicht nur behaupteten, alle Jahre und die Texte aller Verträge genau zu kennen, sondern vor allem, daß sie von sich aus darauf zu sprechen kamen. Rom hatte ihnen ein Stück Land nach dem anderen genommen, eine Stadt nach der anderen besetzt; die letzte größere Erhebung lag mehr als sechzig Jahre zurück; man hatte Etrurien für einen festen und sicheren Teil des engsten römischen Bündniskreises gehalten.
    Und nun warteten die Etrusker nicht, bis Hannibal ihnen schmeichelte, sie zu ködern versuchte, Vorschläge machte; sie selbst boten Hilfe an.
    »In Maßen«, sagte Hannibal abends, als die Gesandten abgereist waren. »Keine Kämpfer, aber Lebensmittel, frische Pferde – die wir dringend brauchen, nach den Verlusten im Sumpf –, Metall für Waffen. Sie werden Nachschub aus Norditalien für uns durchlassen, solange wir und die Kelten kein Unheil anrichten und plündern. Und sie werden nichts bemerken, wenn etwa zwei oder drei Schiffe vor ihrer Küste ankern. Allerdings ist die Küste fast vollständig in römischer Hand.«
    »Wie geht es weiter?« Mago schien nach sieben Rasttagen beinahe zu bersten; irgend etwas an ihm war unausgesetzt in Bewegung – eine Hand fuhr zum Kopf, ein Knie zuckte, ein Fuß scharrte.
    »Flammius weiß inzwischen, daß wir hier sind.« Hannibal zupfte an der roten Klappe über seinem rechten Auge; Antigonos hatte die Farbe empfohlen, im Hinblick auf Melqart.
    »Über die große Straße nach Norden wird er inzwischen den anderen Konsul benachrichtigt haben; wir müssen also damit rechnen, daß bald auch Servilius in Etrurien erscheint.«
    Hasdrubal der Graue pfiff durch die Zähne. »Willst du abwarten, bis beide Heere zusammen sind?«
    Hannibal lächelte; es war ein unangenehmes Lächeln. »Ich habe etwas anderes vor«, sagte er langsam. »Wir werden Flaminius kitzeln.«
    »Läßt er sich denn kitzeln?« Muttines hob die Brauen.
    »Er hält freiwillig den Bauch hin.« Hannibal stand auf und begann hin und her zu gehen. Dabei zählte er die Eigenschaften und Eigenheiten des Römers auf.
    »Gaius Flaminius ist, was die Römer einen Plebejer nennen , ein Mann aus dem Volk, der sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hat. Gegner der edlen alten Familien und des von ihnen beherrschten Senats. Ehrgeizig, oft starrsinnig; er ist stolz darauf, alles nur sich selbst zu verdanken, glaubt nicht an die Götter und mißachtet böse Vorzeichen.«
    »Könnte fast ein guter Freund und Punier sein«, murmelte Maharbal; er grinste.
    »Könnte er nicht. Bei allem, was ihn vom Senat trennt, ist er doch ein typischer Römer – andere Völker zählen nicht. Vor fünfzehn Jahren war er Volkstribun und hat ein Siedlungsgesetz durchgedrückt, gegen die Adligen; Land für arme römische Bauern. Sehr menschenfreundlich – aber das Land, das er verteilen wollte, gehört größtenteils heute noch den Kelten. Er hat die ersten großen Pflanzstädte am Padus angelegt; und die Festungen. Vor zehn Jahren war er Praetor und Statthalter auf Sizilien. Vor sechs Jahren war er zum ersten Mal Konsul; er schreibt sich den Sieg gegen die Insubrer zu und hat, gegen den Willen des Senats, damals vom römischen Volk einen Triumph erhalten.« Hannibal rümpfte die Nase; seine Stimme klang ein wenig verengt, als er weitersprach.
    »Tatsächlich verdankt er den Sieg gegen die Kelten seinen Kriegstribunen und vor allem den centuriones; die haben damals seine wirren Befehle nicht befolgt, sondern, eh, ausgelegt. Weiter. Vor drei Jahren war er Censor; darhals hat er die große Marschstraße von Rom nach Ariminum bauen lassen, die deswegen Via Flaminia heißt; außerdem einen Zirkus auf dem Marsfeld in Rom. In den letzten Jahren hat er sich weitere Feinde im Senat gemacht, indem er ein Gesetz unterstützte, das den Senatoren den Seehandel verbietet – Trennung von politischer und wirtschaftlicher Macht.«
    »Alles schön

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