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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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versperrten Höhenzug vor ihnen wurden die Legionen, der Ruhm, die Anmaßung und die Feldherrnkunst des Konsuls Gaius Flaminius vernichtet. Der erbitterte Kampf dauerte drei Stunden. Teilen der beiden zuerst in die Falle marschierten Legionen gelang zunächst ein Durchbruch durch die Stellung der Leichtbewaffneten; etwa sechstausend Mann erreichten die Ebene jenseits der Hügel und verschanzten sich in einem vom Erdbeben halbzerstörten Dorf. Maharbal setzte nach, schloß sie ein; am nächsten Tag ergaben sie sich.
    Ein Insubrer namens Dukarrio hatte sich vor Beginn der Schlacht auf seinem Pferd festbinden lassen. Später gab es Gerüchte über seltsame Blutschwüre, aber niemand wußte Genaues. Oder vielleicht wußte einer der Überlebenden etwas, sagte jedoch nichts. Als die Schlacht begann, löste sich eine Hundertschaft insubrischer Reiter aus dem Verband, den ein Punier mit Namen Itubal befehligte. Die Kelten bildeten einen Keil und bohrten sich in die Mitte der römischen Reihen. Tollkühnheit, Tapferkeit, Glück oder Zufall – sie drangen unter furchtbaren Verlusten bis zu Flaminius vor. Dukarrio durchstach den Konsul mit der Lanze; dann zertrennte er mit dem eigenen Schwert die Stricke, die ihn auf dem Pferd festhielten, sprang ab, hieb drei Römer nieder, die ihm in den Weg traten, und zerstückelte die Leiche des Gaius Flaminius, ehe ein triarius ihm das Schwert ins Genick rammte. Andere Insubrer sagten, Flaminius selbst habe sechs Jahre zuvor die von Legionären umstellte Hütte angezündet, in der Dukarrios Eltern, seine Frau und vier Kinder schreiend verbrannten.
    Der Tod des Konsuls entschied die Schlacht nicht, die von vornherein entschieden war; aber er beschleunigte das Ende. Die hier und da immer noch festen römischen Reihen lösten sich auf. Viele Legionäre bildeten Igelstellungen und kämpften bis zuletzt, andere ergaben sich oder versuchten zu fliehen. Viele, sehr viele erstickten im Ufersumpf oder ertranken beim Versuch, auf den See hinauszuschwimmen.
    Es dauerte mehrere Tage, bis das ganze Ausmaß des Geschehenen überblickbar wurde. Fast zweitausendfünfhundert Kämpfer des punischen Heers waren gefallen; vor allem Kelten und Ligurer, aber auch Libyer, Iberer und mehr als dreißig punische Offiziere. In den folgenden Stunden starben weitere neunhundert Männer an ihren Verwundungen.
    Sie hatten das einzige Heer vernichtet, das ihnen den Weg ins Herz Italiens und zu den römischen Kernländern versperren konnte – drei römische Legionen, die gleiche Anzahl an Bundesgenossen, mehr Reiter als sonst üblich, zusammen über dreißigtausend Mann. Nur wenige hundert konnten fliehen; fast fünfzehntausend Gefangene wurden gemacht, darunter die Durchgebrochenen, die Maharbal einholte. Er sicherte ihnen freien Abzug ohne Waffen zu; Hannibal runzelte die Stirn und ließ alle römischen Bundesgenossen frei, nicht jedoch die Römer. Maharbal lächelte und hob die Schultern; angesichts der hunderttausend Rechts-Brüche der Römer war ihm sein nicht eingelöstes Wort weniger wichtig als die Vermeidung weiterer Verluste durch Erstürmung des umkreisten Dorfs.
    Einen Tag danach konnte er sich erneut auszeichnen. Mit Numidern, Kataphrakten und aufgesessenen Lanzenkämpfern fing er viertausend Mann römische Reiterei ab, die der Konsul Servilius vorausgeschickt hatte. Die Hälfte fiel, die andere Hälfte wurde gefangengenommen. Ohne weitere Zusicherungen.
    Von Gaius Flaminius, den Hannibal ehrenvoll bestatten wollte, fand sich kein erkennbares Stück.
    Sosylos, betrunken, weniger von Wein als von den Ereignissen, brach am Abend nach der Schlacht in hymnische Reden aus, durchwirkt und durchwoben von Versen aus der Ilias. Hannibal hörte weg; seine Mundwinkel hingen fast unter der Kinnlinie. Antigonos gelang es, die Faselei des Lakedaimomers durch falsche Zitate und ungebührliche Zwischenfragen zu beenden und den Chronisten zu einem anderen Feuer zu schleppen.
    Der Hellene konnte nicht schlafen. In ihm und um ihn war zuviel Unruhe. Holzstöße loderten die ganze Nacht hindurch; Waffen und Rüstungen der Gefallenen wurden zusammengetragen, Schmuck, Besitztümer und Münzen. Es mußte schnell getan werden. Hannibal wollte den Truppen einige Ruhetage gönnen, ohne sie vorher auf lange Märsche zu schicken. Das Lager in den Hügeln war gut – aber die Toten mußten verschwinden, ehe die Sonne des nächsten Tags Milliarden Mücken und Maden zeugte. Einige tausend Mann waren mit dem Ausheben von Massengräbern,

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