Hanibal
du sie? Sie haben sich ein wenig herumgetrieben und den Achaiern im Krieg gegen Aitoler und Makedonen gedient. Immerhin ist wenigstens dieser Teil des hellenischen Irrsinns beendet; wie du vermutlich weißt, ist in Hellas mächtig der Friede ausgebrochen. Nicht zuletzt dank der klugen Briefe deines Freundes, unseres Feldherrn, an Agelaos von Naupaktos, den die Achaier nun zu ihrem Strategen gewählt haben. Epikydes brachte eine Niederschrift der Rede mit, die Agelaos bei den Verhandlungen mit Philippos hielt; das war kurz nachdem die Nachricht von der Schlacht am Trasimenischen See in die Oikumene ging. Ich weiß nicht mehr, ob du es warst, der damals mit Hannibal über den Charakter des Makedonenkönigs rätselte; warst du es?
Wie auch immer, Hannibals brieflicher Rat an Agelaos, den Makedonen mit der Aussicht auf Weltbeherrschung dazu zu bringen, den hellenischen Kleinkrieg zunächst zurückzustellen, hatte Erfolg. Der Naupaktier hat es sehr klug begonnen – jedem, sagte er, müsse klar sein, daß der Sieger des Ringens zwischen Rom und Karchedon sich nicht mit Italien und Sizilien begnügen, sondern alle Grenzen überschreiten werde; daher müsse besonders Philippos Hüter aller Hellenen sein, als ob ihm bereits ganz Hellas gehöre; und wenn er es gut hüte, werde es ihm gewaltlos zufallen. Daher solle er nach Westen blicken und im besten Moment die Hand nach der Weltherrschaft ausstrecken, indem er nach weiteren Siegen Hannibals die Punier unterstütze, denn zweifellos sei es nach der Niederwerfung Roms möglich, Karchedon Italien zu entreißen, und ebenso unzweifelhaft werde es nach einem Sieg Roms unmöglich sein, auch nur eine einzige hellenische Stadt in Italien zu halten.
Wenn aber diese im Westen drohende Wolke sich ungestört auftürmen könne und nach einer Niederlage Karchedons über Hellas entlüde, werde man die Kriege, Waffenstillstände und sonstigen Kinderspiele, die man zur Zeit betreibe, bitterlich beweinen.
Philippos und die übrigen wurden durch diese kluge Rede, die eigentlich Hannibal ihnen hielt, zu Friede und Verträgen gebracht; der Makedone prügelt sich nun mit Barbaren im Nordosten seines Reichs, die hellenischen Städte und Länder beseitigen die Verwüstungen des Kriegs. In etwa einem Jahr, so sagt des Agelaos Gesandter Iktinos, der einen Mond lang bei uns weilte, könnten sie alle bereit sein, neuen Vorschlägen zu lauschen. O Tiggo, du ahnst bereits, wohin dies Schreiben zielt: Im Herbst begehrt Hannibal einen punischen Hellenen als Gesandten, der den Achaiern, Aitolern und Makedonen die politischen, aber auch die wirtschaftlichen Vorzüge eines Bündnisses mit Karchedon nahezubringen vermag. O Tiggo.
Seltsam, wie manche Dinge sich wiederholen; seltsam, wie manche Gestalten wiederkehren, die man längst vergessen hatte. Verzeih, wenn ich bisweilen lateinische Zeichen verwende, aber Marcus Minucius Rufus ist ein alberner Name , der als Markos Minoukios Rouphos noch alberner wirkt – finde ich. Ein Jammer, daß dieser Tribun der römischen Reiter im kommenden Jahr nicht die Legionen befehligen wird; Hannibal sagte, es sei ein Vergnügen, mit ihm zu spielen, weil er noch dümmer sei als Flaminius. Aber Minucius durfte nur einmal spielen; es hat ihn und seine Leute viel gekostet. Die andere Gestalt dieser letzten Monde, dieser Wiedergänger unserer Geschichte, ist dagegen eher ein Glück. Ein Glück nämlich, daß die Römer in ihrer Ungeduld nach Hannibals großen Siegen nicht begreifen können oder wollen, was sie Quintus Fabius Maximus verdanken. Sei froh, Freund, daß du nicht mehr bei uns warst, als er uns in die Enge trieb, unseren Marsch mit seinen Legionen begleitete, die römischen Kämpfer immer über die Höhenzüge wandern ließ, wo die Numider und Kataphrakten sie nicht angreifen konnten; wie Fabius uns am Schlafen hinderte, weil er einfach in der Nähe war und jederzeit hätte losschlagen können; wie sich Ohnmacht und Wut in unserem Heer regten, weil Fabius sich nicht stellte, aber immer am Rande der Sichtweite blieb. Er ist kein großer Stratege, und – wie wir seit seinen Verhandlungen mit dem großen Hasdrubal wissen – er ist kein sprühender Geist; aber mit seinem zähen Hinhalten, Verfolgen, Abschneiden hat er uns, ohne das Leben seiner Legionen aufs Spiel zu setzen, fast den Untergang gebracht.
Seltsam, abermals seltsam, wie die Dinge sich verändern. Wir – ich bin noch weniger Punier als du, Tiggo, aber längst Teil dieses Epos – wollen Rom nicht
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