Hanibal
aus Alexandreia, einem Sklavenhändler aus Kyrene, heruntergekommenen Kaufleuten aus dem alten phönikischen Mazabda, das Seleukos in Laodikeia umbenannt hatte, Seefahrern aus Häfen des Euxeinischen Meers, einem byzantinischen Lederwerker, den Schulden zum Segelmacher und Segelmeister eines pergamenischen Weinhändlers hatten sinken lassen; ein attischer Kaufmann lud sie zu scheußlichen Zerstreuungen an Bord seines Schiffes ein, was sie ablehnten; ein rhodischer Händler mit Edelsteinen bot ihnen eine Besichtigung seiner Schätze an, was sie annahmen; sandaliotische Schiffsknechte versuchten, sie mit einseitig beschwerten Würfeln zu betrügen; ein uralter iberischer Söldner bettelte um Wein und erzählte von Hamilkar und den Schlachten am Eryx; der persische Steuermann eines in Patrai gebauten Schiffs, das einem indischen Handelsherrn mit Niederlassungen in Charax, Sidon, Berenike am ägyptischen Meer und Salamis auf Kypros gehörte, sang kurz vor Morgengrauen schwermütige Lieder in erbärmlichem baktrischen Hellenisch von Liebeshändeln und nächtlichen Dolchen an den Ufern des Euphrates, den er Puratti nannte. Getreidekäufer aus Taras und Rhegion priesen Hannibal, der die römischen Ernten zerstörte, und die Römer, die bei ihnen Getreide kauften, die punischen Mädchen wegen ihrer beherrschten Glut, die akragantinischen Mädchen wegen ihrer glühenden Unbeherrschtheit und die etruskischen Mädchen wegen vorherrschenden Glühens. Eine muskelbepackte Kreterin machte Tomyris deutliche Angebote, ruderte im Sonnenaufgang den Hellenen und die Kyprerin über die Bucht von Qart Hadasht und dehnte ihre Angebote kurz vor Erreichen des östlichen Ufers auf beide aus; als die Ablehnung endgültig und unmißverständlich wurde, schrie sie Verwünschungen in die Stille des frühen Morgens und trampelte herum, bis ihr Boot kenterte. Antigonos und Tomyris schwammen an Land, lachten am Strand, bis sie halbwegs trocken waren, erklommen den Zwei-Horn-Berg, schliefen ein paar Stunden unter einem stachligen Busch, stiegen wieder zum Ufer hinab, aßen in einer kleinen Fischerschänke und ließen sich von einem stummen Libyer nach Qart Hadasht zurückrudern. Das gekenterte Boot und die Kreterin waren nirgends zu sehen.
Die meisten Nächte verbrachten sie in der alten Wohnung des Hellenen nahe dem Tynes-Tor. In der letzten Nacht schliefen sie gar nicht; es war ein Dunkel des langen Redens und langen Liebens, bis ein wütender Elefant in den Ställen des Isthmoswalls die überlaute mißtönende Fanfare des neuen Tages blies.
Im Ausgang vom Hof zur Straße stolperte Antigonos über einen Leichnam, den Leichnam eines Bettlers, übersät von Pusteln, Geschwüren und Narben. Zwei Blocks weiter Richtung Hafen trieben sich einige mit Knüppeln und Messern ausgerüstete Büttel der Stadtwache herum; der Hellene warf ihnen einen silbernen shiqlu zu und bat sie, die Leiche zu beseitigen und schnell zu verbrennen.
Allmählich füllte sich die Große Straße. Karren mit Obst , Gemüse und Getreide rollten zu den Stadtteilmärkten. Die Läden wurden geöffnet. Sogar der Buchverkäufer, der nahe dem Tor der Byrsamauer mit hellenischen, ägyptischen und punischen Rollen handelte, war schon wach, obwohl seine Kunden kaum so früh kamen. Auf der Agora standen zwei Kreuze; einer der beiden Hingerichteten lebte noch. Man hatte ihn ans Holz gebunden, ihm Arme und Beine zerbrochen und das ganze Gemächt abgeschnitten. Der Haut nach handelte es sich um einen Libyer aus dem Süden; er mußte wohl eine Punierin vergewaltigt haben. Der andere Mann war tot; auch ihm hatte man die Knochen gebrochen, und seine Gedärme hingen aus dem zerschlitzten Bauch. Drei Ratsherren in schweren purpurgeränderten Tuniken gingen an den Kreuzen vorbei zum Ratsgebäude, in ein Gespräch vertieft.
Der Abschied war kurz. Antigonos brachte, nach Aufenthalten in der Bank und in einer Frühstücksschänke, die Kyprerin zur Außenmole und überreichte ihr die eingewickelten Becher.
»Erst an Bord zu öffnen. Ich danke dir für die Tage und Nächte.«
Tomyris nahm die Geschenke entgegen, wog sie in der Hand.
»Ich danke dir für vieles und alles, Herr der Sandbank.« Dann lächelte sie traurig. »O Tiggo, sehen wir uns wieder?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ein alter assyrischer Koch hat mir einmal gesagt, Köstlichkeiten könne man nicht vorbestellen, man müsse sich überraschen lassen.«
Sie legte ihre Wange an seine. »Ich will dir noch sagen, weshalb du deine Stadt
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