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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Gliedern. Eine Gruppe hellenisch-phrygischer Musiker mit Lyren, Syringen, verschiedenen Flöten, hölzernen und metallenen Schlaginstrumenten spielte auf den Tempelstufen. Antigonos und Bomilkar lauschten ihnen eine Weile und lachten mit den Massalioten, als der älteste der Musiker, die wunderbare vielschichtige Läufe und Harmonien hervorzauberten, von einem kurzen Aufenthalt in Rom berichtete, wo die Barbaren nach dem zweiten Stück unruhig wurden und nach dem dritten Stück verlangten, man solle die Instrumente weglegen und ein bißchen ringen oder mit den Fäusten kämpfen.
    Ein weißbärtiger Riese mit umgehängter Trommel drängte sich durch die Menge, hieb auf das straffe Kalbfell und schrie immer wieder: »Ari, Ari, Aristoboulos. Aristoboulos und seine zuckenden Zwerge. Zuck, zuck, zuckende Zwerge. Kommt, kommt, kommt zu Ari, Ari, Ari und zuck, zuck, zuck.« Einer der Wächter berührte Antigonos am Ellenbogen.
    »Du solltest dir die Zwerge ansehen, Herr. Eine Empfehlung des Reeders Oreibasios.«
    Antigonos nickte und zog Bomilkar mit sich. Der Kapitän löste sich widerstrebend aus den Armen einer grellen Dirne. Aristoboulos – der trommelnde Riese selbst, aber nun ohne Bart – wandte sich an die Gaffer.
    »Dringende Geschäfte rufen uns fort«, schrie er. »Sehr dringende Geschäfte. Dies ist unsere erste und einzige Vorstellung heute. Wer sehen will, der sehe; wer staunen will, der staune – wer sehen und staunen will, der zahle! Wenn das Gefäß eine gewisse Schwere erreicht hat, werden wir beginnen!«
    Jemand schrie zurück. »Erst spielen, dann zahlen!« Aristoboulos richtete sich auf; seine Stimme klang empört.
    »Die Kunst, die Oikumene begeistert! Barbaren und Römer wollen zuerst sehen, dann zahlen; Menschen mit feinem Geschmack wissen, was ihnen entgehen würde!«
    Das Holzgefäß wurde herumgereicht. Die Truppe schien tatsächlich einen gewissen Ruf zu haben; die meisten Umstehenden warfen Obolen oder sogar halbe Drachmen in den Topf. Aristoboulos hatte seinen Karren in eine enge Straße gestellt, die vom Platz nach Westen führte; halb in der Straßenmündung, halb auf dem Platz war ein von Fässern gehaltenes Seil gespannt. Im Kreis lagen dicke Matten. Aus den engstehenden Häusern zu beiden Seiten schauten Köpfe; Aristoboulos verfluchte die nicht-zahlenden Anwohner, bis auch aus den Fenstern Münzen flogen.
    Der Karren – groß, vierrädrig, überspannt mit einem blaugrauen Stoff – war hinten mit einer Klappe verschlossen. Plötzlich öffnete sie sich. Sieben Zwerge purzelten aus dem Wagen, schlugen Rad, rollten über-, unter-, durcheinander, rannten innerhalb des Seilkreises herum, sprangen aus drei verschiedenen Richtungen gleichzeitig übereinander weg, wie aus dem Wasser schnellende Fische. Dann stellten sich zwei von ihnen Rücken an Rücken; zwei stiegen auf ihre Schultern, der fünfte klomm auf die vier hinauf. Schließlich standen alle sieben aufeinander. Aristoboulos warf dem Obersten einen verschnürten Ballen zu. Der Zwerg öffnete die Schnüre, streifte Stoff über seinen Kopf; blaugraue Wolle mit roten Punkten wallte nach unten, umhüllte den Zwergenturm. Der Oberste setzte einen breitkrempigen Hut auf; plötzlich wurde aus den Zwergen eine riesige Männergestalt, aus dem Wollumhang ein Mantel. Im Mantel öffnete sich ein Schlitz. Einer der Zwerge, in fleischfarbenen Stoff gehüllt, reckte sich dort heraus, als Phallos. Sein Kopf, kahl und rosig, war die Eichel. Der Turm schwankte rhythmisch vor und zurück, während Aristoboulos die Trommel schlug und ein kaum verständliches, zweifellos obszönes Lied grölte. Plötzlich spuckte der Phalloszwerg eine milchige Flüssigkeit und sackte dann vornüber; der Mantel hüllte ihn ein.
    Die Zuschauer johlten, klatschten und trampelten. Der Mantel fiel, ebenso der Hut; die sieben Zwerge – zwei, zwei und dreimal einer aufeinander – kreischten und fuchtelten mit den Ärmchen. Aristoboulos warf dem untersten eine große Holzkugel zu, dann noch eine und noch eine und noch eine; schließlich waren es ein Dutzend oder mehr. Die Zwerge ließen die Kugeln hinauf und hinabfliegen, von Hand zu Hand, in verwirrenden Bahnen. Nach einigen Augenblicken stieß der oberste Zwerg einen heiseren Schrei aus, als ihm eine Kugel entglitt. Sie prallte auf den Boden, zerfiel zu zwei Halbkugeln, eine weiße Taube flatterte auf und setzte sich auf Aristoboulos’ Kopf. Als die zweite Kugel platztend eine blaugefärbte Taube freigab, spürte Antigonos

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