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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Während eine römische Flotte die punischen Küsten verheerte, waren die punischen Kampfschiffe im ganzen Meer verteilt; offenbar wußte niemand im Rat, wieviele Penteren und Trieren es überhaupt gab – in Iberien, vor der süditalischen Küste, vor Libyen in den tausend Häfen, in Hellas. Nicht einmal, so wurde gesagt, Hanno der Große; der inzwischen Zweiundsiebzigjährige sei überdies ernstlich krank und seit Monden nicht mehr mit Ratsangelegenheiten befaßt.
    Aus der Veräußerung iberischer Geschäfte und der Verlagerung nach Osten hatten sich größere Gewinne angehäuft; in der Sandbank steckte immer noch ein nicht sofort verfügbarer Teil des Barkas-Vermögens. Antigonos beriet sich lange mit Bostar, forderte vom Rat Geleitschutz, erhielt zunächst die Zusage, dann die Schiffe – fünfzig Penteren und zweihundert Lastsegler –, zog tausend Talente Silber aus dem Verkehr, warb dreitausend Libyer und zweitausend Numider an und segelte im Herbst mit den Truppen, allerlei Nachschubgütern und den restlichen etwa siebenhundert Talenten nach Italien. Qart Hadasht schlummerte in den Winter hinein; in den numidischen Ländern herrschte Ruhe. Der Fürst der Masaesyler, Syphax, hatte die alte punische Tochterstadt Siga zu seiner Hauptstadt gemacht und schien abwarten zu wollen, wie die Dinge in Iberien sich entwickelten. Wahrscheinlich würde er sich später auf die Seite des Siegers schlagen. Sein feindlicher Nachbar Masinissa hatte nicht so viele Kämpfer mit nach Iberien genommen, daß Syphax die Massyler leichten Herzens hätte angreifen können. Immerhin: Eines der Kriegsgebiete war ruhig, wenn auch nicht friedlich.
    Auf der Überfahrt ergötzte sich Antigonos an den Auszügen offensichtlich zu jenen, die auch durch langjähriges Üben nicht besser wurden. Allerdings waren seine Abhandlungen über den Krieg in Italien gründlicher als alle Gerüchte, die der Hellene während der Gefangenschaft in Massalia gehört hatte.
     
    Marcellus eroberte verschiedne Städte in Samnien und machte große Beute. Der Proconsul Gnaeus Fulvius stand unweit Herdonia und hoffte, diese Stadt durch Verrat zu erobern. Da Hannibal hörte, daß er eine unsichere Stellung hätte und daß nicht die gehörige Ordnung im Lager herrsche, kam er mit verdoppelten Märschen aus Bruttien und stellte seine Truppen in Schlachtordnung. Fulvius war gleich willig. Aber Hannibal befahl, daß während des Gefechts der Fußtruppen die Reiterei das Lager angreifen und dem Feind in den Rücken fallen sollte. Da dieses geschah, wurden die Römer in Unordnung gebracht und flohen, nachdem sie an eintausendzweihundert Mann verloren hatten.
    Marcellus nahm den Rest der geschlagenen Armee zu sich und ging Hannibal entgegen. Es entstand abermals ein Gefecht, welches durch die Nacht beendigt wurde. Hannibal zog in der folgenden Nacht weiter. Marcellus verfolgte ihn; täglich kam es zu kleinen Scharmützeln. Die römische Flotte plünderte die africanischen, die carthaginiensische die sardinischen Küsten. Im folgenden Jahr erregten die Nachrichten von den Zurüstungen der Carthaginienser in Rom neue Sorgen, besonders weil sich ein großer Teil der römischen Colonien und Bundesgenossen weigerten, Geld und Mannschaft zur Fortsetzung des Kriegs zu geben. Hannibal näherte sich Canusium. Marcellus folgte ihm und erreichte ihn. Man focht abermals, aber die Nacht ließ den Sieg unentschieden. Am folgenden Tag wurde das Gefecht erneuert, aber zum Nachteil der Römer, denn sie verloren an dreitausend Mann und flohen ins Lager.
    Fabius belagerte Tarent. Hier hatte Hannibal eine Besatzung deren Bruder im Heer des Fabius war. Nachdem dieser die nötige Abrede mit dem Fabius genommen hatte, ging er zu den Tarentinern über und überredete seine Schwester, ihren Liebhaber dahin zu bringen, die Stadt zu übergeben. Dieses geschah auch. In der Nacht wurde der Römer in die Tore gelassen und ihm die Stadt übergeben. Am folgenden Morgen fand die Besatzung den Markt besetzt. Die vornehmsten Verräter starben im Gefecht. Die Stadt wurde geplündert, und der größte Teil der Besatzung und Einwohner niedergehauen oder zu Sklaven gemacht.
    Im folgenden zwölften Jahr dieses Kriegs stand das römische Heer unter dem Marcellus und Crispinus in Apulien, wohin sich auch Hannibal wandte. Er hielt sich nicht für stark genug, mit beiden zu fechten, und suchte nur Gelegenheit sie zu überlisten. Er hörte, daß von Tarent einige Truppen abgeschickt werden sollten, um Locri zu

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