Hanibal
Sesamöl und Blütensud, dazu ein wenig Talg und tausend Düfte – und umwickelten ihn schließlich wie einen toten Ägypter. Auf einer schrägen Liege mit Nackenstütze und gepolstertem Fußbrett ließ er sich Hände, Füße und Haupt behandeln. Die Libyerin, die zunächst seine Nägel feilte, die Haut lockerte und tote Nagelhaut abschnitt, bewegte sich wie eine der Raubkatzen aus den Wäldern und Steppen im Süden ihrer Heimat. Kleine Schweißperlen glitzerten auf ihrer braunen Haut. Sie trug nur einen weißen Lendenschurz, mochte um die zwanzig Jahre alt sein, und Antigonos blickte immer wieder auf ihre spitzen dunkelbraunen Brustwarzen.
Der Pfleger des Hauptes war ein hagerer Schwarzer; seine krausen Haare wurden grau, und einer der oberen Schneidezähne fehlte. Durch diese Lücke pfiff er leise und ausdauernd eine gleichzeitig wilde und wehmütige Melodie, während er Antigonos’ Haar und Bart wusch, Stirn und Kopfhaut knetete und dann zu Schaber und Schere griff. Er stutzte den Bart, rasierte die Ecken aus, schnitt das Haar kurz, wie Antigonos es haben wollte.
Als die Libyerin mit seinen Händen fertig war, verschwand sie und kehrte mit einem Becher zurück. »Jetzt Hand frei bewegen, du«, sagte sie. Der Becher enthielt heißen Wein, versetzt mit ein wenig Wasser, Honig und Kinnamon. Die Frau ließ sich zu seinen Füßen nieder, massierte mit warmen weichen Fingern seine Zehen und zwinkerte; dabei fuhr sie sich mit der Zunge über die fleischigen Lippen. Nachdem sie die Nägel geschnitten hatte, entfernte sie mit einem scharfen krummen Messerchen und Bimsstein die Hornhaut von den Sohlen. Sie schien sich viel Zeit zu lassen.
Der Schwarze flammte einzelne Härchen ab und betupfte die Gesichtshaut mit duftender Flüssigkeit; dann klopfte er Antigonos auf die Schulter, rollte seine Instrumente in ein Tuch, klemmte es unter den Arm, nahm die Schüssel mit schmutzigem Wasser in die Hand und watschelte fort. Er pfiff noch immer.
Auch die Libyerin kam zum Schluß und stand auf, mit einer gleitenden Bewegung. »Du kommen, Kleider.«
Antigonos folgte ihr in den Nebenraum. Auf der mit Leder bespannten Liege hatte der Bademeister sein Angebot ausgebreitet: mehrere Gürtel; eine knielange Wolltunika mit kurzen, eine mit langen Ärmeln, beide mit Purpurrand; ein dunkelroter Wollumhang, der mit schlichten Bronzespangen auf den Schultern der Tunika befestigt werden konnte; eine kürzere Leinentunika; ein mit vernähtem Gurt versehenes tunikaähnliches Gewand aus gefälteltem Baumwollstoff; Chitone aus verschiedenen Stoffen, einfach, geschmückt, bunt; Unterkleider, Unterschurze; Sandalen, Schnürschuhe mit dicken Sohlen, lederne Halbstiefel; runde Kappen mit Borte, kegelförmige Filzhüte, lange bunte Kopftücher mit Bändern, flache dicke Wollmützen.
Antigonos wählte Sandalen, einen weißen Baumwollschurz, eine kurzärmelige weiße Leinentunika mit Purpurrand, nicht ganz knielang. Aus der Tasche seines alten, verschmutzten und abgenutzten Obergewands holte er das Geld und ein besticktes Stirnband mit dem Symbol der Bank.
»So ist es gut. Was ich getragen hatte, soll verbrannt oder weggeworfen werden.« Die alten Sandalen waren dunkelrot überkrustet von dem Hammelblut.
Die Libyerin legte eine Hand an seine Hüfte. Die Wicklung der inzwischen nicht mehr feuchten Tücher hatte sich ausreichend gelockert, um eine Wölbung zuzulassen.
»Das da – große Schlange?«
Antigonos grinste, »Furchtbare Schlange. Aber nicht giftig.« Sie lächelte und legte den Kopf schief; die Zunge erschien zwischen den kräftigen weißen Zähnen. »Lange her?«
Antigonos schloß die Augen und dachte an die junge Frau des iberischen Händlers in Gadir, der ins Hinterland von Tarshish gereist war. »Fast zwei Monde.«
Sie zupfte an dem Wickeltuch. »Halb shiqlu Danach viel Wohlfühlung.«
Antigonos nahm einen ganzen Schekel aus dem Lederbeutelchen, das er zu den neuen Gewändern gelegt hatte, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. »Sehr viel Wohlfühlung.« Er lächelte.
Sie stieß einen leisen heiseren Knurrlaut aus, zog den Vorhang der Türöffnung zu, fegte das Kleiderangebot des Badehauses von der Liege zu Boden und löste ihren Schurz. Als sie sich umdrehte, sah Antigonos, daß sie zwischen den Beinen rasiert war.
Er ließ sein Tuch fallen und ging zur Liege. Die Libyerin hielt ihn am Arm fest.
»Schlange viel Haut.« Ihre Augen waren groß und dunkel.
Anders als fast alle Libyer und die meisten Punier war Antigonos
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