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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Götter und unserer Stadt, und es erschiene mir töricht, den Oberbefehl in Libyen und in Sizilien neu zu vergeben.«
    Als das zustimmende Gemurmel ausrieselte, beugte Antigonos sich gespannt vor. Hanno hatte den rechten Arm gehoben. Seine Stimme war heller als die von Hamilkar und fast ein wenig schneidend, trug aber genauso weit.
    »Ich danke dem Blitz für die freundlichen Worte. Wie ihr alle, so bin auch ich stolz auf das, was er für uns in Sizilien vollbringt. Und wieder einmal zeigt es sich, daß ein großer Stratege große Ziele erreichen kann, auch ohne über große Mittel zu verfügen. Ich möchte daher noch weiter gehen als Hamilkar. Ich bitte die Versammlung um Beifall für einen Vorschlag, der uns viel ersparen kann. Bis zum Ende des Kriegs – wenn nicht große unvorhersehbare Dinge über uns kommen, was die Götter verhüten mögen – bis zum Ende des Kriegs, sage ich, sollen die Dinge so bleiben wie sie jetzt sind: Adherbal für die Flotte, Hamilkar für Sizilien, Hanno für Libyen.«
    Angesichts der offenbaren Einigkeit der Strategen brach auf dem Platz Jubel aus. Antigonos schüttelte den Kopf und sagte halblaut, mehr zu sich selbst als zu der neben ihm stehenden Frau: »Was hat dieses gerissene Schwein vor? Das ist doch ein wichtiger Teil dessen, was Hamilkar immer haben wollte.« Hanno hob wieder den rechten Arm; gleichzeitig legte er die linke Hand auf Hamilkars Schulter.
    »Da ihr den Vorschlag billigt, wollen wir ihn dem Rat unterbreiten; ich bin sicher, daß der Rat die Weisheit der Bürger preisen und ihr folgen wird. Und nun, da alle wichtigen Dinge beredet sind, wollen wir das Jahr feiern.«
    Er klatschte in die Hände. Mehrere Fanfaren ertönten. Aus dem Tor des Ratsgebäudes traten illyrische und iberische Söldner mit einigen Dutzend zerlumpten Gestalten: Gefangenen aus dem libyschen Krieg. Eine zweite Gruppe von Soldaten brachte mannshohe Pflöcke, unter die Bretter genagelt waren, außerdem Bogen und gefüllte Köcher. Andere Männer – Schanksklaven – schleppten Weinamphoren zu den Tischen um die Agora; aus dem Eingang einer Garküche wurde ein ganzes gebratenes Rind getragen. An mehreren Stellen loderten Bratfeuer auf.
    Es war nicht mehr möglich, auch nur ein einziges Wort an die Versammlung zu richten. Antigonos blickte zur Erhöhung vor dem Ratsgebäude; Hamilkar war verschwunden. Der Stratege wußte, wann er verloren hatte. Die Volksversammlung würde sich auf Hannos Kosten den Bauch vollschlagen, auf sein Wohl trinken und als Krönung des Fests Pfeile auf libysche Bauern abschießen, die das Pech gehabt hatten, sich gefangennehmen zu lassen. Hanno würde weiter mit fünfmal mehr Truppen, als er je einsetzen konnte, das Hinterland bluten lassen, und Hamilkar würde keinen einzigen zusätzlichen Mann bekommen. Und der Vorbehalt »falls nicht große unvorhersehbare Dinge über uns kommen« erlaubte es Hannos Leuten notfalls sogar, im nächsten Jahr mit irgendeiner erfundenen Anklage Hamilkar abberufen zu lassen.
    Antigonos hatte mehrfach an Isis geschrieben, ohne Antwort zu erhalten. Die Bank ließ ihn nicht reisen. Der Elymerin folgten mehrere Töchter hellenischer Metöken, eine Punierin, eine in Karchedon gestrandete attische Hetäre. Im Frühjahr, als die Geschäfte übersichtlicher geworden waren und er eine Reise nach Alexandreia ins Auge faßte, brach der nächste hellenische Bruderkrieg los – zum dritten Mal Ägypten gegen Syrien. Nach dem Tod von Ptolemaios Philadelphos, der fast vierzig Jahre Ägypten beherrscht und ausgesaugt hatte, war Ptolemaios Euergetes auf den Thron gekommen; fast gleichzeitig starb der Herrscher des seleukidischen Reichs, der zweite Antiochos, der zuletzt mit Berenike vermählt gewesen war, der Schwester des Euergetes. Als der neue Herrscher, Seleukos Kallinikos, sie und ihren kleinen Sohn enterbte, rief sie den königlichen Bruder zu Hilfe, der sofort Heer und Flotte ausschickte. Hellenische Inselstaaten, die mit den Seleukiden verbündet waren, griffen auf See ein und blockierten einige Monde lang Alexandreia. Als diese Gefahr beseitigt war, begann bereits der nächste Winter; außerdem hatte der seleukidische Gegenstoß Unruhen in Ägypten ausgelöst.
    Hanno verheerte Libyen; nach Antigonos’ Ansicht zerstörte er mehr, als nach der gewaltsamen Befriedung in zehn Jahren wieder aufgebaut werden konnte, aber seine Beliebtheit in Qart Hadasht wuchs. Seinen größten Triumph konnte er feiern, als er die nur von Bauern und eilig bewaffneten

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