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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Frieden und mit seinem Vater aufwachsen.«
    Antigonos kniete vor Kshyqti, legte seine Hände auf die ihren; zwei Tränen rollten ihre Wangen hinab. »Wenn ich nur irgendwie helfen könnte…«
    Sie lächelte mühsam. »Du hast soviel für uns getan, Freund – du und yama. Besuch uns öfter, wenn du etwas tun willst. Psallo ist ein alter Griesgram, und hin und wieder braucht man einen freundlichen Mann im Haus. Die Mädchen freuen sich immer, wenn du kommst.«
    Salambua und Sapanibal waren kurz nach Antigonos’ Eintreffen von dem alten Hellenen, der beide unterrichtete, zu abendlicher Lektüre irgendeines Philosophen gerufen worden.
    »Ich werde euch besuchen, so oft ich kann. Du weißt, die Bank läßt mir nicht immer so viel Zeit – vor allem jetzt, wo Bostar mehr an den Bauch seiner Frau als ans Geschäft denkt.« Er grinste.
    Kshyqti legte den Kopf auf die Seite. »Und du – wie steht es eigentlich mit dir und Frauenbäuchen?«
    Antigonos lachte. »Ich mag Frauenbäuche – warum?«
    »Wie alt bist du jetzt? Einundzwanzig?«
    »Noch, ja. Du meinst, ich sollte es dir und Hamilkar und Bostar nachmachen?«
    »Warum nicht? Willst du warten, bis du ein Greis bist?«
    »Nein. Aber es hat noch Zeit. Außerdem gibt es nicht so viele Frauen, die ich gern als Mütter meiner Kinder sähe.«
    »Und deine Ägypterin?«
    Antigonos nickte langsam. »Ja, meine Ägypterin. Sie ist in Alexandreia und singt.«
    »Mein Punier ist in Sizilien und siegt.« Kshyqti lächelte ein wenig boshaft. »Wir beiden armen Metöken in Qart Hadasht …«
    Antigonos hob die Schultern. »Warte noch ein paar Tage, Herrin des Hauses – es gibt gewisse Gepflogenheiten in Qart Hadasht. Schlechte Strategen werden gekreuzigt, gute Strategen werden abberufen – vielleicht siehst du Hamilkar bald wieder.«
    »Wenn nicht«, sagte sie leise, »dann fahre ich im Winter mit den Kindern hinüber nach Lilybaion. Aber du, Freund und Bote des Gottes, der yama geschickt hat – wirst du dich um das Kind kümmern, wenn Hamilkar fortbleibt? Damit es nicht nur Sklaven und Frauen um sich hat?«
    »Ich werde mich um das Kind kümmern, Herrin – wie um einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester.«
    Sie lächelte. »Dann ist es gut. Dann kann es jetzt wirklich kommen.«
     
    Zehn Tage später wurde ein Junge geboren, und da der Name des Gottes, dem yama durch Opferung gehörte, unbekannt war, benannte Kshyqti den Jungen – wie Hamilkar es gewünscht hatte – Khenu Baal, Gunst des Baal. Der zeremonielle phönikische Name wurde im abgeschliffenen Punisch von Qart Hadasht zu Hannibal, und es war auch der Name von Hamilkars Vater.
    Bald danach wurde Bostar Vater eines Sohnes, den er – mit einem Zwinkern zum roten Auge des Melqart im Symbol der Bank – Bod Melqart nannte, Sklave des Melqart: Bomilkar. Antigonos fand beide Neuankömmlinge niedlich und bezweifelte tagelang die Klugheit seines Beschlusses, mit einer Vaterschaft noch ein wenig zu warten. Es gab jedoch so viele andere Dinge zu erledigen. Nach den großen Flotten waren auch die letzten kleinen römischen Schiffsverbände, die den Handel gestört hatten, versenkt worden; damit nahm der Seehandel westlich der Linie Sizilien-Sardinien-Kyrnos einen gewaltigen Aufschwung, und die Sandbank machte große Geschäfte. Im Herbst erschien – nach mehr als zehnjähriger Abwesenheit – der älteste Bruder, Attalos, zu einem überraschenden Besuch. Er war sichtlich stolz auf den »kleinen« Antigonos und dessen Unternehmungen; vor allem, da sie es ihm ermöglichten, seinen Erbteil nach und nach abzuziehen, ohne die Familie zu schädigen. Attalos hatte im Hinterland von Massalia Versuche mit Wein und Wolle (von Schafen einer persischen Züchtung) angestellt und brauchte Geld; er schien aus dem Handel, wie er ihn bisher betrieben hatte, aussteigen und seßhaft werden zu wollen.
    Zu Beginn des Winters endeten die kriegerischen Unternehmungen. Hanno war längst wieder in der Stadt, mit einem Teil seiner Truppen; die übrigen lagen in Winterquartieren des Hinterlands, aus dem Gerüchte über Plünderungen, Brandschatzung, Vergewaltigungen und alle erdenklichen Grausamkeiten kamen – aber in den Gebieten, die Hanno bisher heimgesucht hatte, herrschte Ruhe. Mehr interessierte den Rat nicht.
    Dann erschien auch Hamilkar. Er hatte, soweit es mit seinen geringen Mitteln möglich war, die eroberten Stellungen für den Winter gesichert. Die Suffeten, oberste Richter und jeweils ein Jahr lang theoretisch Lenker der Geschicke

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