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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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verziert. Die Füße verschwanden unter einem Leopardenpelz. An allen Fingern – die Nägel waren spitz zugefeilt – trug er goldene Ringe mit grünen, weinroten und tiefblauen Steinen; ebenso in beiden Ohren. Eine Hand lag auf dem Bauch, einem Hügel unter Seide. Mit dem anderen Arm stützte er den unbedeckten Kopf. Das schwarze Haar war halblang und gelockt, der Bart ausrasiert, die Brauen zu schmalen Strichen gezupft. Die feine gerade Nase und der volle Mund hätten einer attischen Apollon-Skulptur gehören können, nicht aber die Augen, die das Gesicht beherrschten: Schlangenaugen, wie aus äthiopischem Obsidian.
    »Ah, der Herr der Sandbank. Es freut mich, daß du meiner Einladung nachgekommen bist, o Antigonos.« Die Hand hob sich vorn Bauch und deutete auf die freie Liege.
    Antigonos neigte leicht den Kopf. »Wer könnte eine Einladung des großen Hanno ausschlagen?« sagte er halblaut.
    »Ich danke für die unverdiente Ehre. Meine Eile, dein Antlitz zu schauen, o Fürst der Punier, war so groß, daß ich nicht einmal geziemende Kleidung anlegen konnte.« Er zupfte an seiner schlichten Leinentunika. »Außerdem sind deine beiden Boten und der Fahrer vom Wagen gefallen, wegen der Eile meines Aufbruchs.«
    Hanno hob eine der schmalen Brauen. »Ach ja? Nun, sie werden sich nicht genug festgehalten haben.«
    Antigonos klopfte auf die Lederscheide, aus der der Griff des Krummdolchs ragte. »So ist es. – Herr, ich bin entzückt. Dein Haus ist über alle Maßen prachtvoll, und die Ehre, die du mir und meinem Duftmeister Lysandros angedeihen läßt, würde ich gern dem Volk bekanntmachen.« Er schnüffelte. ›»Schwarzes Rosenlicht der östlichen Nächte‹, nicht wahr? Wie würde es dir gefallen zu lesen: ›Auch Hanno der Große hüllt sich in unsere Düfte‹?«
    Einer der anderen Gäste bewegte sich unruhig. »Mäßige dich, Metöke. So redet man nicht mit dem Strategen von Libyen.«
    Antigonos blickte in die Runde; er spitzte den Mund. »Die ruhmreichen Herren der edlen Partei«, sagte er spöttisch. »Seid mir gegrüßt. Ich denke aber, daß es nur dem Herrn des Hauses zukommt, einen Gast zu tadeln – nicht denen, die seinen Speichel lecken und sein Erbrochenes zu Honig verherrlichen.« Auf der Fahrt zu Hannos Festung hatte Antigonos die Möglichkeiten erwogen, Hannos Beweggründe berechnet. Natürlich gab es ein Ohr in der Bank; das stand fest. Aber Hanno hatte offenbar auf eine Möglichkeit gewartet, ein Gespräch mit einer stummen Drohung zu verbinden – ohne Hinweis auf das Ohr, aber deutlich damit verknüpft. Nach dem Ende des römischen Kriegs kam nun die große Auseinandersetzung in Qart Hadasht – »Alte« gegen »Neue«, Hanno gegen Hamilkar. Es konnte nur um Klärung der Zugehörigkeit gehen, vielleicht um den Versuch, die Neigungen eines nicht unwichtigen Metöken, der mit Hamilkar befreundet war, zu erforschen, ihn durch Lockungen, Bestechung oder Drohungen zum Abfall zu bewegen.
    Und Antigonos hatte das Gewicht seiner Bank, seines Vermögens, des Vermögens von Hamilkar, aller Verbindungen und aller Möglichkeiten berechnet und gefunden, daß alles zusammen zu schwer wog; zu schwer sogar für Hanno den Großen. Und auch für die anderen in der Runde, die führenden Männer der »Alten« – Boshmun, den großen Landbesitzer; Mago den »Stinker«, Herr über die Hälfte der punischen Purpurfertigung; Bokhammon, den obersten Verwalter der Steinbrüche jenseits der Bucht und außerdem Reeder; und Mula, Schatzkämmerer von Qart Hadasht und Besitzer von Werften in Gadir, Tingis und Igilgili.
    Er setzte sich auf die freie Liege. Eine der Sklavinnen brachte ihm Wein und eine Platte mit Obst und seltsam geformten Bratenstücken. Als sie sich umdrehte und ging, sah er die frischen Striemen der Peitsche auf ihrem Rücken.
    Hanno hob den Becher. »Reden wir nicht über Honig und Düfte. Trinken wir auf die Götter und ihre Gnade: daß sie lange über Qart Hadasht liege.«
    Antigonos hatte keine Einwände gegen den Spruch und trank mit.
    »Ich hoffe, die Einladung kam nicht ungelegen«, sagte Hanno. Die Schlangenaugen richteten sich auf Antigonos’ Nase. »Man erwartet dich nirgendwo, oder?«
    Antigonos lächelte kühl. »Es gibt dringende Dinge mit Hasdrubal dem Schönen zu besprechen. Er wird mich suchen , wenn ich nicht bis Mitternacht bei ihm bin.«
    »Ah ja, Hasdrubal. Ein interessanter junger Mann. Sind deine Interessen, was ihn betrifft, rein geschäftlich? Ihr Hellenen liebt ja die Schönheit

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