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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Tod; die Nachfolger werden ernannt. Die ›Alten‹ haben die Mehrheit. Man müßte die Verfassung der Stadt ändern – Rat und Richter werden von der Volksversammlung gewählt, für eine bestimmte Zeit, und können notfalls abgesetzt werden. Erst dann« – sie klopfte auf den Tisch – »kann die Umgestaltung Libyens beginnen.« Hasdrubal seufzte und blickte Antigonos an. »Was du Hanno vorgeschlagen hast, nicht wahr? Offenbar kennst du dich doch besser in Hamilkars Kopf aus als ich.«
    Antigonos zuckte mit den Schultern. »Wer auch immer sich darin auskennt… Aber es stimmt natürlich. In Rom und bei den römischen Bundesgenossen ist jeder Mann waffenpflichtig. Ich schätze, daß Rom im Krieg fast dreihunderttausend Mann verloren hat – und trotzdem können sie uns in die Knie zwingen. Sie haben so viele waffenfähige Männer wie Qart Hadasht Einwohner – Männer, Frauen, Kinder, Greise, Sklaven, Metöken, alle zusammen. Deshalb Libyen.«
    Psallo hüstelte. »Ich muß ausnahmsweise mal etwas Freundliches sagen. Die Punier sind abgrundtief dumm.«
    Hasdrubal lachte laut; Qarthalo grinste.
    »Wenn das freundlich war«, sagte Antigonos, »dann bleib bitte mir gegenüber bei deinen unfreundlichen Anwürfen.«
    Psallo zerrte an seinem rechten Ohrläppchen. »Ah bah. Ich war ja noch nicht fertig. Qart Hadasht hat fast nirgendwo Land erobert. Ein Stützpunkt, ein Tempel, eine Lagerhalle, ein Hafen – fertig. Wir Elymer konnten unter punischer Herrschaft unsere alten Sitten und Einrichtungen beibehalten, unsere Sprache sprechen, unseren Geschäften nachgehen. Diese freundliche Dummheit der Punier muß enden. Ihr werdet den nächsten Kampf gegen Rom nur dann überstehen, wenn ihr so unfreundlich werdet wie die Römer – ihr müßt Land wirklich erobern, an euch binden, die Bevölkerung zum Waffendienst zwingen, alles mit punischen Straßen und punischen Brunnen und punischen Beamten durchsetzen. Erst dann werdet ihr genug Land und Männer haben.«
    Hasdrubal und Qarthalo wechselten Blicke. Der Führer der »Neuen« legte die Hände flach auf den Tisch. »Ich fürchte , diese Boote laufen immer wieder auf dieselbe Klippe – im Rat haben die › Alten‹ lebenslänglich die Mehrheit.«
    »Und um diesen bedauerlichen Zustand kommen wir nicht herum.« Qarthalo schaute alle der Reihe nach an; dann grinste er. »Aber Hamilkar schlägt etwas vor.«
    »Ah.« Hasdrubal richtete sich auf. »Und zwar?«
    »Nach dem Krieg in Libyen sind viele Besitzungen verwüstet und im Wert gefallen. Hamilkar meint, wenn wir nun alle, so gut wir können, libysches Land kaufen, dann können wir zumindest die Teile Libyens, die uns gehören, so umgestalten, wie wir es für sinnvoll halten. Andere Gebiete werden dann früher oder später zwangsläufig folgen – Tatsachen schaffen ihre eigenen Gesetze.«
    Hasdrubal schwieg; er betrachtete Sapanibal, auf deren Gesicht das bunte Glas einen seltsam grünlichen Schimmer legte. »Geld«, sagte er leise. »Viel Geld.«
    Antigonos stand auf und ging im Raum auf und ab. »Viel Geld, das stimmt. Die Bodenpreise sind gefallen; und ich kaufe längst Land. Aber« – er wandte sich den anderen zu, die ihn aufmerksam beobachteten – »was glaubt ihr denn, wie lange uns jemand Land verkauft, sobald die ›Alten‹ begreifen, in welche Richtung alles geht?«
    In das Schweigen hinein sagte Salambua: »Ihr vergeßt etwas.« Ihre Stimme klang hart.
    »Sprich.« Antigonos blieb vor ihr stehen, mit verschränkten Armen, die Hüfte an der Tischkante.
    »Ihr vergeßt die Kämpfer. Was, wenn der Rat sich nicht bald entschließt, wie sie zu bezahlen sind? Wieviel sind es insgesamt, und wieviel haben sie zu bekommen?«
    Qarthalo kniff die Brauen zusammen. »An die dreißigtausend«, murmelte er. »Einige sind länger dabei, einige kürzer, aber ich schätze, wenn wir für jeden drei Jahre ansetzen, haben wir eine gute Mitte. Hundert shiqlu im Jahr.
    Antigonos überschlug die Summe und sog Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Neun Millionen shiqlu«, sagte er leise.
    »Zweitausendfünfhundert Talente Silber. Fast noch einmal das , was Rom haben will.«
    »Seht ihr?« Sapanibals helle Stimme war schneidend. »Und ihr glaubt, der Rat bezahlt? Wovon denn? Nicht einmal Hanno hat so viel.«
    Psallo kicherte mit gebleckten Zähnen. Sie waren schadhaft und verfärbt. »Vielleicht fragst du deinen Numiderprinzen, ob seine Leute sich mit weniger zufrieden geben.« Er blickte Salambua an.
    Sapanibal setzte ein gequältes

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