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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mehr Möglichkeiten«, sagte Tsuniro, fast beiläufig. »Manche Krankheiten erkennt meine Zunge, wenn sie die Haut eines Menschen berührt. Andere schmecke ich aus dem Blut. Und wieder andere verrät der Samen. Auch, was ein Mann in den letzten zehn Tagen gegessen und getrunken hat.«
    Lysandros hob eine Braue. »Ah«, sagte er. »Oh.«
    Antigonos stieß sich vom Tisch ab. »Eine interessante Probe.«
    Tsuniro blickte in sein Gesicht. »Du bist der Herr – die Sklavin hat zu gehorchen.«
    Antigonos schüttelte den Kopf. Er nahm die Rollen und hielt sie hoch. »Da du drei Jahre als Hilfsmeisterin gearbeitet hast und nur als Sklavin bezahlt wurdest, ist alles anders. Die fünf Minen, die du vor Jahren gekostet hast, sind längst eingelöst.
    Wir schulden dir sogar etwas – sechsundvierzig shiqlu. Ich werde die Verwaltung entsprechend anweisen. Du bist frei.«
    Sie blickte einen Moment verwirrt, dann atmete sie tief und hob die Arme. »Frei? Frei. Frei!« Sie klatschte in die Hände und schien tanzen zu wollen.
    »Es stellt sich also die Frage – mag die freie Tsuniro weiterhin in Qart Hadasht Düfte mischen? Und wenn ja, zu welchen Bedingungen?«
    »Es kommt alles so schnell. Vielleicht. Ich weiß nicht. Wo denn?«
    Antigonos rollte die Listen zusammen. »Komm morgen abend bei Sonnenuntergang zum Tynes-Tor. Ich erwarte dich.
    Ein paar Häuser ganz in der Nähe; dort sollen Wohnungen und Werkstätten eingerichtet werden.«
     
    Die Iberer unter dem Befehl des Fürstensohns Mandunis hatten von Antigonos einen Teil der Summe erhalten, die Qart Hadasht ihnen für den Krieg schuldete. Nun lärmten sie in den Häusern. Fünfhundert kontestanische Fußkämpfer, zehn Kampfgruppen; zu ihrem Troß gehörten an die zweihundert Frauen, mindestens fünfhundert Kinder sowie eine unbestimmte Anzahl Dirnen. All diese Menschen, mit ihren Habseligkeiten, Kleidungsstücken, Vorratssäcken, Stroh und Schilfmatratzen, mit allen Waffen und ein paar Pferden für die Führer waren in den Block nahe dem Tynes-Tor gezogen. Sie würden nicht nur die Häuser vor anderen Söldnern schützen, sondern auch ein wenig ausbauen und einrichten. Es waren Söhne von Fischern, Jägern und Bauern unter ihnen; aber Mandunis konnte auch etliche Handwerker einsetzen. Später würden sie mit den erwarteten Auswanderern nach Iberien segeln und dort freundliche Worte sagen. Antigonos hielt es für ein gutes Geschäft.
    Er schaute kurz in einige der Höfe. Bauholz und Brennholz waren geliefert worden, ebenso die Hammel und Ochsen und Hühner, die er bestellt hatte. Er wechselte ein paar Worte mit Mandunis, der Weinschläuche in einen Kellerraum schaffen ließ und den Unterführern scharfe Anweisungen erteilte.
    Die Häuser waren solide, wenn auch heruntergekommen. Alle verfügten über Kellergewölbe. Die Grundmauern aus schweren Quadern trugen vier bis fünf Geschosse; die beiden unteren waren aus kleineren behauenen Steinen gemauert, die oberen Stockwerke aus Ziegeln. Die großen Innenhöfe, mit unregelmäßigen Bruchsteinen gepflastert, besaßen sämtlich Zisternen, einige sogar ummauerte Tiefbrunnen.
    Antigonos deutete auf einige Männer, die an groben Holzböcken hantierten und mit der Verfertigung von Möbeln begonnen hatten. »Brauchen sie noch etwas?«
    Mandunis hob die Schultern. »Mehr Werkzeug. Äxte, Sägen, Hämmer. Nägel. Seile. Derlei.«
    »Gut; ich sorge dafür. Gib mir zehn kundige Leute mit, die etwas tragen können.«
    In einer Nebenstraße, der Gasse der Eisenwerker, deckten sich die Iberer mit allem ein, was sie brauchten. Antigonos bezahlte – er würde es von der Summe abziehen, die Mandunis und seine Leute noch zu bekommen hatten. Der Königssohn kümmerte sich um die Verteilung der Handwerker und Werkstoffe auf die einzelnen Höfe; während er Anweisungen gab, schleppten andere kräftige Männer ein breites Bett – Holzrahmen mit Lederbezug –, Decken, einen Tisch, drei Stühle, mehrere Schilfmatten, eine Amphore mit syrischem Wein und ein paar poröse Krüge mit frischem Brunnenwasser in die Wohnung, die Antigonos für sich vorgesehen hatte: die oberste Eckwohnung des Hauses, das unmittelbar hinter dem Tynes-Tor stand. Das Dach lag noch einige Mannslängen unterhalb der Zinnen von Tor und Isthmos-Mauer. Von der Terrasse konnte man die Seemauer überblicken und die Riedfelder und kleinen Fischerboote auf dem See von Tynes betrachten. Vier große Räume – zwei zum Innenhof, zwei zur Seemauer –, ein langer Flur und der kurze

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