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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Lächeln auf; Salambua runzelte die Stirn und winkte ab.
    Hasdrubal musterte Psallo und schüttelte den Kopf. »Kein guter Vorschlag. Und Salambua ist alt genug; du brauchst uns nichts über Numider oder sonst wen zu erzählen, alter Mann.«
    Psallo schob die Unterlippe vor. »Ich finde doch.«
    Hasdrubal stand auf. »Das führt zu nichts. Wir sollten ein paar Tage über alles nachdenken und uns dann erneut beraten. Ich will sehen, was im Rat auszurichten ist.«
     
    Als sie aufbrechen wollten, waren Memnon und Bomilkar nirgends zu finden. Aus dem Park nördlich der Gebäude hörte man Geschrei und Gewieher. Antigonos und Hasdrubal gingen durch das Haus zur Nordterrasse, wo sie Salambua trafen, von der sie sich längst verabschiedet hatten.
    Memnon, Bomilkar und der kleine Hasdrubal tanzten und johlten unter den Bäumen. An einem Stamm hing eine Strohpuppe. Ein junger Numider, der zwischen dem Baum und den drei Jungen stand, blickte eben herüber und warf eine Kußhand. Antigonos schüttelte verwirrt den Kopf; als er zur Seite sah, schlug Salambua die Augen nieder und wandte sich ab.
    »Wo ist Hannibal?« Antigonos schaute Hasdrubal an, der die Stirn gerunzelt hatte.
    »Da. Dieser kleine Finsterling!« Hasdrubal streckte die Hand aus.
    Unter den Bäumen tauchte ein dunkelbraunes Pferd auf, in vollem Galopp. Es schien weder Decke noch Zügel zu tragen. Hannibal klebte förmlich auf dem Rücken des Tiers. Er lenkte es nur mit den Beinen; in den Händen hielt er einen Bogen, über der Schulter, stramm festgebunden und unbeweglich, hing der Köcher. Im Galopp richtete der Junge sich halb auf, zog mit einer unfaßlich schnellen Bewegung einen Pfeil heraus, setzte ihn auf die Sehne, spannte und schoß. Hundert Schritte weiter durchschlug der Pfeil die Brust der Strohpuppe.
     
    Auf der Heimfahrt schwiegen sie. Memnon und Bomilkar waren müde; sie hockten auf dem Boden und dösten, an den Rand des Wagenkorbs gelehnt. Irgendwann sagte Hasdrubal halblaut:
    »Ich werde die Bewachung des Hauses ändern.«
    Antigonos starrte in die schnell hereinbrechende Dunkelheit.
    »Wieviel Numider sind dabei?«
    »Zwanzig. Fußsoldaten sind ebenso gut. Ich glaube, ich nehme noch ein paar Iberer. Was Hamilkar mit seinen Kindern macht, ist seine Sache, aber ich glaube, man sollte nicht unbedingt…«
    Antigonos schnalzte und bewegte die Zügel; die Pferde trabten schneller. »Du hast recht. Sollte man nicht unbedingt.«
     
    Die großen Fenster waren mit durchscheinenden Stoffen verhängt; sie ließen Licht einsickern und hielten Luft fern. Zwei große Feuer und fünf Kohlebecken erhitzten den Werkraum, zusätzlich zur Sommerglut. Lysandros hockte auf einer Tischkante, hatte die Augen zusammengekniffen und schaute zur anderen Seite des Gangs, wo die Negerin gebückt stand und in einer Schale rührte. Vielleicht war es auch ein Tiegel; Antigonos streifte den Aufbau – ein Metallgerüst, darauf der Napf, darunter ein starker Docht mit großer Flamme in einer Ölschale – kurz mit dem Blick; dann richtete die junge Frau sich auf.
    Sie war dunkelbraun, fast schwarz; schlank und trotzdem fleischig. Das schwarze Kraushaar war etwa einen halben Finger lang und machte den Kopf zur flauschigen Kugel. Um den langen Hals lag eine Kette aus winzigen Elfenbeinfiguren. Zwei rechtwinklig miteinander vernähte weiße Stoffstreifen bedeckten diagonal Brüste und Schulterblätter. Um die Lenden hatte sie einen Leinenstreifen geschlungen, der die Oberschenkel freiließ und weit unterhalb des Nabels begann. Sie stand barfuß auf den Ziegeln des heißen Raums. Als Antigonos näherkam, sah er, daß die Zehennägel grellgrün gefärbt waren. Grellgrüne Tupfer glitzerten auch in den schwarzen Augen, in denen seine Blicke versanken. Es war, als hätten sie einander schon immer gekannt. Einen Moment wurden seine Knie weich; sein Unterleib pulsierte und dehnte sich. Er holte tief Luft.
    »Ah, der Herr der Sandbank. Antigonos, das ist Tsuniro.«
    Die junge Frau sank in die Knie, neigte den Kopf und streckte ihm die Hände entgegen, die Handflächen aufwärts. Sie waren hell und von tiefen schwarzen Linien gefurcht. »Deine Sklavin, Herr.« Ihre Bewegungen waren die einer großen Katze, die Stimme warm und rauh.
    Antigonos räusperte sich und berührte ihre rechte Schulter. Schwarze Seide. »Steh auf.«
    Sie war vielleicht zwei Fingerbreit größer als er, weit über sechs Fuß. Er mied die Augen, sah die überraschend schmale Nase, den breiten, aber nicht wulstigen

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