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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nur Iona, aber trotzdem wechselte der Punier die Sprache. Iona verstand kein Numidisch; sie blickte aufs Meer hinaus, und Antigonos dachte flüchtig, daß er Vertrauen und Vertrautheit überschätzt haben mochte. Andererseits war die Sache so gefährlich, daß es für Leib und Leben der Keltin besser war, wenn sie nicht zuviel wußte.
    »Ich weiß inzwischen«, sagte Hasdrubal leise, »wem ich die ersten Gerüchte einflüstern werde. Daß du dir Hamilkars und meine Gunst verscherzt hast, du weißt schon. Außerdem denke ich über einen zusätzlichen Haken nach; ich weiß aber nicht, ob man alles noch komplizierter machen muß.«
    »Wenn es ein schöner Haken ist…«
    »Oh, er ist wunderschön – aber hängt vom Rat und von den Söldnern und von der Unordnung der Dinge ab.« Hasdrubal lachte.
    »Sag mir nichts; ich möchte mich gern überraschen lassen.«
    Der Punier streckte die Hand nach Iona aus. Auf Punisch sagte er: »Wenn dem Plan gelingt, mit meinem Haken oder ohne ihn, werden wir uns so furchtbar betrinken, daß wir am Ende Iona für einen Fisch, Hamilkar für einen Römer und Hanno für groß halten.«
     
    Die Möglichkeit, Hanno den Großen zu zwicken, beflügelte Antigonos, verhalf ihm zu glänzenden Einfallen und ließ ihn in der eigenen Seele Abgründe der Schäbigkeit entdecken. Er begann, Boden im libyschen Hinterland zu kaufen, darunter ein wertloses sandiges Seitental am mittleren Bagradas – als er es mit einem kundigen ägyptischen Mitarbeiter besuchte, stellte dieser fest, daß es sich um Quarzsand handelte und schlug die Errichtung einer großen Glasbrennerei vor. Von Demetrios und der Staatsbank in Kyrene ließ er sich gewaltige Schulden bestätigen, die er nicht hatte, und sorgte dafür, daß eine der drei Ausfertigungen mit den Forderungen der Bank in die falschen Hände geriet. Er schickte Boten aus und ließ vier Karawanen mit Silphion, kostbaren Steinen, Fellen, Elfenbein, Straußeneiern, Straußenfedern und ägyptischen Alabastergefäßen zu einer entlegenen Oase südlich von Sabrata ziehen, wo sie angeblich von Garamamen überfallen wurden. Er wies einige Kapitäne an, halbwegs sinnvolle Geschäfte am Okeanos zu tätigen, zwischen Liksh und den Glücklichen Inseln, und die Schiffe bis zum späten Herbst südlich von Tingis zu halten; ein Mittelsmann meldete aus Gadir, die Schiffe seien gesunken. Er knüpfte vorsichtig sein Netz und stellte über Karawanenmänner und kleine Grundbesitzer Verbindungen zu einem großen Grundherren her, der einem von Hannos Vermögensverwaltern verpflichtet war. Zwischendurch beriet er sich immer wieder mit Hasdrubal, und viele dieser Beratungen endeten mit krampfartigen Lachanfällen.
    Ansonsten gab es in Qart Hadasht nicht viel zu lachen. Die ungelösten Probleme mit den Söldnern wurden immer bedrohlicher, Überfälle und andere Gewalttaten häuften sich, und immer noch waren nicht alle Söldner angekommen. Hamilkar, der den Befehl niedergelegt hatte, hielt sich jenseits von Lilybaion auf und feilschte mit den Römern um Zeit. Antigonos traf gewisse Vorkehrungen. Zu ihnen gehörte, daß er Memnon in Bostars Haus unterbrachte, was Memnon und Bomilkar begrüßten. Bostar wohnte innerhalb der Byrsamauern, die von der Stadtwache gehütet wurden. Noch ohne recht zu wissen, was werden sollte, kaufte Antigonos einen ganzen Häuserblock in der Nähe des Tynes-Tors – zu einem Preis, für den er ein Jahr zuvor höchstens ein Haus bekommen hätte. Die Gebäude standen leer, da die Bewohner es vorgezogen hatten, in die Vorstädte zu ziehen; neue Mieter fanden sich unmittelbar neben den Truppenunterkünften nicht. Antigonos überlegte einige Tage; dann suchte er die Iberer in ihren Mauerquartieren auf und verhandelte mit dem Fürstensohn Mandunis.
    An einem drückend heißen Tag gegen Sommermitte fuhren Antigonos und Hasdrubal hinaus in die Megara. Sie nahmen Memnon und Bomilkar mit. Ein Vertrauter Hamilkars, ein junger Offizier namens Qarthalo, hatte eine Gruppe iberischer Söldner von Sizilien zum Kothon gebracht und sollte auf Hamilkars Anweisung hin bis auf weiteres im Landpalast wohnen. Es gab tausend Dinge zu bereden, und Antigonos machte sich ohnehin Vorwürfe, daß er sein Versprechen gegenüber Kshyqti, sich um die Kinder zu kümmern, so selten einlösen konnte.
    Die aneinandergebauten Häuser waren voll, fast zu voll. Zu den über hundert Sklaven und Arbeitern in Haus, Gärten und Werkstätten kamen noch die fünfzig iberischen und zwanzig numidischen

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