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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Dieses Datum würde sie so schnell nicht vergessen. Wahrscheinlich bliebe es für immer in ihr Hirn eingraviert. Von Anfang bis Ende war ihr erster Fall als Ermittlungsführerin ein verdammter Albtraum gewesen. Und war es noch.
    »Oh, was du nicht sagst«, spottete er in Reaktion auf ihren trüben Ausdruck. »Monica hat den Mantel wohl nicht mehr, was?«
    Daniels schüttelte den Kopf. »Sie hat ihn bei Kidney Research in den Altkleider-Container geworfen, weil sie es nicht fertigbrachte, ihn wieder zu tragen. Ich habe Lisa gleich morgen früh darauf angesetzt.«
    Sie wussten beide, dass es sehr unwahrscheinlich war.
    »Freu dich nicht zu früh«, sagte Gormley.
    Daniels konnte nicht zulassen, dass seine Bedenken sie ablenkten. Sie hatten ihr Schäfchen noch nicht im Trockenen, aber die jüngste Entdeckung hatte sie mit Hoffnung und Erwartung erfüllt. Sie war sicher, dass er ähnlich empfand. Und bald würde Jo nach Hause kommen.

73
    Carmichael fuhr vor einem großen grauen, mit einem Maschendrahtzaun gesicherten Lagerhaus langsam an den Straßenrand. Auf einem Schild in der Nähe des Tores stand: KIDNEY RESEARCH – Bitte spenden Sie großzügig.
    Luftlinie lag es kaum anderthalb Meilen von der Einsatzzentrale entfernt in einer heruntergekommenen Gegend südlich des Tyne. Carmichael dachte, dass es wohl nicht lange dauern würde, bis das Land, einst ein florierendes Industriegebiet, für eine Sanierung aufgekauft werden würde. Diesen Weg hatten schon viele Grundstücke an der Gateshead Quayside genommen. Das angrenzende Gebäude war schon vor langer Zeit abgerissen worden. Nur sein Fußabdruck war noch zu sehen. Der Grund, auf dem es einst gestanden hatte, war von Unkraut überwuchert. Hochgewachsene Grasbüschel lugten überall aus dem zerschlagenen Beton hervor. Eine alte Bank lag verlassen auf der Seite: rottendes Holz, die Planken fehlten, aber ein kleines Messingschildchen war noch dran.
    Sie stieg aus dem Wagen und verdrehte den Hals, um die Inschrift zu lesen: GESPENDET VON ALUN ARMSTRONG.
    »Ein ehemaliger Arbeiter«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Carmichael drehte sich um.
    Ein Mann in den späten Fünfzigern stand vor ihr, ein stämmiger Typ mit welligem grauem Haar, freundlichen Augen und einem stets bereiten Lächeln. »Ken Carruthers.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich geb’s nur ungern zu, aber ich bin schon länger hier als die Bank. Ich arbeite seit zwanzig Jahren für die Wohltätigkeit, seit zehn als Lagerhausleiter.«
    »DC Carmichael. Tut mir leid, dass ich Sie an einem Sonntag belästige.«
    »Ich muss sagen, das ist eine ziemlich große Aufgabe«, antwortete er. »Da fallen einem ›Nadel‹ und ›Heuhaufen‹ ein.«
    Carmichael zwang sich zu einem Lächeln. Das war nicht das, was sie gern hören wollte. Es war eine Menge Zeit vergangen, seit Monica Stephens ihren Mantel der Organisation gespendet hatte. Wenn sie ehrlich war, machte sie sich keine großen Hoffnungen, ihn jemals zu finden.
    »Ein bisschen Glück haben Sie zumindest. Über Weihnachten schließen wir für zwei Wochen.« Carruthers nickte zu dem Gebäude hinüber. »Sie kommen besser mal mit rein.«
    Sie überquerten einen Hof, auf dem Container in langen Reihen standen. Im Gehen erklärte Carruthers, wie sehr die hiesige Gemeinde sie unterstützte, von deren Spenden wiederverkaufbarer Güter sie abhängig waren. Er war immer noch beeindruckt davon, was die Leute alles wegwarfen. Als sie sich dem Lagerhaus näherten, zog er eine Fernbedienung aus der Tasche und drückte einen grünen Knopf, der ein Tor aus galvanisiertem Stahl aktivierte, das sich langsam zu heben begann. Als es Augenhöhe passiert hatte, kam ein Berg von Plastiksäcken in Sicht.
    Carmichael machte ein langes Gesicht. »Mein Gott!«
    »Sehen Sie, was ich meine?«
    »Und es gibt keine Möglichkeit, zu erkennen, von wo die stammen?«
    Das Tor kam mit einem schweren Schlag zum Halten.
    »Oder wie lange die schon hier liegen, nein, so leid es mir tut«, sagte Carruthers. »Ihre Leute werden jeden einzeln durchsuchen müssen.«

74
    Bright war früh aufgestanden, wollte an seinem ersten Tag zurück im Büro ganz neu anfangen und das neue Jahr positiv beginnen – wenn auch ohne Stella. Aber in nur zwei Stunden kann viel geschehen. Ein Anschnauzer vom ACC hatte daran beträchtlichen Anteil. Und die Stimmung zwischen den beiden Officern war schlechter denn je.
    »Sagen Sie mir, dass Sie das nicht ernst meinen!«, schrie Martin.
    »DCI Daniels ist sich sicher,

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