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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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gab ihm das Beweisstück zurück und ging direkt in Brights Büro. Er stand am Fenster und machte ein eher düsteres Gesicht, als sie ohne anzuklopfen eintrat. Er drehte sich um und sah auf seine Uhr.
    »Beeil dich, Kate«, sagte er. »Ich hab nur ein paar Minuten, Martin wird mit Anrufen überschwemmt und will mich zurück im Präsidium haben.«
    Sie setzte sich. »Nur damit du’s weißt, das Beweisstück, das dich so beunruhigt hat, das Foto mit Jos Fingerabdrücken darauf? Das ist nicht sauber …«
    »Was?«
    »Die Spurensicherung hat einen halben Fingerabdruck von der Rückseite des Rahmens genommen, aber keinen entsprechenden Daumenabdruck auf der Vorderseite gefunden. Kommt dir das nicht komisch vor? Wie soll Jo den denn angefasst haben?« Sie warf einen Blick auf Stellas Foto auf seinem Schreibtisch. »Darf ich mal, Chef?«
    Er nickte.
    Daniels beugte sich vor und tat, als wollte sie ihn in die rechte Hand nehmen, aber ohne ihn wirklich zu berühren. »Siehst du, was ich meine? Ich kann’s nicht beweisen, aber ich stelle mir das so vor: Stephens hat den Rahmen mit einem Bild der beiden Söhne – es steckt noch drin – aus dem gemeinsamen Haus mitgenommen, als er und Jo sich getrennt haben. Als er den Kontakt zu seinen Söhnen verlor, hat er den Rahmen für ein Foto von sich und Monica benutzt. Man putzt das Glas, stimmt’s? Aber wer macht schon die Rückseite sauber?« Sie machte eine Pause – erwartete halb, dass er ihre Theorie gleich für Schwachsinn erklärte doch er sah sie nur an und dachte kühl darüber nach, was sie ihm gerade gesagt hatte. »Er war ein Geizhals, Chef. Er war zu geizig, um einen neuen Rahmen zu kaufen. Er hat einfach sein neues Leben über sein altes gelegt.«
    »Na wunderbar!« Bright stieß laut den Atem aus. »Das ist der einzige wasserdichte Beweis, den wir haben, der einzige Grund, warum ich meinen Job und meine Pension noch nicht los bin.«
    Obwohl er sich ständig in ihren Fall einmischte, tat er Daniels beinahe leid. Seit Stellas Tod sah er ziemlich elend aus. Er trank zu viel, und sie wusste, dass er kaum zurechtkam.
    »Ich verstehe ja, dass es dir schwerfällt«, sagte sie. »Aber es könnte dir auf lange Sicht helfen. Martin weiß, warum du Jo unbedingt beschuldigen wolltest. Aber jetzt muss er sie beschwichtigen.«
    Aus dem Augenwinkel sah Bright, wie sein Wagen draußen vorfuhr. Er hob die Hand, um den Fahrer wissen zu lassen, dass er ihn gesehen hatte, und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf Daniels. »Selbst wenn du Recht haben solltest, dann wüsste ich doch gern mal, wie mir das bei Martin helfen könnte. Der sucht doch nur nach einem Vorwand, um mir meine Papiere auszuhändigen.«
    »Dann gib zu, dass wir einen echten Fehler gemacht haben.«
    »Wir? Meinst du nicht …?«
    »Das ist nicht der richtige Augenblick für Schuldzuweisungen, Chef. Ich kenne Jo besser als du. Wenn sie sieht, dass wir mit offenen Karten spielen, macht sie keinen Ärger. Martin rechnet sowohl mit einer Beschwerde als auch mit einem langwierigen Dienstaufsichtsverfahren. Wenn er sieht, dass wir uns darum bemühen, so etwas zu vermeiden – nun ja, sagen wir’s so, es kann dir nicht schaden. Ich nehme an, Jo will so schnell wie möglich ihr altes Leben zurück, genau wie du und genau wie Martin. Ich geh doch davon aus, dass du dich nicht dagegen aussprechen wirst, dass sie ihre Arbeit wieder aufnimmt?«
    »Darüber hab ich noch nicht nachgedacht, aber nein«, sagte Bright. »Es stellt sich doch eher die Frage, ob sie überhaupt noch mit uns zusammenarbeiten will, oder?«

78
    Bright war ein stolzer Mann; stolz genug, sich um seinen eigenen Dreck auch selbst zu kümmern. Seine Besprechung mit Martin war einigermaßen gut gelaufen. Das wusste er, weil sein Dienstausweis noch in seiner Tasche steckte und der Eselshut auf seinem Kopf etwas kleiner geworden war.
    Daniels Plan war aufgegangen. Der ACC war auf ihre Strategie zur Schadensbegrenzung angesprungen. Jetzt musste Bright nur noch die Sache mit Jo wieder ins Lot bringen. Er zog sein Notizbuch aus der Aktentasche, kontrollierte die Adresse zwei Mal – 45 Kings Gate – und klopfte dann vorsichtig an die Tür.
    Auf Augenhöhe sah er einen kleinen Türspion. Er stellte sich gerade hin und nahm die Schultern zurück, für den Fall, dass ihn jemand von drinnen musterte. Sekunden später machte ein zerzauster junger Mann auf und lehnte sich gegen den Türrahmen, einen Fuß über den anderen geschlagen. Trotz der Jahreszeit trug

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