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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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er nur ein T-Shirt, eine zerschlissene Jeans und Flip-Flops. Er hatte langes, ungekämmtes Haar, und eine brennende Zigarette hing in seinem Mundwinkel.
    Bright fühlte sich deutlich im Nachteil. Er hatte keine Ahnung, wie er herausfinden sollte, welchen von Jo Soulsbys Söhnen er vor sich hatte. Keinen von beiden hatte er selbst vernommen. Er griff nach seinem Ausweis.
    »Mr. Stephens?«
    Eine männliche Stimme rief: »Wer ist es denn?«
    Der junge Mann brüllte über seine Schulter zurück: »Polizei!« Er wandte sich wieder Bright zu, strich sich eine Haarsträhne aus dem hübschen Gesicht. Seine Stimme wurde hart. »Zumindest nehme ich an, dass Sie das sind, oder?«
    »Ja, ich bin Superintendent Bright.«
    »Was wollen Sie?«
    Er schnippte frech den Rest seiner Zigarette auf die Straße. Sie flog dicht an Brights linkem Ohr vorbei, bevor sie hinter ihm auf den Bürgersteig fiel und überallhin Funken versprühte. Ein zweiter Mann kam an die Tür und stellte sich Schulter an Schulter neben den ersten. Es bestand kein Zweifel, dass sie Brüder waren – sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Aber egal – Bright musste auf Nummer Sicher gehen. Er konnte sich keinen weiteren Fehler erlauben.
    »Sie sind James und Thomas Stephens?«, fragte er.
    Die beiden Männer sahen sich an.
    »Sind Sie etwa gekommen, um jemanden zu verhaften, der wirklich was gemacht hat?«, fragte Tom spöttisch. »Oder kommen Sie vielleicht ausnahmsweise, um uns die frohe Botschaft zu verkünden? Nur keine Umstände, wir haben’s schon gehört, und es geht das Gerücht, dass es nicht gerade Ihr Verdienst war.«
    »Ist Ihre Mutter zu Hause?«, fragte Bright.
    James schnappte: »Sie haben vielleicht Nerven!«
    Er wollte gerade die Tür zuknallen, als Jo Soulsby hinter ihm erschien. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie sah, wer da vor der Tür stand, und sie zog ihre Söhne schnell hinein. Tom ging ohne ein weiteres Wort nach hinten, aber James wollte nicht von der Tür weichen.
    »Es ist okay, James«, sagte sie. Ihr Sohn zog sich zurück. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Bright. »Kann ich irgendwas für Sie tun, Superintendent?«
    »Sieht aus, als müsste ich mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Ich denke, das ist noch untertrieben, finden Sie nicht?«
    Bright zog eine Flasche Wein aus seiner Aktentasche. »Ein Friedensangebot. Können wir reden?«
    Sie gingen hinein. Bright nahm im Wohnzimmer Platz, der Rat seines DCI, sich der Sache zu stellen und anzunehmen, was kam, klang ihm noch in den Ohren. Jo Soulsbys Gesichtsausdruck nach zu urteilen, bezweifelte er, dass selbst die aufrichtigste Entschuldigung die Dinge zwischen ihnen wieder ins Lot bringen könnte. Er war auf eine vernichtende Standpauke gefasst, die auch nicht lange auf sich warten ließ.
    »Ich kann Sie nicht leiden, Bright. Sie sind ein Brutalo.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Ich verabscheue Rüpel wie Sie – sogar diejenigen, die das Herz am rechten Fleck haben.«
    Er hatte das Gefühl, dass noch nicht alles verloren war. »Wenn es Sie irgendwie tröstet, ich verstehe, wie Sie sich fühlen müssen …« Er brach ab, als Jos Augenbrauen vor Verblüffung und Wut immer höher wanderten. Der überaus sanfte Ansatz funktionierte eindeutig nicht. »Sie haben jedes Recht …«
    »Mich zu beschweren? Verdammt richtig, das habe ich weiß Gott.«
    »Ach, verflucht, was soll’s!« Bright beugte sich vor, zog ein offiziell aussehendes Dokument aus seiner Aktentasche und gab es ihr.
    Er fühlte sich seltsam erleichtert, weil er sich ihr gestellt hatte, auch wenn er vermutete, dass das Beschwerdeformular, das er ihr gerade ausgehändigt hatte, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden seinen Weg zum Chief Constable finden würde. »Ich war noch nie gut im Katzbuckeln. Was immer Sie für nötig halten, ich bin einverstanden«, sagte er. »Aber ich möchte, dass Sie wissen, dass es nichts Persönliches war.«
    »Oh, aber es war ganz sicher was Persönliches! Warum haben Sie nicht den Mumm, das zuzugeben?« Jo sah auf das Formular und legte es auf den Tisch zwischen ihnen. »Sie haben sich doch ständig darüber geärgert, dass ich mich in das einmische, was Sie als polizeiliche Angelegenheiten bezeichnen.«
    Es schien wenig Hoffnung darauf zu geben, dass sie ihre Unstimmigkeiten jetzt beilegen konnten. Vielleicht war einfach zu viel passiert. Bright sah zu Boden, hatte plötzlich gemischte Gefühle. Er wollte zurückschlagen, sie anschreien, ihr sagen, dass er einen

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