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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Gemeindehaus, der alte Mann grüßte nach allen Seiten, indem er an seinen Trilby-Hut tippte.
    Gormley legte den Hörer auf und stieß einen frustrierten Seufzer aus.
    »Kein Erfolg?«, fragte Daniels.
    Er schüttelte den Kopf. »Der Bibliothekarin zufolge ist Lebendiger Glaube vor Jahren eingestellt worden. Es war eine Amateur-Zeitschrift, die anscheinend von irgendwelchen obskuren Weltverbesserern herausgegeben wurde – alle Religionen, alle Glaubensrichtungen. Sie haben keine Exemplare und noch weniger eine Idee, wo wir welche finden könnten.«
    »Verdammt!« Daniels wandte sich vom Fenster ab. »Komm, sie sind da.«
    Die Befragung dauerte schon eine Weile. Von Anfang an war klar, dass Forsters Eltern sich über die Dramatik der Situation noch nicht voll im Klaren waren. Und schlimmer noch, beide konnten sich mit ihren älteren Gehirnzellen nicht daran erinnern, am Tag der Verurteilung ihres Sohnes Lebendiger Glaube an Matthew Spencer ausgehändigt zu haben.
    Es war ein bitterer Rückschlag.
    Daniels hoffte nur, dass sie hier nicht ihre Zeit verschwendete. Die beiden Gesichter ihr gegenüber wirkten leer, aber dennoch war sie zu der Meinung gelangt, dass bei Mrs. Forster die Chancen auf Informationen vielleicht etwas besser standen. Sie zog ihren Stuhl ein bisschen näher heran, um die Aufmerksamkeit der alten Dame auf sich zu lenken, und versuchte, nicht allzu gönnerhaft zu klingen.
    »Ich möchte Sie ja nicht drängen, Mrs. Forster. Aber ich kann gar nicht genug betonen, wie außerordentlich wichtig es ist, dass wir herausfinden, wer für diese Zeitschrift geschrieben hat.« Daniels hielt inne. »Gibt es denn vielleicht irgendjemanden, der sich noch daran erinnern könnte? Jemanden, der vielleicht ein Exemplar aufgehoben haben könnte?«
    Mrs. Forster sah ihren Ehemann an, dann wieder den DCI. »Es tut mir leid, meine Liebe …«
    Daniels stand auf, wieder einmal frustriert. »Okay, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.«
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie hergekommen sind«, sagte Gormley. »Ich werde einen Officer beauftragen, der …«
    »Doch, da gibt’s jemanden!«, rief Mr. Forster plötzlich aus. »Auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob sie noch hier in der Gegend wohnt.«
    Daniels setzte sich erwartungsvoll wieder hin. Vielleicht war der alte Kauz doch nicht so schwer von Begriff, wie es aussah. Mr. Forster tätschelte sanft die Hand seiner Frau und biss sich auf die Unterlippe, dann zog sich die Haut um seine wässrigen Augen zu einer Million Fältchen zusammen, als er Daniels über den Tisch hinweg anstrahlte.
    »Erinnerst du dich noch, Liebes …« Er sah wieder seine Frau an. »Diese nette Dame, die uns immer diese wunderbaren Plätzchen mit der geriebenen Zitronenschale mitgebracht hat, die wir alle so gern mochten. Jennifer, hieß sie nicht so?«
    Alle warteten gespannt. Daniels saß auf der Stuhlkante, doch das alte Paar schien im Nebel der Nostalgie zu versinken und zeigte keinerlei Eile, ihre dringenden Ermittlungen zu unterstützen.
    Amüsiert von der Erinnerung kicherte Mrs. Forster leise. »Er hat Recht, wissen Sie, und köstlich waren die auch. Man kann sich darauf verlassen, dass ein Mann so etwas nicht vergisst. Meine Mutter hat immer gesagt, der Weg zum Herzen eines Mannes …«
    Daniels schnitt ihr das Wort ab; sie hatte genug. »Jennifer? Ich brauche einen Nachnamen.«
    Mr. Forster räusperte sich. »Jennifer Wright – oder war es Wight? Es tut mir leid, Detective Chief Inspector Daniels. Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Nein, nicht Wight«, mischte sich Mrs. Forster ein. »Tait hieß sie, das ist der richtige Name … Jennifer Tait.«
    Heureka!
    Daniels hätte vor Freude am liebsten laut aufgeschrien, aber ihr Mund fühlte sich plötzlich trocken an. Sie brauchte Gormley nicht anzusehen, um zu wissen, dass er ebenso aufgeregt war wie sie. Die Atmosphäre zwischen ihnen war wie elektrisiert. Vor Daniels’ geistigem Auge blitzten Tatortfotos auf: Eine Frau mittleren Alters lag tot auf ihrem Küchenfußboden, eine Hand Hilfe suchend ausgestreckt.
    Die arme, tote Jenny Tait konnte ihnen nicht mehr helfen.
    Daniels schob das Bild beiseite und beschloss, das Paar nicht zu beunruhigen, indem sie ihnen mitteilte, dass ihre alte Freundin tot war, oder sie mit dem Wissen zu belasten, dass sie gerade die ausschlaggebende Verbindung zwischen ihrem Sohn und einem Mordopfer bestätigt hatten. Das würden sie noch früh genug erfahren. Mit einem Kopfnicken wies

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