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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Gruppenvergewaltigung einer Frau beteiligt hatte, die nur halb so alt gewesen war wie er selbst. Obgleich Jo von Berufs wegen verpflichtet war, unter allen erforderlichen Aspekten zu prüfen, ob eine lebenslängliche Verurteilung begründet war, fand sie persönlich diese Idee vollkommen unsinnig. Im Interesse und zum Schutz der Allgemeinheit würde sie dem Staatssekretär Woodgates Entlassung auf keinen Fall empfehlen. Sie hatte vor, das ziemlich eindeutig zu formulieren.
    Als sie den Hochsicherheitstrakt erreicht hatte, wurde sie von Prison Officer Adams begleitet. Sie wusste, dass Woodgate sie bereits erwartete, und hatte beschlossen, das Gespräch so kurz wie möglich zu halten. Mit etwas Glück würde der Gouverneur den Gefangenen aus Acklington verlegen und sie müsste diesem abscheulichen Individuum nie wieder begegnen.
    Adams legte die Hand auf den Türgriff. »Sind Sie so weit?«, fragte er.
    Jo holte tief Luft und nickte.

12
    Kate Daniels saß an der Ampel an der Nordseite der Tyne Bridge fest und wartete darauf, in den Swan-House-Kreisel einbiegen zu können. In der Mittel der Verkehrsinsel ragte ein Gebäude bedrohlich über der Stadt auf – ein ehemaliges Regierungsgebäude, das jetzt in ein Mietshaus namens 5 5°-Nord umgewandelt worden war. Sie starrte hinauf und fragte sich, warum um Himmels willen jemand da oben über einem Verkehrsalbtraum würde wohnen wollen.
    Wie der Motor ihres Toyotas verfielen auch ihre Gedanken in müßiges Tuckern, bis ihr klar wurde, dass die Ampel nicht umsprang. Sie rief in der Zentrale an und fragte nach, was da los sei. Niemand schien etwas zu wissen. Sie bedankte sich trotzdem und legte auf. Es gab nur eine Möglichkeit, hier herauszukommen – auch wenn es streng genommen gegen die Vorschriften verstieß.
    Scheiß drauf, dachte sie, immerhin bin ich im Dienst.
    Als sie das Blaulicht einschaltete, kam sie sich wie ein Schulhofschläger vor, der sich vordrängelte, doch wie von Zauberhand stellte sich der gewünschte Effekt ein. Der Verkehr teilte sich, und sie war endlich auf dem Weg nach Hause.
    Die grüne Vorstadt Jesmond war ein kosmopolitisches Viertel mit guten Geschäften, Hotels, Restaurants und trendigen Bars. Auch wenn sie sich deutlich von der ländlichen Gegend unterschied, in der Daniels ihre Kindheit verbracht hatte, gefiel ihr, dass das Viertel sich einen gewissen dörflichen Charakter bewahrt hatte. Keine schlechte Leistung, wenn man bedachte, wie grundlegend sich die Bevölkerungsstruktur in den letzten zwanzig Jahren hier geändert hatte. In dieser Zeit waren Handwerker und Kaufleute von neuen Eigentümergesellschaften verdrängt worden, die alle größeren Immobilien aufgekauft hatten, um sie an Studenten der örtlichen Universitäten zu vermieten. Je mehr sie hineinstopfen konnten, desto besser gefiel es ihnen. Einige Häuser, ihres eingeschlossen, waren noch in privater Hand. Aber tatsächlich waren es nur ein paar vereinzelte hier und da – und nicht alle waren glücklich darüber.
    Als sie in die Holly Avenue einbog, warf Daniels einen Blick auf die Uhr und fluchte, weil sie so lange gebraucht hatte. Glücklicherweise war ein paar Meter von ihrer Haustür entfernt ein Parkplatz frei. Sie schaffte es gerade eben, sich zwischen zwei heruntergekommene Autos zu quetschen, die den College-Lehrern gehörten, die nebenan wohnten.
    Als sie ihre Haustür erreichte, hatte die Nachbarskatze sie eingeholt und wartete darauf, mit hineinzurennen. Sie schob sie mit dem Fuß beiseite, öffnete die Tür, machte im Flur einen großen Schritt über die Post hinweg, die am Boden lag, und zwängte sich an ihrem Motorrad vorbei. Die Post würde warten müssen. Sie musste einen Zahn zulegen, wenn sie sich pünktlich mit Stanton treffen wollte.
    Sie eilte in den hinteren Teil des Hauses, wo sie eine moderne Küche mit klaren Linien und ohne jeglichen Krimskrams betrat. Sie war mit sämtlichen Geräten ausgestattet, die ihr, viel beschäftigt wie sie war, das Leben erleichterten. Lichtsplitter drangen durch die Naturholzjalousien.
    Es war ihr liebster Raum im ganzen Haus.
    Im Kühlschrank war noch ein Rest Milch. Sie sah nach, ob das Mindesthaltbarkeitsdatum auch nicht überschritten war, und trank direkt aus dem Karton. Besorgt dachte sie darüber nach, dass Jo Soulsby möglicherweise aus der Presse vom Tod des Vaters ihrer Kinder erfahren würde, bevor sie es schaffte, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sie nahm eines der beiden Handys aus dem vorderen Fach ihrer Tasche und

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