Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
Vom Netzwerk:
folgte ihrem Blick zum Herd und sah mit Entsetzen, wie sich der unappetitliche Inhalt der Pfanne seinen eigenen Weg nach draußen suchte und auf dem Herd zu einer Masse verschmolz, von der er wusste, dass es Stunden dauern würde, sie zu entfernen.
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte er und hieb mit der Faust auf den Tisch.

22
    Es gibt kein größeres Unglück, als an einem tödlichen Lungenkrebs zu erkranken. Der schleichende Krebstod ihrer Mutter hatte Kate Daniels während der letzten Monate beinahe den Verstand geraubt. Sie hatte ihren Glauben verloren, ihre Orientierung, und der Streit mit ihrem Vater hatte sich schon lange abgezeichnet.
    Mehr als eine halbe Stunde hatte der wütende, außer Kontrolle geratene Schlagabtausch gedauert, ohne dass einer der beiden bereit gewesen wäre nachzugeben. Was immer sonst in ihrem Leben geschah, Daniels wusste, dass die Beziehung zu ihrem Vater schlechter war denn je.
    Sie hatte ihm schlichtweg einen weiteren Vorwand geliefert, um ihr zu sagen, wie nutzlos sie war.
    Ihr Handy piepte. Eine Nachricht von Bright. »Könntest du kurz vorbeikommen?«
    Daniels seufzte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    Während die Wut ihres Vaters noch in ihrem Kopf widerhallte, fuhr sie Richtung Osten, ohne den Verkehr auf der viel befahrenen, zweispurigen Schnellstraße wirklich wahrzunehmen. Sie hatte ein Fenster nach unten gelassen, um wach zu bleiben, und als sie beinahe ungebremst eine größere Zufahrt passierte, wäre sie fast mit einem Lkw zusammengestoßen, der gerade auffahren wollte.
    Beinahe zu Tode erschreckt entschuldigte sie sich mit einer Handbewegung bei dem Fahrer und drosselte ihr Tempo. Die letzten vierundzwanzig Stunden mochten ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, aber sie würde sich ganz sicher jetzt nicht ergeben und gleich ins Gras beißen.
    Sie brauchte eine halbe Stunde, um zu Bright zu gelangen. Als sie an ihm vorbei ins Haus ging, tätschelte sie seinen Arm. Stella saß schlafend in ihrem Rollstuhl am Feuer, warm und gemütlich mit einer Decke auf den Knien.
    Es gab keinerlei Hinweise auf eine größere Katastrophe. Brights todernste Miene besagte jedoch etwas anderes. Er stand sichtlich unter Druck, und sein Atem roch stark nach Alkohol.
    Er setzte sich und bedeutete ihr, gleichfalls Platz zu nehmen.
    »Sie hat mich geradezu angefleht, Kate.« Er verlor die Fassung in einer Weise, die sie bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Bis jetzt. »Ich wollte sie gerade bettfertig machen, wie sonst auch: Waschen, Zähneputzen, sie mag es, wenn ich ihr Haar bürste. Dann merkte ich, wie viel Uhr es war, und griff nach ihrer Medizin. Sie nimmt zwei Tabletten abends, also gab ich ihr die und etwas Wasser, um sie hinunterzuspülen. Und da greift sie nach meinem Arm, und ihre Augen flehen mich an. Ich sage dir, das hat mir beinahe den Rest gegeben. Willst du irgendetwas trinken?«
    »Nein danke, Chef.« Daniels war zu aufgewühlt, um jetzt Alkohol zu trinken, zu erschöpft von dem Streit mit ihrem Vater. Sie sah zu Stella hinüber. »Sie hat gute und schlechte Tage, Chef. Morgen denkt sie anders darüber.«
    »Und wenn nicht?«
    Stella schien tief zu schlafen und nichts von ihrem Gespräch mitzubekommen. Aber war das wirklich der Fall? Daniels’ Mutter hatte manchmal Dinge wiederholt, die jemand gesagt hatte, während sie zu schlafen schien.
    Gott bewahre, dass diese Frau sie hören konnte.
    »Du bringst sie jetzt zu Bett«, sagte Daniels. »Und ich mache uns Kaffee.«
    Fünfzehn Minuten später trocknete sie sich die Hände ab und betrachtete zufrieden die makellos saubere Küche. Sie goss Brights kalt gewordenen Kaffee ins Spülbecken und ging hinauf, um ihn zu suchen, halb in der Erwartung, ihn zusammengerollt im Bett neben seiner Frau vorzufinden, erschöpft von seinem Kummer und dem Jack Daniels, den er deshalb getrunken hatte. Sie fand ihn auf einem pinkfarbenen Krankenstuhl am Fußende des Bettes, von wo aus er Stella anstarrte.
    Als er sie kommen hörte, stand er auf und trat zu ihr an die Türschwelle.
    »Ich muss los«, sagte Daniels. »Kommst du zurecht, Chef?«
    »Es geht ihr gut.«
    »Ich hab von dir gesprochen!«, sagte Daniels sanft und musterte sein müdes Gesicht.
    Bright sah sie nur an. Verschwunden war der pampige Mistkerl, mit dem sie heute gearbeitet und zu dem sie aufgesehen hatte. An seiner Stelle stand ein trauriger, einsamer Mann, dessen Eheleben jäh abgebrochen war; ein Mann, der sie dazu gebracht hatte, ihr Bestes zu geben – eine

Weitere Kostenlose Bücher