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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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rein- und rausgegangen. Ich bin Mitglied bei Neighbourhood Watch, wissen Sie, deswegen fallen mir solche Dinge auf.«
    Gormley unterdrückte ein Grinsen und wandte das Gesicht ab. Mrs. Collins stieß ihren Gehstock fest auf den Holzfußboden, um seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Es hatte den gewünschten Effekt. Wie ein unartiger Schuljunge im Rektorenzimmer setzte sich Gormley kerzengerade hin und wartete auf seine Standpauke, die auch unweigerlich folgte.
    »Das ist kein Spaß, Detective. Sie müssen wissen, dass wir eine wichtige Rolle bei der Kriminalitätsbekämpfung spielen. Ohne uns wäre Ihr Job wesentlich schwieriger.«
    »Wir wissen das durchaus zu schätzen, Mrs. Collins.« Gormley erkannte, dass er seine Chance auf ein Stück Kuchen und eine Tasse Tee verspielt hatte. »Aber wir haben im Moment wirklich viel zu tun, also, gibt es noch etwas anderes?«
    Außer unsere verdammte Zeit zu verschwenden?
    Gormley stand auf, es hielt ihn nicht länger, aber Mrs. Collins war noch nicht fertig. Sie zeigte mit ihrem Stock auf den Stuhl, und er setzte sich wieder, war sich nicht im Klaren darüber, ob sie eine besonders hilfsbereite Frau war oder nur eine arme Alte, die jemanden zum Reden brauchte. Am Ende entschied er sich dafür, dass beides stimmte.
    »Es gibt noch ein wichtiges Faktum. Ihr Freund war auch hier.«
    Gormley und Daniels wechselten einen Blick.
    »Nicht, dass wir jemals einander vorgestellt worden wären. Er war früher oft hier, kam zu jeder beliebigen Tages- oder Nachtzeit. Ich dachte eigentlich, sie hätten sich getrennt, aber gestern Nacht war er wieder da. Allerdings nur kurz. Und vollkommen umsonst. Es war ja niemand zu Hause.«
    »Hat er ein Auto?«, fragte Gormley.
    Mrs. Collins schüttelte den Kopf. »Eins von diesen Motorrädern. Schreckliche Dinger. Er hat es in ihrer Garage abgestellt, was mir komisch vorkam, wo ich doch wusste, dass sie nicht da war.«
    Gormleys Lächeln schwand. Er warf seinem Boss einen Seitenblick zu.
    Daniels starrte stur vor sich hin, ihr Gesicht verriet nichts, doch in Gedanken kehrte sie in eine frühere Zeit zurück. Sie war direkt in Jos Garage gefahren, hatte ihr Motorrad auf seinen Ständer gestellt und war abgestiegen. Jo drückte einen Knopf an der Wand, der das Garagentor schloss und die Straße aussperrte. Daniels setzte den Helm ab, legte ihn auf den Sitz und schüttelte ihr Haar aus. Sie küssten sich leidenschaftlich – zwei Menschen, die sich liebten.
    Daniels hielt den Mund, sah bewusst an Gormley vorbei, ihre Augen waren fest auf die alte Dame gerichtet, die weitererzählte, bis ihr schließlich der Dampf ausging und die Wörter ebenfalls.
    »Konnten Sie die Nummer aufschreiben?«, fragte Daniels beiläufig.
    »Leider nicht.« Mrs. Collins war enttäuscht. »Meine Augen sind nicht mehr so gut.«
    »Das macht nichts«, Daniels zwang sich zu einem Lächeln. »Wenn er noch mal auftaucht, rufen Sie uns an.«
    Sie verabschiedeten sich, und Mrs. Collins begleitete sie aus dem Haus. Sie gingen zum Auto, ein feindseliges Schweigen zwischen ihnen.
    »Lass mich am The Bridge raus«, sagte Gormley, als sie einstiegen. »Ich hab noch eine Verabredung mit einem Taxifahrer und einem Bier.«

50
    Brights Tag hatte gut angefangen. Er hatte einen allgemein bekannten Drecksack auf den Mord an einem unglücklichen kleinen Jungen festnageln können. In Feierlaune hatte er sein Team mit in den Club der Polizei genommen, um auf den Erfolg anzustoßen. Sie waren etwa eine Stunde in der Bar gewesen, bis die anderen sich nach und nach auf den Heimweg machten, während es mit ihm allmählich bergab ging.
    Gelangweilt und alleine – ohne etwas zu tun oder jemanden zum Reden zu haben – begann er über Stella nachzugrübeln und beschloss, noch in den Pub zu gehen, um ein paar Bierchen mehr zu kippen und sich allein in seinem Unglück zu suhlen. Nur um Stunden später von Gormley aus dem The Bridge geschleift zu werden, der zufällig denselben Pub für ein informelles Gespräch mit einem Taxifahrer ausgewählt hatte, der auf Daniels’ Veranlassung hin ausfindig gemacht worden war.
    Bestimmt irgend so ein Quatsch, der mit Alan Stephens zu tun hatte.
    Sie gingen zusammen zurück zur Polizeizentrale, aber die Stimmung zwischen ihnen war angespannt. Trotz all der Jahre, die sie zusammenarbeiteten, hatte Bright Gormley noch nie so schlecht gelaunt erlebt und nahm an, dass er sauer war, weil er, Bright, sich so arschig benahm und sich in Daniels’ Fall einmischte.

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