Hannah, Mari
Doch als er ihn fragte, warum er so schlechter Laune war, hielt sein DS einfach den Mund.
Sie kamen exakt gleichzeitig mit Daniels an deren Bürotür an. Sie sah blass und abgearbeitet aus, unter ihren braunen Augen lagen dunkle Ringe. Gormley bemerkte einen Anflug von Enttäuschung, als sie Bright erblickte. Aber auch wenn sie alles andere als erfreut war, ihn zu sehen, war sie viel zu professionell, um sich das anmerken zu lassen.
»Glückwunsch, Chef«, sagte sie. »Top-Ergebnis. Ihr habt gefeiert, was?«
»Gute Nachrichten reisen schnell.« Bright fixierte sie aus trüben Augen, und sein Blick währte einen Augenblick zu lang. Dann grinste er, wie nur ein Betrunkener grinsen kann, während seine Lippen sich zögernd bereit erklärten, ihm zu gehorchen. »Wenn ihr noch lange genug mit mir zusammenarbeitet, Leute, könnt ihr vielleicht noch was von mir lernen.«
»Nimm ihn nicht ernst, er ist besoffen! Ich hab ihn gerade aus dem Pub gezerrt«, sagte Gormley ärgerlich. Er öffnete Daniels’ Bürotür und trat zurück, um ihr den Vortritt zu lassen, verdrehte die Augen, als Bright seine guten Manieren vergaß und vor ihr hineinging. »Nett von Ihnen, Chef.«
»Oh, ’tschuldigung.« Bright setzte sich auf Daniels’ Stuhl und legte seine Füße auf den Tisch.
Sie lächelte etwas gequält, als sie ihnen folgte. Gormley setzte sich mit dem Rücken zur Tür auf einen Stuhl und schüttelte den Kopf über den Zustand, in dem ihr Chef sich befand. In seeliger Unwissenheit über die Besorgnis, zu der er Anlass gab, schaute Bright sich mit trübem Blick in dem ordentlichen Büro um, als hätte er es noch nie gesehen. Hier gab es keinerlei persönlichen Krimskrams, so weit er das sagen konnte. Daniels war ein Rätsel, dachte er und ließ seinen Blick wieder und wieder zu ihr zurückwandern, während sie aus einer Dose Harvey-Nicks-Kaffee in eine Cafetiere löffelte, dann Wasser darüber goss und ein köstlicher Duft durch den Raum wehte.
Ließ sie eigentlich überhaupt mal jemanden an sich ran?, fragte er sich.
»Hier, trink das!« Sie reichte ihm einen Becher. »Du bist wirklich eine Schande!«
Der Ton in ihrer Stimme sorgte dafür, dass er sich gerade hinsetzte und aufmerkte. Er sah an ihr vorbei, abgelenkt durch eine Bewegung im Flur. Daniels folgte seinem Blick, drehte sich um und sah Maxwell draußen herumlungern, die Nase in einen Aktenschrank gesteckt, während er seine Neugierde kaum im Zaum halten konnte. Sie ging um den Tisch herum, schloss die Tür und setzte sich wieder hin. Sie überlegte, ob Gormley so schlechter Laune war, weil er sich mit Bright gestritten hatte, oder ob es mit Mrs. Collins Enthüllung früher am Tag zu tun hatte. Wenn Letzteres zutraf, dann würde er nicht wollen, dass Bright dabei war, wenn er ihr deswegen den Kopf wusch.
Sie empfand einen Anflug von Paranoia.
Gormley lehnte sich entspannt zurück und lockerte seine Krawatte, wich aber ihrem Blick aus. »Mein Treffen mit Bob George ist nicht ganz so abgelaufen wie geplant«, sagte er.
»Bob wer?« Bright sah ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Unser Taxifahrer«, erinnerte Gormley ihn. »Hört euch das mal an, und ich zitiere jetzt: ›Bevor Sie fragen, ich hab sie nicht angerührt, okay?‹ Das waren seine ersten Worte.«
Daniels kniff die Augen zusammen. »Was?«
»Er dachte, wir hätten ihn in Verbindung mit Jo Soulsby aufgespürt, nicht mit Alan Stephens.«
»Was?!«, fragten Bright und Daniels einstimmig.
»Jap. So was kann man sich gar nicht ausdenken.« Gormley stellte seinen Kaffee ab. »Lasst es mich erklären. Die Firma, für die er arbeitet, hat auf unsere Bitte reagiert, die Fahrer ausfindig zu machen, die in der Nacht vom fünften auf den sechsten November Spätschicht hatten, okay?« Gormley machte eine Pause, um sicherzugehen, dass die anderen ihm folgten. Bright und Daniels nickten. »Nun, als der Aufruf durchkam, hat George einen völlig falschen Schluss gezogen. Ich war total verwirrt, als er anfing, über diese Frau zu labern, die er um halb zwei morgens aus der Stadt mitgenommen hat …«
»Warte mal! Jetzt komm ich nicht mehr mit«, fiel ihm Daniels ins Wort. »Wie kommst du denn darauf, dass diese Frau Jo sein soll?«
»Das ist der einfache Teil«, sagte Gormley. »George hat ihre Adresse aufgeschrieben und die genaue Uhrzeit, zu der er sie abgesetzt hat. Er hat gesagt, sie sei ihm komisch vorgekommen und er hätte sich Sorgen gemacht, sie könnte ihn später
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