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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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nicht unterschätzen darf.«
    Daniels umarmte sie. »Wann kapierst du endlich, dass ich auf deiner Seite bin?«

53
    DC Neil Maxwell gähnte. Stundenlang körnige Aufnahmen von Überwachungskameras durchzusehen, war nicht gerade eine der aufregendsten Tätigkeiten. Zu Tode gelangweilt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf seinen Tisch, auf dem sich die Videobänder stapelten, dann nahm er sie eilig wieder herunter, als er jemanden kommen hörte. Er setzte sich gerade hin, dankbar für jede Unterbrechung, besonders als er erkannte, wer da gerade hereinkam.
    Als Carmichael seinen Blick auf sich ruhen spürte, zeigte sie auf das noch laufende Band.
    »Das werden Sie wohl zurückspulen müssen, Neil«, sagte sie.
    Maxwell murmelte irgendetwas Geschmackloses vor sich hin und hielt das Band an. Dann ließ er das Video weiterlaufen, ohne es noch einmal zurückzuspulen und fragte sich dabei, warum Carmichael ihn eigentlich nicht leiden konnte. Sie sah heute hochzufrieden mit sich aus – mehr noch als sonst – während sie direkt auf DS Robson zuging, der ein paar Meter entfernt an seinem Tisch saß.
    Robson blickte auf, als sie herankam.
    »Das ist gerade hereingekommen.«
    Sie reichte ihm eine Mappe, die eben von der East City Police gekommen war. Sie war an die Einsatzzentrale adressiert und trug den Vermerk: Dringend! An die Ermittlungsleiterin.
    Robson riss die Augen auf, während er las. Er sah Carmichael an und grinste. »Ich häng mich ans Telefon und versuche, sie aufzutreiben.«
    Nur wenige Meilen entfernt sah Daniels in den Rückspiegel und blinkte, um anzuzeigen, dass sie einparken wollte. Während sie abbremste, hupte der jugendliche Rennfahrer hinter ihr laut, machte eine verächtliche Geste und überholte. Sie notierte sein Kennzeichen, bevor sie ans Telefon ging. »Was gibt’s, Robbo?«
    Am anderen Ende der Leitung hörte sich Robson noch aufgeregter an als nach der Geburt seines Sohnes. »Unser Glückstag, hoffe ich«, sagte er. »Ein Besucher hat vor einer Stunde eine Waffe bei der East City Police abgegeben – eine 9mm Halbautomatik, ein Imitat, das aussieht wie eine Browning.«
    »Könnte das unsere sein?«
    »Absolut. Sie ist schon im Labor.«
    »Gut. Noch was?«
    »Ja, aber ich fürchte, das wollen Sie nicht hören.«
    Schweigen.
    »Boss?«
    »Ja, ich höre.«
    »Die Waffe wurde weniger als hundert Yards von Jo Soulsbys Büro entfernt gefunden«, sagte Robson und machte eine kurze Pause, damit die Information sacken konnte. »ACC Martin hat einen Durchsuchungsbefehl für ihr Haus und ihren Arbeitsplatz erwirkt.«
    Super-GAU.
    »Wer hat das denn dem gesagt?«
    Das war die schlimmstmögliche Nachricht, und der Schlag traf Daniels wie ein Backstein. Sie hörte Robson kaum noch, weil ein Schwerlastwagen vorbeifuhr, kriegte kaum mit, was er sagte, weil ihre Gedanken zu Jo zurückwanderten – irgendetwas darüber, dass Gormley Jos Büro durchsuchen sollte.
    »… der Superindentent will, dass Sie sich ihr Haus vornehmen.« Robson hielt inne, um Luft zu holen. »Boss, sind Sie noch dran?«
    Daniels fühlte sich ganz und gar nicht mehr wie der Boss und noch viel weniger wie die Ermittlungsleiterin. Sie machte das Fenster auf, um mehr Luft zu bekommen, und nahm sich vor, Bright die Hölle heiß zu machen, weil er sie übergangen hatte.
    »Robbo, ich bin gleich weg, mein Akku ist leer.«
    Sie legte auf.

54
    Es war eine abgeschottete Gemeinschaft mit einer hohen Kriminalitätsrate, eine Gegend, in der Vorbilder rar waren und der Polizei die Türen vor der Nase zugeschlagen wurden. Gormley hielt vor einem halb verfallenen Haus, bei dem jedes Fenster mit dicken Eisenstäben und die Eingangstür mit Überwachungskameras gesichert war. Er stieg aus, Brown im Schlepptau, und schloss den Wagen sorgfältig ab in der Hoffnung, er möge noch alle vier Räder haben, wenn sie zurückkamen.
    Ein paar Jugendliche skateten vor ihnen über die Straße und wären beinahe zu Schaden gekommen, als ein Doppeldeckerbus in weitem Bogen um die Kurve schwang. Der Busfahrer schüttelte seine Faust und bekam zur Antwort zwei hochgereckte Mittelfinger. Die Kinder sprangen wieder auf ihre Boards und fuhren lachend davon.
    Gormley erinnerte sich an Zeiten, in denen er sie am Ohr gepackt und nach Hause gebracht hätte, wo sie Schlimmeres von ihren Eltern erwartete, Zeiten, in denen ein Polizist zu sein noch mehr bedeutete als einen dicken Batzen Geld am Ende von dreißig Jahren – eine Pension, von der man den

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