Hannah, Mari
zuvor.
Es war Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken.
»Und bevor du fragst, die Antwort lautet nein. Hank war nicht bei dem Gespräch dabei.«
»Warum bin ich darüber nicht informiert worden?«, fragte Bright mit unterdrückter Wut.
»Das war meine Entscheidung, Chef. Ich sag’s dir ja jetzt.«
»Das reicht nicht!« Er wartete.
»Wenn man mir was im Vertrauen sagt …«
»Das reicht immer noch nicht! Versuch’s noch mal. Mein Gott, Kate! Hast du denn den Verstand verloren?«
Daniels wusste nicht, was sie sagen sollte. Also sagte sie lieber gar nichts, sondern ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Bright blinzelte, als sie beinahe aus den Angeln sprang, dann ging er auf Gormley los.
»Was ist eigentlich los mit euch beiden? Das ist doch das Ergebnis, auf das ihr gewartet habt, oder? Auf das wir alle gewartet haben. Wir sind ein Team, oder etwa nicht?«
»Klar, Chef. Teamwork! Da sind Sie und Kate wirklich ganz groß drin.« Dann ging er ebenfalls hinaus und ließ den verblüfften Bright zurück, der sich fragte, was hier eigentlich wirklich vor sich ging.
Kurz darauf hatte Gormley Daniels eingeholt und begleitete sie die Treppe hinunter und zurück zu ihrem Büro.
»Alles in Ordnung?«, fragte er nach einer Weile.
Sie sah zur Seite. »Was denkst du denn?«
»Ich denke, er ist auf dem Holzweg.«
»Ich weiß, dass er es ist.«
»Um so sicher zu sein, müsstest du ihn selbst umgebracht haben. Du hast doch nicht …«
»Natürlich nicht, du Idiot!« Sie blieb stehen und sah ihm direkt ins Gesicht. »Und im Übrigen ist Jos bevorstehende Verhaftung nicht unser einziges Problem.«
»Na, prima.« Gormleys Ton war säuerlich. »Was noch?«
»Martin hat einen Maulwurf im Team.«
»Maxwell?«
Daniels zuckte die Achseln. »Er ist unübersehbar das schwache Glied in der Kette. Halt einfach Augen und Ohren offen. Und mach dir keine Sorgen über den ACC. Wir haben da was, das uns Rückendeckung gibt.«
In ihrem Büro kramte sie in ihrer Tasche, zog das winzige Aufnahmegerät heraus und spielte die Aufnahme noch einmal für ihn ab, während sie über die Ereignisse des Tages nachdachte. Martins Stimme klang erstickt auf dem Band: »Was für’n Scheiß geht hier eigentlich ab? Ich hatte gerade diese Schlampe Daniels hier, die mir total idiotische Fragen gestellt hat.«
»Und das alles nur, um die Frau zu schützen, die er liebt«, sagte Daniels, als sie das Band anhielt und es aus dem Gerät nahm.
»Siehst du, da habt ihr doch was gemeinsam«, konnte Gormley sich nicht verkneifen. »Die Frage ist nur, ob du mit dieser Scheinheiligkeit leben kannst?«
»Ich denke, ich krieg das schon hin.« Daniels warf das Band in die unterste Schublade und schloss sie mit einem Schlüssel ab. »Unter Druck lauf ich zu Hochform auf.«
64
Die Atmosphäre konnte angespannter nicht sein. Sie warteten bereits seit Minuten: Jo Soulsby und ihr Anwalt William Oliver auf der einen Seite des Tisches, Detective Superintendent Bright auf der anderen, und alle fragten sie sich, was Daniels aufgehalten haben mochte. Zunehmend verärgert sah Bright auf seine Uhr und stieß einen genervten Seufzer aus. Ein paar Minuten später nahm er – auf Olivers Drängen hin – das Haustelefon zur Hand und drückte die Kurzwahltaste für die Einsatzzentrale.
»Haben Sie sie endlich gefunden?«, fragte er.
Während Bright lauschte, tippte Oliver auf seine Armbanduhr, machte eine Show aus seiner wachsenden Ungeduld. Er war ein kleiner, ernst blickender Mann Ende vierzig – Jo Soulsbys Freund und Anwalt seit über zwanzig Jahren. Er hätte gut auf die Verzögerung verzichten können, ganz zu schweigen von den lächerlichen Anschuldigungen gegen seine nahe Freundin. Er zuckte zusammen, als Bright in den Hörer brüllte: »Und wo zum Teufel steckt sie?«
Oliver funkelte ihn an. »Superintendent, ich habe noch andere Mandanten. Ich denke, wir haben jetzt lange genug gewartet, finden Sie nicht auch?«
Bright ignorierte ihn, er war in Gedanken bei Kate Daniels. Sie hatte sich in letzter Zeit seltsam verhalten, und er hatte nichts dazu gesagt. Aber ihre unentschuldigte, unerklärliche Abwesenheit an diesem Morgen war unverzeihlich, damit hatte sie sich zu viel herausgenommen. Auch wenn er eine Menge für sie übrig hatte, wusste er doch, dass er sie wieder auf Linie bringen musste. Gezwungen, ohne sie weiterzumachen, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Telefon zu.
»Schicken Sie mir Carmichael her, sofort!«, sagte er.
Dann legte
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