Hannah, Mari
nicht wieder fit genug?«
»Dann lass ich sie eben erst vom Polizeiarzt untersuchen«, sagte Bright. »Was ist denn los? Angst, das Innenministerium zu verärgern?«, fragte Bright.
»Nein, die könnten mir nicht gleichgültiger sein, aber …« Daniels sah sich im Raum um. »Bin ich eigentlich die Einzige hier, die irgendwelche Zweifel hat? Sie alle hier kennen sie doch genauso gut wie ich …«
»Okay, versuchen Sie sich mal vorzustellen, Sie würden sie nicht persönlich kennen. Wenn wir zudem ihre ganzen Qualifikationen beiseite lassen, was bleibt dann noch übrig?« Bright sah in die Gesichter seines Teams. Niemand sagte etwas.
»Genau! Eine Frau mit einem verdammten Hass, das ist alles! Und jetzt haben wir genug, um sie zu verhaften, also schlage ich vor, dass wir’s hinter uns bringen.«
Daniels schüttelte den Kopf. »Ich versteh schon, Chef, aber ich glaube, es ist zu früh.«
»Das denke ich auch.« Gormley sprang ihr bei. »Vergessen Sie nicht, dass wir noch andere Verdächtige haben.«
Bright lachte. »Ja, die stehen förmlich Schlange.«
»James Stephens war zwei Tage vor dem Tod seines Vaters nicht mehr an der Uni. Er hat immer noch kein Alibi«, sagte Gormley. »Und er hat ein starkes Motiv, wenn man bedenkt, dass Stephens ihm seine finanzielle Unterstützung entziehen wollte.«
Daniels legte eine Hand auf seine Schulter. »Doch, er hat ein Alibi, Hank. Die Kollegen in Sheffield haben heute Morgen mit seiner Tutorin gesprochen. Er hat die Wahrheit über diese Affäre gesagt, und sie schwört, dass er zur fraglichen Zeit bei ihr war.«
Es überraschte Gormley nicht, dass der Junge unschuldig war. Ein Blinder mit einem Krückstock hätte das sehen können. Er fuhr zu Daniels herum. »Dann bleibt immer noch Martin! Erinnerst du dich? Ahm, komische blaue Uniform, Rührei auf den Schulterklappen?«
»Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte Bright. »Aber nur wegen verschwendeter Zeit der Polizei. Er hat gelogen, um seinen guten Ruf zu wahren. Wollte nicht, dass seine liebliche Frau Muriel was herausfindet. Hat schon was von Alex Forrest, unsere Muriel. Aber den Gerüchten zufolge, wusste sie sowieso schon längst Bescheid.«
Er grinste, um sie alle wissen zu lassen, wer dafür verantwortlich war. Daniels sah ihn geringschätzig an. Sie wussten beide, dass noch mehr dahinter steckte. Sie hatte den starken Verdacht, dass der ACC den Schuss gehört, vielleicht sogar Stephens’ Wohnung betreten hatte, bevor Monica nach Hause kam. Aber sie wusste, dass sie das niemals würde beweisen können. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als die Sache fallen zu lassen.
»Also war er es, den Kim Forman mit Wood hat streiten hören.« Gormley bemerkte Daniels’ Nicken und sprach weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. »Gut, wenn sie den Schuss gehört hat, dann muss er ihn doch auch gehört haben, der Vollidiot.«
»Das muss er«, sagte Daniels.
Gormley war jetzt eingeschnappt. »Und? Was werden Sie dahin gehend unternehmen?«, wandte er sich an Bright.
Bright zuckte die Achseln.
Daniels dachte an die Rückversicherung in ihrer Tasche. Sie hatte genug auf dem Band, um Martin hochgehen zu lassen, genug, um sich ein weiteres Krönchen auf der Schulterklappe zu verdienen. Sie sah Gormley an, dass er jetzt richtig wütend war. Sie wechselten einen unbehaglichen Blick, den die anderen hoffentlich nicht bemerkten. Er sendete ihr eine klare Botschaft – du musst es ihm jetzt sagen!
Sie wusste, dass er Recht hatte.
Jetzt oder nie.
»Chef …« Sie machte eine kurze Pause. »Da gibt’s noch was, das Sie wissen sollten.«
Der Ton in ihrer Stimme weckte Brights Aufmerksamkeit und nicht nur seine, sondern die der ganzen Mordkommission.
»Könnten Hank und ich Sie kurz allein in Ihrem Büro sprechen?«
Da er wusste, dass wichtig sein musste, was nur hinter verschlossenen Türen gesagt werden konnte, ging Bright ihnen voran nach oben ins Kontrollzentrum. Als sie sich gesetzt hatten, musste Daniels alle Kraft zusammennehmen. Sie holte tief Luft, sah ihm in die Augen und kam direkt zur Sache.
»Jo hat mir mal erzählt, dass Stephens sie während ihrer Ehe vergewaltigt hat.«
Schweigen.
Brights Gesicht wurde kreidebleich. Er sah Gormley anklagend an, dann wieder Daniels, während seine Kiefermuskulatur sich anspannte, als würde er gleich explodieren. Doch unter dem Zorn war da auch eine tiefe Enttäuschung, weil sie ihn im Dunkeln gelassen hatte. Daniels fürchtete seine nächste Frage und kam ihm
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