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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Daniels’ Kopf, nachdem sie den Beobachtungsraum längst verlassen hatte. Sie eilte den Flur entlang, um ihrem Boss nicht in die Arme zu laufen. Es hatte sie nicht überrascht, dass Jo nicht völlig zusammengebrochen war. Sie hatte sich geschworen, sich nie wieder drangsalieren zu lassen, und war gestärkt aus den Abgründen der ehelichen Gewalt emporgestiegen. Heute hatte sie das bewiesen und unter extremem Druck Gleiches mit Gleichem vergolten.
    In der Mordkommission hielten alle die Köpfe gesenkt, als Daniels zurückkam. Sekunden später spürte sie, wie ihr jemand von hinten einen leichten Schubs versetzte. Als sie sich umdrehte, stand sie Bright Auge in Auge gegenüber. Er sah nicht allzu erfreut aus.
    »Ich hoffe, Sie haben eine gute Entschuldigung, Kate. Mitten in der Ermittlung zu einem Kapitalverbrechen unentschuldigt zu verschwinden, ist nicht empfehlenswert. Wir müssen miteinander reden.« Seufzend suchte er kurz ihren Blick. »Wir gehen jetzt noch einen trinken, falls Sie Lust haben mitzukommen.«
    »Ich glaube, ich verzichte, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Wie Sie wollen.«
    Während er mit Carmichael im Schlepptau davonstürmte, nahm Daniels ihre Tasche und folgte ihnen auf den Fersen, knallte die Tür hinter sich zu. Die meisten Mitglieder der Mordkommission starrten ihnen fassungslos hinterher.
    Gormley trat an Maxwells Tisch. »Was war das denn?«
    Maxwell zuckte die Achseln. »Wenn Sie mich fragen, dreht sie allmählich durch.«
    Vom Fenster aus sahen sie Daniels’ Toyota davonrasen.

65
    Die Erste zu sein, die Jos Söhnen erzählte, was ihrer Mutter geschehen war, war das Mindeste, was Daniels tun konnte. Thomas und James saßen still in Jos Wohnzimmer, unfähig, das alles zu begreifen. Es gab Tränen, ungläubige Ausrufe, Wut.
    Und Sarkasmus von James: »Das ist mal ein Witz, was?«
    Ein unbehagliches Schweigen folgte, während Daniels 264 den Kopf schüttelte und nicht recht wusste, was sie sagen sollte. Eine Million Fragen folgte: Geht es ihr gut? Wo ist sie jetzt? Können wir sie besuchen? Wie oft können wir sie besuchen, wenn sie in Untersuchungshaft ist? Was tun Sie jetzt? Können wir ihr Sachen bringen? Was macht Oliver? Was geht hier eigentlich vor sich?
    Daniels beugte sich vor und sprach sanft: »Ich riskiere jetzt eine Menge. Und ich muss Sie warnen, ich werde abstreiten, jemals etwas gesagt zu haben, wenn das irgendwo zur Sprache kommen sollte. Verstanden?«
    Tom und James nickten, hörten an ihrer Stimme, wie ernst es ihr war.
    »Ich glaube nicht, dass Ihre Mutter Ihren Vater umgebracht hat.« Daniels fragte sich, ob sie sich gerade ihr eigenes Grab schaufelte. »Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um das zu beweisen. Darauf haben Sie mein Wort.«
    »Aber warum dann?«, fragte Thomas in klagendem Ton.
    Daniels seufzte schwer. »Die meisten Beweise gegen sie sind reine Indizien, und ich darf nicht darüber sprechen. Sie werden ihren Anwalt danach fragen müssen. Im Moment kann ich nicht mehr sagen, als dass es, alles zusammengenommen, schon reichen würde, um eine Anklage wegen rechtswidriger Tötung zu stützen. Sie wird heute im Lauf des Tages dem Magistratsgericht vorgeführt.«
    Als sie nach Hause kam, duschte Daniels, zog einen Bademantel an und ging zurück nach unten ins Wohnzimmer. Sie schenkte sich einen großen Gin ein und beschloss, Musik aufzulegen. Ihr Zeigefinger wanderte die CD-Kollektion entlang, jede einzelne eine Erinnerung an einen ganz bestimmten Punkt ihres Lebens: Joni Mitchell, Neil Young, Jackson Browne, die Lieblingsmusiker ihrer Mutter, die sie von Kindheit an gehört hatte. James Morrison, James Blunt und David Gray, dessen Texte und Stimme sie zu Tränen gerührt hatten, als sie ihn das erste Mal hatte singen hören. Und schließlich die Dixie Chicks, die Jo so gerne mochte.
    Mit einem kleinen Grinsen erinnerte Daniels sich an Jos Reaktion auf ihre Musiksammlung, als sie sie zum ersten Mal hier besucht hatte. »Dein ganzer Geschmack liegt in deinem Mund«, hatte sie gesagt, worauf sie beide laut lachen mussten. Sie sah sich um, betrachtete ihre Bücher, ihre Kunst, vieles davon zeigte Jos Einfluss. An einem Ehrenplatz hingen drei Drucke in limitierter Auflage. Es waren atmosphärische Aufnahmen des französischen Fotografen Marc Riboud, die Jo als Überraschungsgeschenk zu Daniels’ Geburtstag gekauft hatte – neblige Berglandschaften, die sie für den Rest ihres Lebens für sich bewahren würde. Sie waren wunderschön, sinnlich,

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