Hannah, Mari
Sie nach Hause, Kate«, sagte David sanft. »Söhnen Sie sich wieder mit Ihrem Vater aus. Er braucht sein einziges Kind. So wie Sie aussehen, würde ich sagen, Sie beide brauchen einander.«
Daniels stand auf. »Ich muss wirklich los.«
David und Elsie taten es ihr gleich und umarmten sie zum Abschied.
»Sie sind jederzeit willkommen bei uns.« Elsie griff nach Daniels’ Arm, als sie sich abwandte. »Versprechen Sie uns, dass der Fall nicht ad acta gelegt wird?«
»Das wird nicht geschehen, Elsie.« Daniels wagte nicht, ihre Befürchtungen mit den Shorts zu teilen, ihnen zu sagen, dass ihre Tochter vielleicht von einem Serienmörder getötet worden war, der von zwei anderen Mordkommissionen gesucht wurde. Was, wenn sie sich irrte? Sie konnte es nicht riskieren, ihnen Hoffnungen mit zweifelhaftem Ergebnis zu machen. Nein – das wäre vollkommen falsch.
»Ich werde versuchen, für eine Rekonstruktion des Falles zu sorgen, einen Appell im Fernsehen, irgendetwas, was vielleicht irgendjemandes Erinnerung auf die Sprünge hilft.«
David und Elsie schienen sich damit zufrieden zu geben und folgten ihr bis zur Tür, verabschiedeten sie noch einmal und nahmen einander bei der Hand, während sie ihr nachsahen.
Als Daniels zum Toyota zurückging, hatte sie das Gefühl, dass jemandes Augen auf ihr ruhten. Sie hob die Hand in der Erwartung, David und Elsie noch auf der Türschwelle zu sehen, aber sie waren schon wieder hineingegangen.
Daniels ließ den Blick über den Marktplatz schweifen.
Nichts.
Die kleinen Straßen waren verlassen.
Der Friedhof auch.
Geborgen in der Behaglichkeit seines neuen Wagens, rutschte er noch ein bisschen tiefer, während er sie beobachtete und sich fragte, warum sie den Baum anstarrte. Dachte sie an Nummer zwei? Oder an das gute katholische Mädchen, dass er einfach nur zum Spaß genommen hatte? Er lächelte. Daniels sah genauso aus wie im Fernsehen, nur ein bisschen größer und schöner.
Er war sich sicher gewesen, dass sie heute Abend hier sein würde … keine Ahnung warum, er hatte es einfach gewusst.
Sie drehte sich plötzlich um, als hätte sie seine Gegenwart gespürt. Sogar ihrer Silhouette vor dem Mondlicht war anzusehen, dass sie sich unwohl fühlte. Ihr Blick huschte auf dem Platz umher, jagte Schatten im Schnee. Er hatte schon ohne sie angefangen, spürte, wie sein Schwanz noch härter wurde bei der Vorstellung, wie er ihr unter die Haut ging. Er zog den Reißverschluss seiner Jeans auf, um den Druck wegzunehmen, und kam, während er ihr direkt in die Augen sah, ejakulierte eine warme Samenpfütze auf den Beifahrersitz.
70
Als Daniels Corbridge verließ, war ihr das Herz schwer. Die Shorts wiedergesehen zu haben, tat ihr weh. Sie beneidete die Menschen, die Weihnachten mit ihren Familien verbrachten, Geschenke austauschten, feierten, das Beste aus ihrer kostbaren Freizeit machten. Daniels hingegen würde sich in die Arbeit stürzen, aber vorher musste sie noch Bright besuchen. Und sie freute sich nicht gerade darauf.
Sie fand ihn im Pub, wo sie sich verabredet hatten, zu versunken in seinen eigenen Schmerz, um zu bemerken, dass sie ebenfalls trauerte: um Sarah, um David und Elsie Short, um ihre eigene, verlorene Beziehung. Auch wenn er nicht viel gesagt hatte, vermutete er wohl, dass sie in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte.
Sie sprachen über Stella, wie sie es noch nie zuvor getan hatten. Daniels fand es seltsam, wie der Tod oft die kleinen Anekdoten ans Tageslicht zu bringen schien, die Geheimnisse, die Freuden, den Schmerz, die Nähe – oder ihr Fehlen –, die die Menschen mit dem Verstorbenen geteilt hatten. Zumindest von außen betrachtet war sein langes, schmerzvolles Leiden vorüber. Er schien sich gut zu halten, ein wahrer Stoiker, doch tief im Innern, das wusste sie, quälte er sich weiter und machte sich Vorwürfe. Und als er plötzlich das Thema wechselte, war klar, dass er nicht mehr über seine verstorbene Frau sprechen wollte.
»Wie ist es mit David und Elsie gelaufen?«, fragte er.
»Nicht gut«, sagte sie und fügte hinzu, dass sie vorhatte, den Fall Short noch einmal aufzurollen, worauf Bright ernstlich wütend wurde, wütender, als es angemessen war. Der Fall war schließlich noch »am Leben« und musste gelöst werden. Er trank den letzten Tropfen von seinem Bier aus und knallte das leere Glas beinahe auf den Tisch.
»Du musst damit aufhören, Kate, du bist ja regelrecht besessen von dem Fall. Ich hab dir schon mal gesagt, dass der Fall
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