Hannahs Entscheidung
Werkstatt so rasch wie möglich beheben.«
Kapierte dieser Mensch denn gar nichts? »Ich werde nicht auf Joe oder sonst irgendjemanden warten. Sie haben meine Nummer und können sich jederzeit mit mir in Verbindung setzen«, zischte sie. »So, und nun entschuldigen Sie mich!« Sie machte Anstalten einzusteigen.
Sam hielt sie am Oberarm fest. »Meine Güte, sind Sie störrisch! Beruhigen Sie sich.«
»Ich muss mich nicht beruhigen! Mir scheint, das trifft eher auf Sie zu. Ich möchte lediglich weiter – und das wollen andere anscheinend ebenso«, fügte sie hinzu, als wiederholt ungeduldiges Hupen ertönte.
»Herrgott noch mal. Was ist Ihr Problem? Sind Sie so unflexibel?«
»Wie bitte?«
Er trat einen Schritt vor und warf einen Blick auf ihr Nummernschild. »Ohio«, murmelte er. »Das erklärt so einiges.«
Ihr blieben die Worte im Hals stecken. Dieser Kerl war nicht nur arrogant, er war einfach unmöglich. Ganz ruhig, Hannah. Durchatmen. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun und auf seine Beleidigung eingehen. Verstohlen taxierte sie ihren ramponierten Wagen. Okay, er sah übel aus, aber sie würde ihn in Charlotte reparieren lassen und bestimmt nicht hier in diesem gottverlassenen Kaff. Doch das musste sie dem Mann nicht unbedingt auf die Nase binden. Je schneller sie ihn loswurde, umso besser. Sie räusperte sich. »Wie lange – äh – wird es dauern, bis dieser Joe hier eintrifft?«
In Sams Augen trat ein Funkeln. »Prima. Sie haben es also eingesehen.«
»Wie lange?« Was sie eigentlich meinte, war, wie lange es dauern würde, bis er endlich verschwand.
»Solange es eben dauert. Bei uns im Süden ticken die Uhren anders.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen. Schließlich bin ich in Charlotte aufgewachsen.«
»Ach.« Er strich sich über das Kinn, wo sie die Andeutung eines Grübchens entdeckte. Warum fiel ihr in dieser Situation solch eine Nebensächlichkeit auf? »Sie wirken auf mich nicht gerade wie eine Südstaatenlady. Dafür mangelt es Ihnen an Eleganz und Würde. Von Geduld ganz zu schweigen.«
Eingebildeter, selbstgefälliger Lackaffe! Dieser Mensch schaffte es wirklich, sie zur Weißglut zu bringen. In Hannahs Magen formte sich ein harter Knoten. »Was erlauben Sie sich? Wer, denken Sie, sind Sie?«
Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Sie erwartete eine Entschuldigung, doch offensichtlich dachte er nicht im Traum daran. »Ich sage lediglich, was ich denke. Und jetzt entschuldigen Sie mich, Ma’am. Ich fahre meinen Wagen an den Straßenrand, was Sie ebenfalls tun sollten, damit wir nicht weiterhin die Spur blockieren. Dann warten wir gemeinsam auf den Abschleppdienst.«
Hannah öffnete ihren Mund, um zu protestieren, doch Sam Parker hatte ihr bereits den Rücken zugekehrt. So ein Mist! Sie wollte nicht, dass dieser ungehobelte Klotz mit ihr gemeinsam wartete. Verschwinden sollte er endlich, und zwar auf Nimmerwiedersehen! Stirnrunzelnd blickte sie ihm nach.
Was nun? Sie beobachtete, wie er einer vorbeieilenden Frau mit blondem Pagenkopf zuwinkte, und fasste einen spontanen Entschluss. Als Sam sich hinter das Lenkrad seines Land Rovers schob und den Motor startete, schlüpfte sie flink zurück in ihren eigenen Wagen. Der Typ konnte warten, auf wen auch immer. Sie hatte andere Pläne. Er besaß ihre Karte, ihre Nummer. Er würde sein Geld bekommen. Wild entschlossen, diese unglückliche Episode so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn herum. Nichts passierte. Sie versuchte es erneut. »Komm schon. Komm, altes Mädchen, lass mich nicht im Stich.« Der Motor blieb still. Auch beim dritten und vierten Versuch. Nicht einmal ein Knattern oder leises Röcheln gab er von sich. Hannah stieß einen lauten Seufzer aus. Sie musste den Abschleppdienst wohl oder übel in Anspruch nehmen. Es ärgerte sie, dass der arrogante Kerl recht behalten würde. Aus den Augenwinkeln verfolgte sie, wie er seinen Wagen an den Straßenrand manövrierte. In diesem Moment erhellte ein gleißender Blitz den Himmel. Erste dicke Tropfen klatschten auf die Windschutzscheibe.
5. Kapitel
» T sali, in deinen Korb, aber schnell!«
Die Hündin wagte einen vorsichtigen Blick in das Gesicht ihres Frauchens, um zu sehen, ob Tayanita es ernst meinte. Anschließend gab sie ein empörtes Schnaufen von sich und zog ihre Nase von der Tischkante zurück. Sie trollte sich in den Flur, wo sie sich mit einem tiefen Seufzen in
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