Hannahs Entscheidung
spöttische Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, entging Tayanita nicht.
»Natürlich nicht«, schalt sie ihn lächelnd. »Wäre es möglich, dass sie erneut zu dir zieht? Auf Green Acres hat sie Deanna und Jackson. Und dich.«
»Hältst du das für eine gute Idee? Wir sind nicht gerade die besten Freunde, falls dir das nicht aufgefallen sein sollte.« Seine Kiefernmuskeln spannten sich. »Ich schäme mich ein bisschen, es zu sagen, aber eigentlich war ich erleichtert, als Hannah Green Acres kürzlich wieder verließ.«
Tayanita lachte auf. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, während sie ihren Freund musterte. »Ach Sam. Ihr zwei seid unverbesserlich. Ich glaube allerdings, diesmal wird es anders sein. Gib dir einen Ruck.«
»Was in aller Welt macht dich so sicher?«
»Ich habe so eine Vorahnung«, erwiderte sie, was ein Schnauben von Sam zufolge hatte.
»Du und deine Vorahnungen«, polterte er, aber es klang nicht unfreundlich. Er kraulte sich am Kinn. »Aber weißt du was? Ich bin durchaus lernfähig.« In seine Augen trat ein spitzbübisches Glitzern. »Ich bin einverstanden. Von mir aus kann sie kommen. Das Haus ist wirklich groß genug, dass wir uns aus dem Weg gehen können, falls nötig.«
»Du bist unmöglich. Aber ich wusste immer, dass du ein gutes Herz besitzt.«
»Unsinn. Ich gebe mir nur Mühe, höflich zu sein. Ich werde Hannah den Vorschlag unterbreiten, nach Green Acres zu kommen. Wenn sie möchte, kann sie das noch heute Abend tun.« Er fuhr sich mit der rechten Hand durch sein Haar. »Nur für so lange, bis sich die Situation für sie entspannt hat«, fügte er hinzu.
»Natürlich.«
»Machst du dich über mich lustig?«
»Niemals.«
23. Kapitel
H annah hatte lang geschlafen. Bleischwer und überwältigt von der ganzen Aufregung war sie am Abend zuvor ins Bett gesunken, dankbar und überrascht, dass Sam ihr angeboten hatte, auf Green Acres zu übernachten. Auch wenn sie unsicher war, wie sie ihm begegnen sollte, so war sie doch heilfroh, nicht allein im Cottage Garden bleiben zu müssen. Irgendetwas hatte sich zwischen Sam und ihr verändert. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, aber sie spürte die Veränderung fast körperlich. Wann immer sie in seine grauen Augen blickte, wurde sie von einem seltsamen Kribbeln erfasst. Sie war gerade dabei, sich anzukleiden, als ein schriller Schrei von unten erklang. Achtlos warf sie das Hemd, das sie über ihr T-Shirt hatte ziehen wollen, auf das Bett zu den Jeans und stürmte die Treppe hinunter. In der Küche traf sie auf Deanna, die mit schmerzverzerrter Miene ihre linke Hand umklammerte.
»Was ist passiert?«
»So was Blödes!« Deanna schüttelte den Kopf. In ihren dunkelblauen Augen schimmerte es verdächtig. »Ich habe mir den Finger eingequetscht. Ich wollte den Topf für das Risotto aus dem Schrank holen, aber irgendwie war ich gedanklich nicht ganz bei der Sache. Die Schranktür klappte zu und klemmte meinen Finger ein.«
»Lassen Sie mich sehen«, bat Hannah. »Vielleicht kann ich helfen.«
Deanna präsentierte Hannah ihre zitternde Hand. »Hier, der Zeigefinger.« Den Finger hatte es übel erwischt. Deanna musste ziemliche Schmerzen haben. Der Nagel fing bereits an, sich purpurn zu färben.
»Halten Sie die Hand hoch, damit sich das Blut nicht staut, und kommen Sie mit«, befahl Hannah und fühlte sich plötzlich in ihre Zeit in der Notaufnahme des Charlotte Memorial zurückversetzt. »Wir lassen erst einmal kaltes Wasser darüber laufen, um das gequetschte Gewebe zu kühlen.« Sie lotste die aufgewühlte Deanna hinüber an die Spüle, drehte den Hahn auf und hielt den Finger unter kaltes Wasser.
»So ein Mist.« Deanna schniefte. »Dass mir so etwas Dummes passiert! Warum habe ich nicht aufgepasst?«
»Das ist schnell mal geschehen.« Hannah zog einen Stuhl heran, damit sich Deanna setzen konnte. Anschließend öffnete sie das Eisfach des Kühlschranks, suchte und fand schließlich eine Tüte Tiefkühlerbsen. »Das müsste erst einmal funktionieren.« Sie drehte das Wasser ab. Behutsam und mit geübter Hand wickelte sie erst das dünne Geschirrhandtuch, dann den eiskalten Beutel um Deannas Finger.
Deanna schloss die Augen. »Tut gut.«
»Wir kühlen jetzt eine Weile, dann mache ich Ihnen einen Druckverband.«
»Meinen Sie, er könnte gebrochen sein? Es tut wahnsinnig weh.« Deanna sah mit gefurchter Stirn zu ihr auf.
»Eine Quetschung kann furchtbare Schmerzen verursachen«, erklärte Hannah
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