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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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können, wenn das Gespräch auf Kinder kam. Er verspürte keine Lust auf lärmende, rotznasige Zwerge in seinem Leben. Auch wenn Hannah davon träumte, eine Familie zu haben. Nein, für ihn war das nichts. Ihm war klar, dass er früher oder später dieses Problem mit ihr klären sollte, doch das hatte Zeit. Erst mussten sie ihre Beziehung wieder auf die Reihe bringen.
    In dem Augenblick, als sich eins der Kinder in einem plötzlichen Trotzanfall zu Boden warf, kam Sylvia aus der Küche, um die Bestellung aufzunehmen. Er war gespannt, wie sie mit den Bälgern umgehen würde. Während sich Sylvia redlich bemühte, Ordnung in das Chaos zu bringen, sah Shane noch einmal auf seine Armbanduhr. Verdammt, seit geschlagenen zwei Stunden wartete er nun auf Hannah. Verstohlen zog er den Flachmann aus der Brusttasche seiner Jeansjacke, um sich einen kräftigen Schluck zu gönnen. Das Fläschchen war fast leer. Shit, er brauchte Nachschub. Wo blieb das Weibsbild? Mit unsteter Hand ließ er den Flachmann zurück in die Tasche gleiten, inzwischen genervt von dem unermüdlichen Geplapper und Gezeter der Kinder.
    Plötzlich spitzte er die Ohren. Bildete er sich das ein, oder hatte er gerade wieder das Windspiel gehört? Er wünschte, diese Nervensägen würden endlich einmal Ruhe geben. Wenn Hannah jetzt nicht kam, würde er aufstehen und … Adrenalin schoss durch seinen Körper, als er ihre schmale Gestalt im Rundbogen entdeckte. Flink zog er seine Baseballkappe tiefer in die Stirn und rutschte herum, sodass Hannah nur seinen Rücken sehen konnte. Sein Atem beschleunigte sich. Sein Puls raste. Das Warten hatte ein Ende.

24. Kapitel
     
     
     
    K aum hatte Sam die Haustür geöffnet, stürmte Emilia Parker an ihm vorbei direkt ins Wohnzimmer, wo sie ihre schicke taubenblaue Lederhandtasche achtlos auf das Sofa warf. Trotz des feinen Kostüms, das sie an diesem Nachmittag trug, baute sie sich breitbeinig wie ein Cowboy und mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem steinernen Kamin auf. Beinahe hätte Sam angesichts ihres bühnenreifen Auftritts gelacht, aber ein Blick in ihre entschlossene Miene sagte ihm, dass Emilia mit ihrem Sohn ein Hühnchen zu rupfen gedachte. Innerlich aufseufzend ergab er sich in sein Schicksal.
    »Mom. Wie nett, dass du vorbeischaust.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die nach Chanel No. 5 duftende Wange.
    Emilias Augen verengten sich. »Komm mir nicht so, mein Lieber. Tu nicht so scheinheilig. Du weichst mir aus.«
    »Likörchen, Mom?« Sam wusste, dass sich Emilia nachmittags gern ein Gläschen gönnte. Eine Angewohnheit, die sie von ihrem Vater, dem alten Sverre Fredriksson übernommen hatte.
    Emilia ignorierte sein Angebot. »Seit Tagen hoffe ich auf ein Lebenszeichen von dir, Sam. Du sagtest, du würdest dich melden. Jetzt muss ich von einer Bekannten erfahren, die diese Neuigkeit übrigens bei Violet aufschnappte, dass eine junge Frau aus Ohio unter deinem Dach lebt. Ich frage mich ernsthaft, was eigentlich in dich gefahren ist. Wieso erzählt mir mein eigener Sohn nicht, dass er in wilder Ehe lebt?« Missbilligend schürzte sie die sorgfältig geschminkten Lippen.
    »Mom, bitte setz dich.« Behutsam lotste Sam seine Mutter an den Schultern Richtung Sofa. »So ist es nicht. Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber ich lebe gewiss nicht in wilder Ehe mit einer Frau, die ich vor wenigen Tagen noch nicht einmal kannte.«
    Emilia verharrte mit sehr geradem Rücken auf der Sofakante. Sie schien keineswegs versöhnt. Obwohl sie nun schon lange in den Staaten lebte, sah man ihr die europäische Herkunft deutlich an, fand Sam. Als junge Frau war sie aus Schweden für ein Urlaubssemester an die Universität von Charlotte gekommen. Dort hatte sie Sams Vater Hank, der dem Uni-Footballteam angehörte, kennen- und lieben gelernt. Aus dem halben Jahr, das sie ursprünglich hatte bleiben wollen, waren inzwischen Jahrzehnte geworden. Sie war eine zierliche Frau, die ihre Umwelt aus grauen, scheinbar kühlen Augen musterte. Ihre ehemals flachsblonden, nun silbern schimmernden Haare trug sie zu einem eleganten Chignon frisiert. Wer Emilia Parker näher kannte, wusste, dass sich hinter ihrem kontrollierten Äußeren eine liebenswerte, herzliche und hilfsbereite Person verbarg. Sam ließ sich ihr gegenüber in seinen Sessel sinken, während er nach geeigneten Worten suchte, um seiner Mutter die komplizierte Situation zu erläutern.
    »Warum hast du mich nicht eingeweiht?«, wollte sie wissen, nachdem er ihr das

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