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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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aufzutauchen und nach ihr zu fragen, als könnte ihn kein Wässerchen trüben. – Sie ist nicht da.«
    Hier fühlte sich ganz offensichtlich jemand verantwortlich für Hanna. Er nahm die kleine, wütende Person vor sich genauer in Augenschein. Es erstaunte ihn, dass Hanna und sie sich befreundet hatten. Grundsätzlich hätten zwei Frauen nicht verschiedener sein können. Allein die Markenklamotten, die die zierliche Person trug, einschließlich des Tops, von dem er sich fragte, wie das in einer italienischen Kirche erlaubt sein konnte. Die Art, wie die anderen sich kurz umgedreht und ihn ignoriert hatten, als diese Sonja auf ihn zukam, signalisierte ihm, dass sie als Anführerin der Truppe galt. Das entsprach auch ihrem Verhalten, das sie ihm gegenüber zeigte.
    Aber die Hanna, die er kannte, würde sich nie einer Führung beugen. Sie würde sich außen vor halten und ihr Ding durchziehen, egal, was diese Person dort anstellte. Eine Konstellation, die seiner Erfahrung nach leicht zu einem Zickenkrieg ausarten konnte. Er legte den Kopf ein wenig zur Seite. Konnte er sich so in Hanna täuschen? Zeit, diese Frau in ihre Schranken zu weisen und herauszufinden, was als Nächstes passierte.
    »Ihr Freund hat recht. Es geht sie nichts an.«
    Ihre Hände wanderten an ihre Hüften, wobei sie ihren Freund unsanft mit dem Ellbogen anstieß. Der nahm seinen Arm von ihrer Schulter.
    »Ach nein? Und was hält Ihre Ehefrau davon, dass Sie eine Affäre haben?«
    »Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    »Oh, die Tour also. Ihre Ehe ist beendet und Bine soll sich nur noch ein wenig gedulden, bis Sie die Scheidung einreichen?« Diesmal landete ihr Zeigefinger auf Bens Brust. Er ließ sie gewähren.
    »Und sie glauben allen Ernstes, Bine wäre so dumm, darauf reinzufallen?«
    »Was hat sie Ihnen erzählt?«
    Seine ruhig gestellte Frage stoppte sie. Ihre Wangen färbten sich rot. Sie wich seinen Augen aus.
    Nichts. Er wusste es. Dennoch, sie war eine gute Beobachterin. Vielleicht hatte sie etwas bemerkt oder gesehen, was ihm weiterhelfen konnte. Er würde es herausbekommen, aber nicht hier, nicht in dieser Kirche, nicht unter den neugierigen Blicken der anderen, die sich, seit sie ihr Gespräch lauter führten, auf ihn richteten. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn sich die Frau ein wenig abkühlte. Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Hören Sie ...« Er machte eine Pause.
    »Frau Weidmann!«
    Ben nickte und sah sie eindringlich mit ernstem Gesicht an. Vermutlich gehörte sie zu den Menschen, die sich an Beziehungen und Dramen hochzogen und geradezu davon lebten. Sie brauchte bloß einen Köder.
    »Ich habe vor zwei Wochen einen Fehler gemacht, weil ich unsicher war. Heute bin ich hier, um es wiedergutzumachen. Wieso treffen wir uns nicht in meinem Hotel«, sein Blick wanderte kurz zu dem Mann neben ihr »mit – Ihrem Freund?«
    »König. Ähm, Marco König, hallo«, stellte dieser sich auf Bens fragenden Blick hin etwas verlegen vor.
    »Dann können wir uns in Ruhe darüber unterhalten und Sie verraten mir, wo ich Sabine finden kann.«
    Ihrem Gesicht sah er an, dass ihr das nicht reichte, dass ein kleines Häppchen fehlte, um ihren Widerstand zu brechen. Bevor er darüber nachgedacht hatte, kam es über seine Lippen: »Ich liebe sie, ehrlich. Und ich möchte – ich kann – sie nicht verlieren.« Sein Magen krampfte sich zusammen. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus und er fragte sich, wem er gerade etwas vorlog und warum es ihm so schwerfiel.

11 Verbündete
    E r brauchte drei Seitenwechsel und musste einmal in eine Seitengasse einbiegen, bis er den Mann identifiziert hatte, der ihn verfolgte. Mit dem Handy am Ohr blieb er stehen, drehte sich mehrmals, während er ein Pseudogespräch führte, und schoss dabei mehrere Fotos. In der Folge legte er einige Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück, wobei er einen geschlossenen Waggon nutzte, um seinen Verfolger genauer ins Visier zu nehmen. Ohne seine Ausbildung hätte er den Mann nicht bemerkt. Wahrscheinlich bemerkte er ihn sogar überhaupt nur aufgrund seiner Erwartungshaltung. Als dieser bei der nächsten Station ausstieg, glaubte er sogar, sich getäuscht zu haben. Er stieg aus, wendete erneut die Taktik des ziellosen Umherstreifens und abrupten Stehenbleibens an und bemerkte einen neuen Verfolger. Wow – das waren Profis.
    Er setzte sich in eine Espresso-Bar und schickte die eben geschossenen Aufnahmen an Paul. So unangenehm die Situation war, erhöhte

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