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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Person zu einem hochbrisanten Spiel. Dass es eine Akte über ihn gab, wusste nur ein innerer Zirkel in ihrer Spezialeinheit. Zwischen ihnen herrschte ein Katz-und-Maus-Spiel. Lukas Benner wäre die mögliche Informationsquelle gewesen, um einen Zusammenhang zwischen der FoEI und militärischen Aktionen herzustellen. Außerdem hatte Lukas in dem Unternehmen von Konstantin Wolff gearbeitet, bis er Marie heiratete. Wenn er hinter der Falle mit der Geiselnahme in Algerien steckte, bei dem er zwei seiner Männer verloren hatte, dann bedeutete es, dass sie anfingen, sich ihm zu nähern. Ben beendete seinen Gedankengang, als der Kellner die bestellten Scaloppine Milanese an seinen Tisch brachte.
     
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« Die adrette blonde Frau, auf die er hinabsehen musste, hatte ihm die Frage auf Englisch gestellt. Sie hatte ihn entdeckt, bevor er Zeit hatte, einen Blick in die Kirche zu werfen. Gerüste standen an den Wänden, auf denen weitere junge Leute herumturnten.
    Er hörte den deutschen Akzent heraus, grinste sie an und nahm seine Sonnenbrille ab. Sie schenkte ihm ein aufreizendes Lächeln, was ein interessantes Grübchen in ihrem runden Gesicht zum Vorschein brachte. Die blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein Blick aus grünen, lustig funkelnden Augen schweifte über ihn. Da sich ihr Lächeln vertiefte, hatte sie offenbar entschieden, dass ihr gefiel, was sie sah.
    »Vielleicht. Ich bin auf der Suche nach jemandem.«
    »Oh, ein Deutscher.« Sie klimperte überraschtmit ihren langen Wimpern. Es fiel ihm schwer, sich dem Charme dieser kleinen, aber sehr energiegeladenen Person zu entziehen.
    Gestern Abend im Hotel hatte Ben seine Strategie geplant und beschlossen, direkt zur Kirche zu gehen, in der das Team um Professor Bartoli an einer Bestandsaufnahme der renovierungsbedürftigen Kunstwerke arbeitete. Auch wenn er bezweifelte, dass Hanna als Sabine Schmidt einfacher als bisher Freundschaften schloss, hatte die Truppe laut seiner Recherche inzwischen eine längere Zeit miteinander verbracht. Nach dem Polizeibericht war Hanna am Samstagabend das letzte Mal mit den anderen zusammen gewesen. Er sah einen Mann, schlaksig, mit lockigen braunen Haaren und Bart auf sie zukommen.
    »Wen suchen Sie denn?«, fragte die junge Frau weiter.
    Ben wandte sich ihr wieder zu. »Sabine Schmidt.«
    Ihre Wandlung brachte ihn kurz aus dem Konzept. Das Lächeln verschwand, ihre Füße stemmten sich energisch auf den Boden, sie richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Mann erschien erstaunlich flink neben ihr und legte ihr den Arm um die Schulter.
    Interessant, dachte Ben, also gab es etwas, das die beiden dazu veranlasste, ihm mit Vorsicht gegenüberzutreten. Er zuckte die Schultern, lockerte seine Haltung, öffnete die Arme ein klein wenig und zeigte dabei die Handflächen, um die beiden mit möglichst defensiven Körpersignalen zu beruhigen. Aber erst, als er entschuldigend lächelte, merkte er, dass ihre Anspannung nachließ. »Sie hat mir gesagt, dass sie an diesem Projekt arbeitet. Ich wollte mich nur mit ihr für später verabreden.« Sein Blick wanderte Verständnis suchend zu dem Mann, der ein flüchtiges Grinsen zeigte.
    Die junge Dame an seiner Seite blieb ernst. »Sie waren nicht zufällig am vorletzten Wochenende auch in Rom?« Der Ton war einen Tick feindselig, ihre Augenbrauen fragend hochgezogen, und sie studierte aufmerksam Bens Gesichtszüge.
    Er musste sich schnell entscheiden, ob er bejahte oder besser nicht. Er verließ sich auf sein Bauchgefühl. »Springen Sie mir an die Gurgel, wenn ich es bestätige?«
    »Wusst‘ ichs doch.« Ein neuer, diesmal inquisitorischer Blick wanderte über ihn und nahm jedes Detail in Augenschein, angefangen von seinen Haaren über den Anzug und die Uhr bis hin zu seinem Pseudo-Ehering. Ihr rechter Fuß tappte auf den Boden.
    »Sonja!«, mahnte der Mann an ihrer Seite, »es geht dich nichts an.«
    Sie schnaubte und warf ihm einen kurzen wütenden Blick zu. »Typisch Männer!«, giftete sie ihn an, »Wenn es darauf ankommt, haltet ihr immer zusammen.«
    »Du weißt doch überhaupt nicht, was los ist«, verteidigte sich ihr Freund.
    Hier gab es unterschwellige Emotion, die anfing hochzukochen, und Ben beschloss abzuwarten, was passieren würde.
    »Nein, ich weiß nur, dass sich Bine wegen diesem Typen ...«, ihr Finger zeigte auf Ben, «... die Augen aus dem Kopf geheult hat. Und der besitzt jetzt die Frechheit, hier

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