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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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dem Stuhl zurück, und visierte Ben an.
    »Das war der Status zur vorläufigen Untersuchung der Forensik. An Lukas Benners Herz zeigte sich ein zerstörter Bereich an der Herzwand, was offensichtlich darauf hindeutet, dass er bereits Infarkte hatte.«
    »Aber müsste man das in der Haftanstalt nicht wissen und hätte er nicht Medikamente bekommen?«, hakte Ben verblüfft nach.
    Der Oberste seufzte erneut abgrundtief. »Nein, nicht wenn es sich um sogenannte stumme Infarkte handelte.«
    »Stumme?«
    »Ja. Anscheinend gibt es die Möglichkeit, einen Herzinfarkt zu bekommen, ohne es selbst zu bemerken.«
    »Na toll. Mit anderen Worten, ein durch den Streit und Stress ausgelöster Herzinfarkt kann als natürliche Todesursache erwogen werden.«
    Mit verkniffenem Gesicht nickte der Oberst.
    »Was machen wir wegen Hanna?«
    Sein Vorgesetzter richtete sich in seinem Stuhl auf, legte die Arme auf den Schreibtisch. »Ihnen ist klar, dass wir nicht ausschließen können, dass Ihnen jemand gefolgt ist?«
    Ben rieb sich die Schläfen. Die Vorwürfe in seinem Kopf waren seit seiner Abreise aus Rom nicht verstummt. Die letzten drei Stunden hätte er sich liebend gern selbst verprügelt, aber das nützte auch nichts, und das wusste er nur zu gut.
    »Bisher gibt es keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen. Ein italienischer Polizeibeamter ist zu Hannas Arbeitsstelle geschickt worden, um herauszufinden, was man dort über ihr Verbleiben weiß.«
    Ben richtete sich auf und fixierte den Oberst. »Sie haben nicht ernsthaft vor, die Suche nach Hanna der Polizei zu überlassen.«
    »Nein, natürlich nicht. Wenn ihr etwas zugestoßen ist ...«, Hartmann fuhr sich mit den Händen erneut durch die Haare. Die Falten in seinem Gesicht traten deutlich hervor. »Ich habe ihr damals gesagt, dass ihr nichts passieren wird, dass ich immer auf sie aufpassen werde. Mist, verfluchter!«
    »Meine Tasche ist gepackt. Mein Flug geht am frühen Nachmittag.«
    »Sie sind bis Ende der Woche noch krankgeschrieben. Stornieren Sie den Flug.«
    »Oh nein, ganz bestimmt storniere ich ihn nicht. Ich habe Hanna in Gefahr gebracht und ich werde hier garantiert nicht rumsitzen und mich von meiner Schwester betütteln lassen, während Hanna in Gefahr schwebt.«
    »Und ich werde Sie körperlich verletzt und emotional beteiligt nicht in einen Einsatz schicken.«
    »Ich bin nicht emotional beteiligt.«
    »Ach, nein?« Ironie troff aus der Stimme seines Vorgesetzten. »Stimmt ja, in Ihrem Hotelzimmer in Rom war ja das Badezimmerschloss defekt, nicht wahr?« Hartmann nickte siegessicher.
    Ben atmete scharf ein. »Und Sie hegen keine Gefühle für Hanna oder ihren Stiefvater? Sie sind neutral?«
    »Sie stornieren Ihren Flug, das ist mein letztes Wort«, wischte Oberst Hartmann seine letzte Anmerkung vom Tisch. »Sie sind krankgeschrieben und Sie bleiben exakt hier in Berlin in Ihrer Wohnung. Sollten Sie die Nase zur Haustüre rausstrecken oder die Dreistigkeit besitzen, in ein Flugzeug zu steigen, schwöre ich ihnen, dann wird das Folgen für Sie haben. Verstanden, Major Wahlstrom?«
    »Verstanden.«
    »Das ist ein Befehl.«
    »Ich bin krankgeschrieben, wie Sie eben ausgeführt haben. Ich unterstehe zurzeit nicht Ihrem Kommando.« Ben erhob sich von seinem Stuhl. »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Mit hochrotem Kopf starrte ihn sein Vorgesetzter an, schnappte nach Luft. Seine Hand schwebte über dem Telefon.
    Ben schüttelte den Kopf. »Versuchen Sie erst gar nicht, mich aufzuhalten, Oberst Hartmann, nichts wird mich davon abhalten, Hanna zu suchen.«
     
    Der Vorteil, einer Spezialeinheit anzugehören, bestand darin, auf ein Dutzend neue Identitäten zugreifen zu können. Verdeckt arbeitete man allein oder in kleinen Teams. Die Aktion Hanna war von Anfang an eine Angelegenheit zwischen ihm und seinem Oberst gewesen. Ben hatte seinen Haaren einen schwarzen Ton verpasst, trugt einen dunkelgrauen Anzug und ein schwarzes Hemd und hatte eine Laptoptasche dabei, die genug Platz für seine Klamotten bot. So kam er – nur mit Handgepäck – zügig durch die Kontrolle. Eine Armani Sonnenbrille, eine goldene Rolex und ein Ehering vervollständigten sein Outfit als erfolgreicher Manager eines schwedischen Automobilkonzerns. Zum Glück war seine Haut durch den mangelnden Aufenthalt im Freien mittlerweile heller als sonst.
    Da der Flieger erst um siebzehn Uhr zwanzig Ortszeit landete, blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Besuch bei Professor Bartoli auf den nächsten Tag zu

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