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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Rufs erstickte aber an dem Knebel. Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf einen Stuhl. Die Schmerzen in ihrem Kopf ignorierend, schlängelte sie sich zu ihm. Wieder spannte sie ihre Muskeln an und versetzte mit ihren Beinen dem Stuhl einen heftigen Stoß, sodass er polternd umkippte. Sofort verebbten die Stimmen draußen. Sie rief um Hilfe, ein völlig sinnloses Unterfangen, doch sie musste etwas tun, bevor er mit seinen Lügen ihre mögliche Rettung vertrieb.
    „Mach dir keine Sorgen, ich habe hier alles im Griff, halt dich einfach an das, was wir besprochen haben.“ Sie konnte ihn nun gut verstehen.
    Sie hörte erst zögerliche Schritte auf dem Holzsteg, vermutlich hochhackige Schuhe, dann veränderten sie sich zu einem sicheren Gang. Verzweifelt stieß sie ein weiteres Mal mit aller Kraft gegen den Stuhl und schleuderte ihn an die Wand. Übelkeit stieg in ihr hoch, sie atmete flach und unterdrückte den Würgereiz. Dann hörte sie, wie die Schritte auf dem Holzsteg verebbten. „Nein“, stöhnte sie in den Knebel.
    Die Tür öffnete sich. Mit einem Kopfschütteln näherte sich ihr Schwager.
    „Hanna, du machst uns die ganze Sache unglaublich schwer.“
    Sie spannte ihren Körper an, versuchte, ihre Beweglichkeit und ihre Optionen einzuschätzen, als sich Lukas ihr langsam näherte. Ihr Bewegungsspielraum war äußerst gering, Lukas verstand es, Menschen zu fesseln.
    Lukas ging federnd vor ihr in die Hocke. Er hatte sein Hemd geöffnet und die Krawatte gelockert. Er schüttelte leicht den Kopf. „Schade, ich dachte du würdest bewusstlos bleiben, dass wäre einfacher für dich gewesen.“
    Sie starrte ihn an, versuchte zu begreifen, was er meinte, was er von ihr wollte, und prallte zurück vor der Kälte in seinen Augen und dem emotionslosen Gesichtsausdruck. Du hast ihn nie fotografiert, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Nein, hatte sie nicht.
    Sein Mund verzog zu einem bedauernden Lächeln. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
    Hanna reagierte, ohne weiter nachzudenken. Sie schoss hoch, rammte ihren Kopf mit aller Kraft in seinen Bauch. Mit diesem Angriff hatte er nicht gerechnet. Doch es nutzte ihr nichts. Bevor sie sich auf ihn werfen konnte, was ihr in ihrem gefesselten Zustand auch nicht weitergeholfen hätte, stieß er sie zurück auf den Boden. Vor ihren Augen wurde es schwarz, und sie kämpfte gegen die Schmerzen und die Bewusstlosigkeit an, in die sie ihr Kopf gleiten lassen wollte.
    Er schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich eine echte Kämpferin …“, eine Hand hielt sie auf den Boden gepresst, während die andere nach etwas griff, das sich in seiner Hosentasche befand. „Aber das wird dir nun nichts mehr nützen.“
    Blitzschnell kam die andere Hand, presste ihr einen Lappen über den Mund und die Nase. Sie machte nicht den Fehler, das Tuch abzuschütteln. Das hatte sie damals bei ihrer Entführung versucht. Sie wusste, dass sie damit nur noch viel mehr von dem Chloroform eingeatmet hatte. Stattdessen versuchte sie, so flach wie möglich zu atmen. Vielleicht gab ihr das die Chance, früher zu erwachen als von ihm geplant.
     
    Bevor Hanna die Augen öffnete, lauschte sie angestrengt. Wie bei ihrem ersten Erwachen hörte sie seine leise Stimme. Diesmal konnte sie nicht verstehen, worüber er sprach. Das Gespräch hatte Pausen, was sie folgern ließ, dass es sich um ein Telefonat handelte. Sie prüfte ihre Fesseln, sah sich um und stellte fest, dass sich ihre Situation um keinen Deut gebessert hatte. Ein verzweifeltes Stöhnen kam über ihre Lippen, und erst da wurde ihr bewusst, dass sie nicht mehr geknebelt war. Das war ihre Chance, vielleicht die einzige, die ihr noch blieb. Sie schrie, was ihre Lungen hergaben.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Lukas kam hereingestürzt. Hanna holte Luft.
    „Ich melde mich später, sorge du dafür, dass mich niemand vermisst“, sagte er ins Telefon. Bevor Hanna ein weiteres Mal schreien konnte, legte er auf.
    Er sah sie an, schüttelte bedauernd den Kopf. „Nicht gut, Schwägerin, du hättest es mit dem Sterben leichter gehabt, wenn du weitergeschlafen hättest.“
    Sie atmete heftig ein und aus. Tränen stiegen ihr in die Augen, rollten langsam an den Seiten herab, tropften auf den Boden. Er streckte die Hand aus, fing eine Träne mit den Fingerspitzen ab. Nachdenklich betrachtete er die Flüssigkeit auf seinem Finger.
    „Interessant, ich habe dich noch nie heulen gesehen.“
    Die erste Gefühlsregung von ihm, Hanna klammerte sich

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