Hannas Wahrheit (German Edition)
er auf die grüne Taste, aber es war zu spät. Sein Blick ging zur Wohnung hoch, wo das Licht gerade ausging. Es machte ihn wahnsinnig, dass er nicht handeln konnte. War es Hanna Rosenbaum gewesen, die ihn zu erreichen versucht hatte? Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Starrte wieder auf die Fenster hoch. In seinem Bauch bildete sich ein Knoten. Verdammt, er war diese verfluchte Warterei, bis endlich jemand einen Fehler machte, leid. Er war jemand, der handelte. Wenn Hanna Rosenbaum die Informationen gefunden hatte, die sie suchten, aber nicht bereit war, mit ihnen zu kooperieren, musste er eben einen anderen Weg finden, sie zum Reden zu bringen. Das war doch sein Spezialgebiet. Aber sie würden erst einen Haftbefehl benötigen, dafür bräuchten sie einen begründeten Verdacht. Nein, das war nicht sein Weg.
Vertieft in seine Gedanken, welche Optionen ihm zur Verfügung standen, hätte er sie fast übersehen. Sie bewegte sich im Schatten der Häuser. Schnell drückte er sich dicht an seinen Baumstamm und hatte das Glück, dass sie die andere Straßenseite für ihre Flucht verwendete. Sie verharrte, lauschte, sah sich aufmerksam um. Ihr Blick strich über die Fahrzeuge, die am Rand parkten. Ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie sich wieder in Bewegung setzte. Das war die Gelegenheit, die würde sich ihm so schnell nicht wieder bieten. Wenn Hanna Rosenbaum unbemerkt bleiben wollte, sehr gut. Er brauchte nur auf den passenden Ort zu warten, wo er sie gefahrlos überwältigen konnte. Es musste schnell passieren, in einem Moment, wo er sie überraschte, sodass ihr keine Zeit mehr für Widerstand blieb. Dann würde er schon einen Weg finden, sie zum Reden zu bringen.
Auf dem Weg zum Taxistand bekam Hanna das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie beschleunigte ihre Schritte, wechselte die Straßenseite, blieb abrupt stehen. Aber egal wie oft sie sich umdrehte, sie konnte niemanden entdecken. Die Straßen waren leer, was kein Wunder war um diese Uhrzeit. Sie ärgerte sich, dass sie nicht noch ein paar Stunden gewartet hatte. Ihr Herz schlug schneller, und sie war erleichtert, als sie den Taxistand erreichte.
Obwohl es ein Fahrzeug von DriveNow ganz in ihrer Nähe gab, hatte sie sich für eines am Flughafen entschieden, um es einem möglichen Verfolger schwerer zu machen. Seit zwei Jahren war sie Mitglied in dem Carsharing-Unternehmen, und es hatte sich als äußerst praktisch erwiesen, obwohl sie kein Handy besaß. Über einen Internetzugang und die Eingabe ihrer Identifikation konnte sie feststellen, ob sich ein freies Fahrzeug in ihrer Nähe befand. Der Rest war einfach. Sie brauchte nur ihre persönliche Karte, und schon konnte sie losfahren.
Major Wahlstrom fluchte. Was hatte er gedacht? Dass sie durch einen dunklen Park ging oder mit der S-Bahn fuhr? Er wusste, es war zu weit, um zu seinem Auto zurück zu sprinten. Kurz überlegte er, ebenfalls ein Taxi zu nehmen, aber das wäre zu auffällig gewesen. Er lief zu seinem Auto zurück. Was konnte Hanna Rosenbaum bei ihrer Recherche entdeckt haben, das sie bewog, mitten in der Nacht in ein Taxi zu steigen? Er war sich jetzt sicher, dass es ihr Anruf gewesen war, den er verpasst hatte. Der Anruf und dass sie die Wohnung verlassen hatte, lagen zu dicht beieinander.
Denk nach, sagte er sich, aber er hatte keinen blassen Schimmer, wohin Hanna Rosenbaums Fahrt gehen konnte. Wütend schlug er mit den Händen auf das Lenkrad. Diese Frau machte ihn wahnsinnig, weil sie so unvorhersehbar und scheinbar ohne Plan agierte. Er atmete ein paar Mal tief durch und ging seine Optionen durch. Er konnte das BKA einschalten und anhand der Taxinummer herausfinden, wo die Fahrt hinging. Das würde aber noch lange nicht heißen, dass Hanna redete, sobald sie sie in Gewahrsam hatten. Nein, es war besser, seinen Plan weiterzuverfolgen und dem ganzen Katz-und-Maus-Spiel ein Ende zu bereiten. Er wählte eine Nummer.
„Hi, Ben, was ist?“
„Hi, Paul, ich brauche deine Hilfe.“
Hanna ließ sich am Flughafen Tegel absetzen. Das Fahrzeug stand exakt da, wo sie es über das Portal in ihrem Webbrowser reserviert hatte. Sie legte ihre Karte auf die Windschutzscheibe, gab ihren Code ein und sie konnte in den Mini Cooper einsteigen. Dann fuhr sie nach Potsdam. Am Anfang der Leiterstraße parkte sie. Hier war einst ihr Zuhause gewesen. Eine kleine Mietwohnung, in der sie sich ein Zimmer mit ihrer Schwester geteilt hatte. Mama und Papa. Hier war ihre Welt
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