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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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ihrem Erbrochenen weg. Mühselig, Zentimeter um Zentimeter.
    „Du musst mich nicht töten“, erklärte sie leise.
    Mitleidig sah er sie an.
     „Doch Hanna, wenn du tot bist wird Marie wieder vernünftig werden, Armin wird verstehen, dass er besser mit seinen Nachforschungen aufhört, und die Organisation sieht, dass ich alles im Griff habe, so wie bei jeder Krise.“
    „Die Organisation?“
    Er nickte anerkennend. „Du bist gut.“
    „Ich werde sterben, macht es da noch einen Unterschied, was ich weiß und was nicht?“
    Ein leises Vibrieren stoppte den Redefluss von Lukas. Er zog sein Handy aus der Hosentasche, betrachtete es und stand auf.
    „Genug geplaudert. Noch irgendwelche letzten Worte, bevor du vor deinen Schöpfer trittst? Möchtest du Chloroform haben, damit Du einschläfst?“
    Hanna schüttelte den Kopf. Es war der Moment, wo sie die Hoffnung aufgab und ihr Schicksal akzeptierte. Eine seltsame Ruhe überkam sie. Sie hatte keine Angst vor dem Tod. Lukas hatte keine Ahnung, was wirklich hinter dem Tod der kleinen Ifechi steckte. Sie war das Opfer für ein Heilmittel von HIV für Kinder gewesen. Marie was sicher, solange Lukas nicht die Wahrheit herausfand. Es war nur traurig, dass der Tod so vieler Menschen umsonst gewesen war. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte Major Wahlstrom recht, und es gab Daten von den Versuchen, die Rukia Mutai und Frederike Schneider an den Kindern vorgenommen hatte. „Es gibt Schönheit mitten im Leiden, Freude in der Trauer, Hoffnung in der Verzweiflung und neues Leben sogar im Tod.“ Vielleicht war ihr Tod das, was Marie brauchte, um ihr die Augen zu öffnen und sie handeln zu lassen. Würde sie den Mut finden, zur Polizei zu gehen und die Wahrheit zu sagen?
    Als Hanna das Jagdmesser in seiner Hand sah, bekam sie wieder Angst. Nicht vor dem Tod, aber vor den Schmerzen. Es tat nicht weh, als das Messer in ihrer Seite verschwand, so scharf war es. Er sah ihr dabei in die Augen. Seine Hand führte das Messer ein ganz klein wenig nach oben. Hanna zog scharf die Luft ein.
    Sein Mund neigte sich zu ihrem Ohr. „Tut mir leid, dass es wehtut, aber ich muss sichergehen, dass du diesmal wirklich stirbst.“ Er zog das Messer aus ihrem Körper.
    Hanna fühlte, wie das Leben anfing, aus ihr hinauszufließen. Er erhob sich, ging zurück zur Küche. Sie beobachtete, wie er den Schrank unter dem Herd öffnete und die Gasflasche aufdrehte. Als Nächstes machte er die Ventile an den Herdplatten auf. Auf den Esstisch stellte Lukas eine Kerze. Dann wandte er sich ihr zu, runzelte die Stirn. „Nein, ich glaube, du bist auf dem Boden nicht richtig.“ Er ging in die Hocke, hob sie mühelos auf die Arme und legte sie auf die Couch. Hanna spürte, wie sich in ihren Kopf alles anfing zu drehen. „Wehr dich nicht dagegen, schlaf einfach ein. Es ist schon alles arrangiert. Dein Abschiedsbrief ist geschrieben, das Gutachten der Psychologin über deine Depression liegt vor. Ein Opfer, das nie über das Verbrechen in ihrer Vergangenheit hinweggekommen ist. Sie kehrt an den Ort des Verbrechens zurück. Beschließt, sich selbst umzubringen. Macht das Gas an, entzündet eine Kerze und legt sich dann auf das Sofa zum Sterben.“
    Hanna folgte ihm mit den Augen, sah, wie er mit einem Feuerzeug die Kerze anzündete. Er legte es neben die Kerze. „Fast so melodramatisch wie in den Stücken des guten Shakespeare.“
    Bevor er die Tür schloss, lächelte er ihr noch einmal zu. „Mach es gut, Hanna, und keine Sorge ich kümmere mich um Marie, deine Mutter und Ben.“
    Ihr war nicht klar, was er mit diesen Worten beabsichtigte. Glaubte er tatsächlich, dieser Gedanke würde sie trösten, oder war es seine Absicht, ihr eine letzte Qual aufzuerlegen? Hanna merkte, wie ihre Kräfte nachließen. Sie hörte auf, um ihr Leben zu kämpfen.
    Die Explosion war nicht so laut, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihr Kopf hämmerte und hinderte sie daran, sich in die Bewusstlosigkeit zu flüchten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass Lukas ihre Verletzung am Kopf wohl nicht in seine Planungen einbezogen hatte. Oder wie würde sich der Schlag auf den Kopf mit der Selbstmordtheorie in Einklang bringen lassen? Was würde Harry wohl über ihren angeblichen Selbstmord denken? Würde er einen Artikel über sie schreiben? Hanna hörte, wie sich das Feuer durch das Holz fraß, spürte die Hitze, die ihre Haut verbrannte. Sie atmete tief ein, hoffte auf eine gnädige Bewusstlosigkeit,

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