Hannas Wahrheit (German Edition)
entschlossen daran.
„Warum, Lukas? Warum willst du mich töten, ich verstehe das nicht.“
Mit genügend Abstand ließ er sich im Schneidersitz vor ihr nieder. Sein Hemd hatte er gegen ein schwarzes T-Shirt getauscht, die Anzughose gegen eine dunkelgrüne Militärhose. Sie hatte keine Ahnung, weshalb er diese Klamotten trug.
Er seufzte. „Glaub mir, ich mache das nicht gern. Es ist ein Risiko mit diesem Wahlstrom im Nacken, aber du hast dich in Dinge eingemischt, die dich nichts angehen.“
„Ich habe mich nicht eingemischt.“
„Die Bilder, die Show und gestern Nacht der Einbruch auf unsere Server.“
„Woher weißt Du das?“
„Hanna, Hanna, was denkst du, das Viktor schlauer wäre als Angelika?“
Alle Farbe wich aus Hannas Gesicht. Lukas wusste von Viktor. Sie hatte ihn und Nina in Gefahr gebracht.
Lukas erriet ihre Gedanken. „Erzähl mir was du herausgefunden hast, vielleicht kann ich sie am Leben lassen.“
Fieberhaft überlegte Hanna, was sie ihm sagen sollte. Sie dachte an die hochhackigen Schuhe, die sie auf dem Steg gehört hatte. Angelika Winters steckte mit Lukas unter einer Decke. Würden Viktor und Nina begreifen, dass etwas schiefgelaufen war, wenn sie nichts von ihr hörten? Und was war mit Marie? Was hatte er mit ihr gemacht? Oder steckte sie mit unter der Decke? Sie musste versuchen Zeit zu gewinnen.
„Ein Kind ist gestorben.“
Er wartete, dass sie weiterredete. Hanna fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
„Es war ein Kind, das HIV hatte und in dem Dorf lebte.“
Sie machte eine Pause, hoffte, dass er den Faden aufnehmen und weiterspinnen würde. Doch er tat ihr den Gefallen nicht.
„Die Medikamente der Therapie stammten von Medicares.“
Er lachte leise, schüttelte den Kopf. „Und deshalb dachtest du, Armin würde hinter der ganzen Sache stecken. Weil er schon einmal bei der Zusammensetzung der Medikamente gemogelt hat.“
Sie nickte leicht, schwieg und hoffte, er würde weiterreden, damit sie erfuhr, was er wusste und was nicht.
„In gewisser Weise ist das gar nicht so falsch. Nur war es nicht Medicares, die die Medikamente für das Dorf lieferten, sondern wir.“
„Wir?“
„Ja, wir.“
„Du und Marie?“, fragte sie vorsichtig nach.
Er fing wieder an zu lachen. „Marie.“ Lukas machte eine abfällige Geste mit der Hand. „Deine Schwester, die immer noch daran glaubt, dass sie eines Tages ein Heilmittel für HIV findet. Wie dumm, dabei verdienen wir Millionen an der Infektion. Nein, aber das tut hier nichts zur Sache.“
„Und weil du nicht riskieren wolltest, dass es herauskommt, hast du ein ganzes Dorf getötet?“
„Hört sich schlimm an, wenn du es so sagst. Aber ja, so ist es. Alle Kinder hatten das Medikament bekommen. Die Leiterin der Forschungsabteilung hat ohne unser Wissen Untersuchungen vornehmen lassen und wollte die Ergebnisse vor einem Gremium der WHO veröffentlichen. Das konnte ich unmöglich zulassen“
„Geld. Sie alle starben, damit du dir deinen Luxus leisten kannst.“
„Nicht so überheblich, liebe Schwägerin. Ich bin nicht der Einzige und auch nicht der Erste, der sich an dem Land bereichert. Außerdem waren in den Medikamenten immer noch genug Wirkstoffe, dass die Kinder normalerweise mit der Infektion hätten leben können. Eine solche Säuberungsaktion kostet viel Geld, und ich hätte es nicht getan, wenn es sich hätte vermeiden lassen.“
„Du warst da?“
„Ja, ich habe den Einsatz selbst geleitet.“
Während Lukas sprach, versuchte sie, die Fesseln an ihrem Handgelenk zu lockern. Es war kein Kunststoffseil, das er verwendet hatte, sondern ein Hanfseil.
„Was machst du da?“
Er stand auf, näherte sich ihr von hinten. Sie wusste, es würde ihre letzte Chance sein. Sie warf sich herum, winkelte ihre Beine an und fegte Lukas von den Füßen. Sie machte sich klein, versuchte ihre gefesselten Hände nach vorne zu bringen, aber da war Lukas bereits wieder auf den Beinen, packte sie und schlug ihr ins Gesicht. Blut tropfte aus ihrer Nase. Er zog sie an sich.
„Verdammt noch mal Hanna, tu dir selbst einen Gefallen und gib endlich auf.“ Brutal warf er sie auf den Boden. Sie rollte sich ein, ihr Kopf pochte und sie spürte, wie die Übelkeit in ihr hochstieg. Diesmal gelang es ihr nicht, die Übelkeit zu kontrollieren, sie würgte. Angewiderte sah er auf sie herab, wie sie sich auf den Boden erbrach. Tränen traten ihr in die Augen, es war demütigend. Als alles heraus war, rutschte Hanna von
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