Hannas Wahrheit (German Edition)
damit ihr weitere Schmerzen erspart blieben. „Aber nicht mein Wille geschehe …“, flüsterte sie leise, „… sondern dein Wille geschehe, o Herr.“
Wille
E r hatte gewusst, dass die Warterei ein Ende hatte. Während Paul Gerlach seine Nachforschungen anstellte, war Ben Wahlstrom nach einem kurzen Schlaf ins Büro gefahren. Er war die Protokolle der letzten Nacht durchgegangen, ein Telefongespräch zwischen Marie und Hanna hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Doch ein Kontrollanruf bei den Überwachern der Benners hatte nur ergeben, das sich Marie vom Büro wegen einer Migräne abgemeldet hatte, während Lukas Benner ins Büro gefahren war. Sein Auto hatte den ganzen Tag über in der Firmengarage gestanden. Das führte also nicht weiter, aber er war sich nun sicher, dass Hanna Rosenbaum nicht in ein Flugzeug gestiegen und geflüchtet war. Er bat Paul, die Nachforschungen bei den Autovermietungen zu verstärken. Als Nächstes war er in die Wohnung von Hanna Rosenbaum gefahren, vielleicht entdeckte er irgendwelche Hinweise, was sie in der Nacht herausgefunden hatte. Die Art, wie sie alles hinterlassen hatte, zeigte ihm, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Hanna Rosenbaum schien mit ihrer Recherche Erfolg gehabt zu haben. Ein Glas stand auf dem Couchtisch, auf dem ganzen Schreibtisch waren Zettel verteilt. Auch ihre Notizen lagen da. Hanna Rosenbaums Schlussfolgerungen gingen in dieselbe Richtung wie bei ihnen. Er fühlte die prickelnde Erregung, wenn er die Fährte eines Verbrechens aufgenommen hatte und sie sich auf das Ende zubewegten. Die Frage war nur, was sie konkret gefunden hatte. Er würde es schon aus ihr herausholen. Er nahm sich eine Tasche und packte Klamotten von ihr ein. Unterwäsche, Longshirts, Pullis, Jeans, Socken, Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Duschgel, Shampoo, Creme, Tampons und ein paar Turnschuhe. Sein Blick fiel auf eine alte Strickjacke. Die mit den Lederflicken, in die sie sich nach dem Kampf mit ihm eingekuschelt hatte. Er zögerte kurz, dann packte er sie ein.
Er fuhr in seine Wohnung und packte seine Ausrüstung zusammen. Jetzt war er vorbereitet, sich Hanna Rosenbaum, bei der nächsten Gelegenheit zu schnappen. Er würde Ruhe und Zeit brauchen, um die Informationen aus ihr herauszuholen und die würde er bei einem Verhör in Deutschland nicht haben. Sein Handy vibrierte.
„Ja.“
„Keine Autovermietung, aber sie ist Mitglied bei einem Carsharing-Unternehmen mit dem Namen DriveNow. Wenn sie sich darüber ein Fahrzeug besorgt hat, dann wäre das ein echtes Glück für uns. Die Fahrzeuge melden ihre Standorte schön brav ins Internet, damit die Mitglieder bequem das nächstgelegene Fahrzeug finden. Soll ich eine richterliche Verfügung organisieren?“
Er schwieg, statt zu antworten. Er brauchte einen Vorsprung. Paul Gerlach und er hatten schon eine Menge gemeinsam erlebt, dennoch war er sich nicht sicher, ob er ihn in die Sache mit hineinziehen sollte.
„Ich verstehe, du denkst, das macht noch keinen Sinn.“ Er grinste. Paul kannte ihn einfach zu gut.
„Denkst du, es gibt eine Möglichkeit, es anders herauszufinden?“
„Wird ein Weilchen dauern.“
„Kein Problem.“
Major Wahlstrom erreichte das Ende des Waldwegs, den das damalige Einsatzkommando genommen hatte. Dort stand der weiße Mini Cooper mit dem Logo von DriveNow. Er stieg aus seinem Auto, trat an die Windschutzscheibe des Autos heran. Tatsächlich stand das Zeichen auf dem elektronischen Feld auf Rot, was laut den Informationen von Paul bedeutete, dass es weiterhin für Hanna Rosenbaum reserviert war.
Er zog sein Handy heraus. „Hallo, Paul, du hast grünes Licht.“ Er legte direkt wieder auf. Paul wusste, was er zu tun hatte. Die Informationen konnten ans BKA weitergegeben werden. Ab jetzt tickte die Uhr für ihn. Er musste sich beeilen, wenn er zuschlagen wollte. Major Wahlstrom fühlte das erregende Prickeln, das seinen Körper durchströmte, wenn ein Einsatz auf einen entscheidenden Punkt zulief. Der Jäger hatte seine Fährte aufgenommen, und das Opfer saß in der Falle.
Die Explosion war leise. Er duckte sich, sondierte die Lage. Aus der Hütte am See züngelte Feuer. Weit und breit konnte er keine Menschenseele ausmachen. Dass er sofort handeln musste, spürte er mit jedem Herzschlag. Er blieb in Deckung, während er sich auf die Hütte zu bewegte, dabei schlug er Haken, um einen anderen Blickwinkel auf die Umgebung zu erhalten. Sein jahreslanges Training und die Kriseneinsätze
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